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Schweinfurt
Willy Sachs: Aus Ehrenbürgerliste gestrichen, was passiert jetzt mit dem Stadion-Schriftzug?
Im Juni 2021 strich Schweinfurts Stadtrat den Industriellen Willy Sachs posthum aus der Ehrenbürgerliste. Warum die Initiative gegen das Vergessen dem OB schrieb.
Der goldfarbene Schriftzug 'Willy-Sachs-Stadion' ist auch ein Jahr nach der vom Stadtrat beschlossenen Umbenennung des Stadions in 'Sachs Stadion' zu sehen. Die Initiative gegen das Vergessen hat nun einen Vorschlag gemacht, wie man den Schriftzug gestalten und was auf eine Erklär-Tafel stehen soll.
Foto: Nicolas Bettinger | Der goldfarbene Schriftzug "Willy-Sachs-Stadion" ist auch ein Jahr nach der vom Stadtrat beschlossenen Umbenennung des Stadions in "Sachs Stadion" zu sehen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Vor ziemlich genau einem Jahr, in der Juni-Stadtratssitzung, entschied eine knappe Mehrheit des Gremiums gegen den Willen von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, dass Willy Sachs posthum wegen seiner Rolle im Nationalsozialismus aus der Liste der Schweinfurter Ehrenbürger gestrichen wird und das von ihm gestiftete und 1936 eröffnete Stadion an der Niederwerrner Straße in "Sachs-Stadion" umbenannt wird. Von Seiten der Initiative gegen das Vergessen wurde nun in einem offenen Brief deutliche Kritik am OB geübt. Der Vorwurf: Untätigkeit.

In der Tat ist zumindest über aktive Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung, was man nach dem Beschluss des Stadtrates in die Wege geleitet hat und wie der Sachstand in Sachen Gedenktafel und Schriftzug am Sachs-Stadion ist, nichts bekannt. Der Name Willy Sachs' wurde jedoch aus der gleichwohl ohnehin nur schwer auffindbaren Ehrenbürgerliste auf der städtischen Internetseite herausgenommen.

Nach Informationen dieser Zeitung wurde auch im Ältestenrat des Stadtrates über das Thema gesprochen. Doch eine Entscheidung, was genau am Stadion passiert, wie der goldfarbene Schriftzug "Willy-Sachs-Stadion" am Vorplatz überdeckt werden soll und was auf der Erklärtafel steht, wurde bisher nicht von Seiten der Verwaltung kommuniziert.

Im Namen der Initiative gegen das Vergessen schrieben Norbert Lenhard, Werner Enke und Hannes Helferich kürzlich an den OB. "Die Mitläufer-Saga, nach der die Rolle von Willy Sachs im Nationalsozialismus relativiert wurde, verfing nicht", resümieren sie in Bezug auf den Stadtratsbeschluss. Sie fragen sich aber, wie die Umbenennung des Stadions den Besuchern ersichtlich werde: "Ein Jahr lang war das nicht möglich gewesen, weil auf Hinweistafeln und in Schaukästen nach wie vor der 'Willy' prangte." Lediglich der Fußball-Regionalligist FC 05 nutzt seither konsequent bei seinem Heimspielen den Namen "Sachs-Stadion".

Während das Thema bei den Hinweistafeln und Schaukästen gelöst worden sei, bleibe ein Problem: "An der Stele, die als einziger Teil des Stadionensembles die faschistische Ästhetik aufnimmt, prangt weiterhin der Name Willy-Sachs-Stadion mit goldenen Lettern und dem Konterfei von Sachs. Hier hat sich noch nichts verändert. Das veranlasst die Initiative wiederum aktiv zu werden."

"Es ist immer noch nötig, auf die braunen Flecken in der Geschichte Schweinfurts hinzuweisen, die historisch angemessen eingeordnet werden sollten."
Initiative gegen das Vergessen in einem offenen Brief an den OB zum Thema Willy Sachs.

