Das Kessler Field in Schweinfurt machte in den vergangenen zwei Jahren Furore als Kulturstandort, denn hier fand der Kultursommer der Stadt auf einer Open Air Bühne statt. In einigen Jahren wird das südliche Kessler Field wieder neu erfunden: als Klima-Leuchtturm. Nun gibt es einen ersten Entwurf, wie die Schweinfurter zukünftig im Klimadorf wohnen könnten.
Im vergangenen Jahr hatten die Büros Baumschlager Eberle Architekten aus Lustenau in Österreich, Schirmer Architekten und Stadtplaner (Würzburg) sowie Planstatt Senner (Überlingen am Bodensee) den städtebaulichen Rahmen für das Areal geschaffen und eine Art Klimadorf mit fünf Höfen vorgegeben. "Gartenstadt im 21. Jahrhundert", nennt Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) die Entwicklung am Kessler Field, die für das zukünftige klimaneutrale Bauen und Wohnen in Unterfranken wegweisend sein wird.
Nun haben die Berliner Büros Frölichschreiber Architekten GmbH und A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH einen Entwurf präsentiert, wie diese Höfe gebaut werden könnten und wurden unter zwölf Vorschlägen beim Architektenwettbewerb zum Sieger gekürt. Der OB zeigte sich beeindruckt von den Ideen, denn die Architekten hätten keine leichte Aufgabe zu erfüllen gehabt. Es sei ein Dreiklang zu schaffen, befand Sebastian Remelé: "Die Menschen sollen gerne dort wohnen wollen. Der Entwurf soll Maßstab für die Gestaltung der restlichen Höfe sein und es ist ein Modellvorhaben Klimaanpassung im Wohnungsbau in Schweinfurt."
Die Architekten Henrik Frölich und Sabrina Schreiber, die die Entwürfe vorstellten, stellten sich vor allem zwei Fragen: Wie möchte man hier leben? Wie kann man die Klimaziele realisieren? Das Büro setzt vor allem auf Holz, plant drei Häuser, die einen grünen Innenhof umschließen, in dem sich Menschen treffen können, es einen Spielplatz gibt und Gemeinschaftsgärten. Spannend auch der Ansatz, aus dem Aushub der Baustelle einen kleinen grünen Hügel im Hof zu formen.
Bis zu 80 Wohnungen in den drei Häusern vorgesehen
Entstehen würden in den drei Häusern insgesamt 80 Wohnungen, von Zwei-Zimmer- bis 5-Zimmer-Appartements sowie besondere Wohnformen für Senioren oder Wohngemeinschaften, und drei gewerbliche Einheiten. Es gibt keinen Keller, die Abstellräume wären in den Erdgeschossen. Das Besondere: Alle Gebäude sind aus Holz, nur die Treppenhäuser aus Brandschutzgründen aus Recyclingbeton.
Gestalterisch ansprechend in den Entwürfen sind auch die holzverschalte Fassade und die Balkone der Wohnungen sowie die Fassaden- und Dachbegrünung. Ein besonders wichtiges Thema: die Energieversorgung. Klimaneutral mit Luft-Wärmepumpen, den grünen Strom gibt's aus Photovoltaikanlagen mit Speichern. Innen in den Räumen sind Flächenheizungen an Lehmputzwänden vorgesehen, klassische Heizkörper braucht es dann nicht.
Der nun präsentierte Siegerentwurf wird nicht sofort realisiert, sondern ist nun die Grundlage für ein Vergabeverfahren, mit dem die Stadt einen Investor für das Projekt sucht. Realistisch ist, dass in gut vier bis fünf Jahren die ersten Häuser nach den nun gezeigten Entwürfen stehen könnten.
Wohnbebauung im Kessler Field insgesamt auf zehn Hektar geplant
Das Gebiet Kessler Field ist insgesamt mit dem Bereich für die Einfamilienhäuser im Bereich des Baseballfeldes rund zehn Hektar groß. Entstehen sollen im Endausbau 230 Wohneinheiten sowie 25 Gewerbeeinheiten für rund 700 Einwohner. Begrenzt wird das Kessler Field im Norden durch Yorktown, im Süden durch die Willi-Kaidel-Straße sowie zwei Firmen in der ehemaligen Turnhalle und der früheren Bowlingbahn. Im Osten liegt die Heeresstraße, im Westen das Gelände des Reitvereins, das nach dessen Insolvenz überplant wird, sowie die International School of Mainfranken.
Außerdem plant die Stadt, die Heeresstraße und nicht die parallel verlaufende Floridastraße als Haupterschließungsstraße, von dort aus baut man Abzweige in das Kessler Field. So kann man später auch eine mögliche weitere Erschließung von Mönchskutte oder Pfannäcker als Wohngebiete realisieren. Bei der DDC soll statt des derzeitigen Parkplatzes ein bis zu vier Stockwerke hohes Gebäude als Quartiersgarage mit Büroflächen entstehen.
Auf das Dach der DDC soll eine große Photovoltaik-Anlage sowie Richtung Westen, zum großen Quartiersplatz hin, ein Anbau für Gastronomie. Die alte Bowling-Halle, ebenfalls gewerblich genutzt, bleibt. Dahinter finden sich auch genügend Parkplätze für DDC und den Hallen-Nutzer.
Die Willi-Kaidel-Straße soll zu einer Klima-Allee werden, darüber hinaus wird das Gewerbegebiet Hainig, direkt im Anschluss an Yorktown, nur fußläufig, aber nicht mit einer weiteren Straße angeschlossen. Gesichert ist ein Stadtbusanschluss ans Kessler Field und Yorktown, allerdings erst in einigen Jahren, wenn die weitere Bebauung begonnen ist.
Der zweite Teil der Planung für das Kessler Field betrifft das Areal ab dem Baseballfeld der DJK Schweinfurt Giants bis zu den ersten Häusern von Yorktown. Im oberen Teil entstehen in einem ersten Schritt 60 Einfamilienhäuser (auf 400 bis 500 Quadratmeter großen Grundstücken). Die Bauverwaltung arbeitet derzeit an den weiteren Schritten, um in den nächsten zwei Jahren das Bebauungsplanverfahren auf den Weg zu bringen.