
Seit 13 Jahren herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Laut dem UN-Flüchtlingskommissariat haben über fünf Millionen Menschen seitdem das Land verlassen. Etwa 2508 (Stand 22. November 2023)
von ihnen sind laut der Integrationsbeauftragten der Stadt Schweinfurt, Claudia Federspiel, nach Schweinfurt geflohen und haben hier ein neues Leben begonnen. Mit einem Anteil von 4,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung von Schweinfurt stellen Sie damit die größte Personengruppe aus arabisch geprägten Ländern in der Industriestadt dar.
Zwei von ihnen sind Ahmad Almohamad und Adnan Ajam Oghli. Die beiden Männer leben seit mehr als acht Jahren mit ihren Familien in Schweinfurt. "Als Muslime in Schweinfurt fühlen wir uns seit unserer Ankunft wohl", sagen die beiden im Gespräch mit der Redaktion. Dennoch fehle ihnen etwas. Denn viel ist ihnen aus ihrer alten Heimat nicht geblieben. Neben Freunden und Familie haben viele der Kriegsflüchtlinge aus Syrien auch Teile ihre Kultur zurücklassen müssen.
Arabische Kulturwoche als Plattform
Um die eigenen Wurzeln trotz des Neustarts in Deutschland nicht gänzlich zu verlieren, suchten die beiden deshalb nach einer Möglichkeit, syrische Mitbürger vor Ort miteinander zu vernetzen und gleichzeitig den Einheimischen in Schweinfurt die eigene Kultur näherzubringen. "Wir wollten schon immer etwas Praktisches machen", sagt Almohamad. Zusammen mit dem Integrationsbeirat der Stadt Schweinfurt und dem Islamwissenschaftler Heiko Bernheiden sollten er und Almohamad diese Gelegenheit heuer erhalten.
Arabische Kulturwochen schienen hierzu die perfekte Möglichkeit, erzählt Heiko Bernheiden. Gemeinsam mit dem Integrationsbeirat habe man den Gedanken im April angestoßen. Ansätze dazu habe Bernheiden zuvor in der arabischen Community während seines Studiums in Hamburg erlebt. "Die Idee, sich zu zeigen, Vorurteile abzubauen und Teil der Lösung zu sein, hat auch in Schweinfurt geschwelt", bekräftigt Bernheiden. Der gebürtige Baden-Württemberger war 2015 bei der Öffnung des Ankerzentrums in Geldersheim involviert.
Veranstalter ziehen positive Bilanz
Mit einem Team von rund 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern verschiedener Nationalitäten haben es die drei zusammen mit dem Integrationsbeirat am Ende geschafft, 16 Veranstaltungen zu organisieren. Von einer arabischen Buchmesse, über Kalligrafie bis hin zur Poesie von Friedrich Rückert und Werken aus dem Nahen Osten, sollte die arabische Welt in all ihren Fassetten spürbar werden, resümiert Marion Both vom Organisationsteam. "Der Ansatz war auch, sich miteinander auszutauschen und zusammen zu feiern."

Fast 1000 Euro Spenden wurden für die Veranstaltung eingenommen. Mehr als 900 Besucherinnen und Besucher verzeichnete das Organisations-Team, darunter auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé und der Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer. Unterstützung gab es auch von lokalen Firmen. "Das war sehr wichtig für uns. Nicht nur für die Leute, sondern auch für unsere Kinder. Mein Sohn ist hier geboren [...]. Er kennt das alles nicht", sagt Ajam Oghli.
Format soll sich etablieren
Kern vieler Veranstaltung sei außerdem gewesen, Einheimischen vor Ort die Möglichkeit zu bieten, zuzusehen und nachzufragen, etwa mit dem Format "Was ich dich schon immer mal fragen wollte". "Die Leute sollen sich trotz ihrer Ressentiments eine eigene Meinung bilden können", sagt Bernheiden hinsichtlich der Debatte zu Migration und der wachsenden Muslimfeindlichkeit.
Und wie geht es weiter? Nach dem diesjährigen Erfolg will das Team das Format im nächsten Jahr wiederholen. Dann aber mit etwas mehr Vorbereitungszeit, so die Organisatorinnen und Organisatoren. "Wir wollen keine isolierte Gruppe sein", sagt Ajam Oghli. Auch deshalb suche man weiterhin Kontakt zu den Einheimischen und Neuankömmlingen in der Region.