Aus Sicht der Initiative gegen das Vergessen sei es "immer noch nötig, auf die braunen Flecken in der Geschichte Schweinfurts hinzuweisen, die historisch angemessen eingeordnet werden sollten." In einem Brief an den Stadtrat hatte die Initiative vor der Abstimmung geschrieben: "Willy Sachs hat als von Anfang an überzeugter Nazi durch sein opportunistisches, willfähriges Verhalten dazu beigetragen, dass die Nationalsozialisten stark wurden – und dass die Stadt Schweinfurt fast völlig ausgelöscht wurde. Das nicht zu vergessen gehört zur verantwortungsvollen Erinnerungskultur."

Die Initiative, so schreiben Lenhard, Enke und Helferich, bringe einen Vorschlag zur Umgestaltung der Mauer am Ander-Kupfer-Platz im Eingangsbereich des Stadions ein. Man wolle, "dass die Vergangenheit nicht verdrängt, verschwiegen oder verdeckt wird, deshalb soll der 'Willy' weiterhin sichtbar sein." Dies könnte durch ein behutsames Überdecken des Schriftzuges erfolgen, so dass man den Vornamen noch erkenne.

Weiter heißt es von Seiten der Initiative: "Die historische Einordnung der damaligen Vorgänge in angemessener Weise sollte selbstverständlich sein. Auf einer Erklärtafel muss zum einen auf die SS-Mitgliedschaft von und die breite Unterstützung der Nazi-Diktatur durch Willy Sachs eingegangen werden. Mit dem neuen Namen Sachs-Stadion wird andererseits an das Wirken der Familie Sachs für Stadt und Region und an die Tausenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erinnert, die über mehr als 100 Jahre die Herstellung der innovativen Produkte und den erwirtschafteten Reichtum ermöglichten. Schließlich war die Spende des Stadions nicht nur als selbstlose Tat des Spenders zu verstehen." Man sei gerne bereit, bei der Gestaltung an der Stele und der Textfassung der Erläuterungstafel mitzuwirken, betonen die Autoren in Richtung Oberbürgermeister.

 
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    Was sich hier gegenüber geschichtlichen Geschehnissen geurteilt, geht auf keine Kuhhaut. Wer kann eine Verwandtschaft vorweisen, die keine braune Vergangenheit hat. Ohne Sachs, Schäfer wäre Schweinfurt ein Weiler von n der Prärie
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    Auf die braunen Flecken der Geschichte muss nicht immer wieder hingewiesen werden, denn die werden sich nicht verfärben. Aber es muss sich was im Denken verändern: vergeben, damit Heilung und Veränderung geschehen kann. Das geschieht nicht mit Namensänderungen; Adolf Hitler war kein Deutscher und trotzdem haben wir die braunen Flecken. Ist ein Mörder kein Mörder mehr, wenn er seinen Namen ablegt?
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    Hört das nie auf? Wie so ein Volk in Frieden leben können, wenn immer wieder die alten Greueltaten, die furchtbar waren, aber doch endlich mal vergeben sein müssen. Und die täglich weiterhin in China, Ukraine. Nordkorea, Afghanistan, Irak, Iran, usw. und auch in Israel und Palästina geschehen. Seltsam, dass hier zwar berichtet wird, aber verändern tut sich nichts. Wir Deutschen werden immer wieder an Hitlers Taten erinnert, auch nur zum Zweck, damit wieder Gelder fließen. Viele wie Willy Sachs haben auch Gutes getan, haben vielleicht auch ihre Haltung gegenüber Hitler bereut; es ist leicht zu verurteilen ohne den Menschen persönlich und die Umstände gekannt zu haben. Da müsste die Stadt Schweinfurt auch alle Gelder, die sie mit dem Namen Sachs eingenommen/erhalten hat, doch konsequenterweise zurückzahlen. Genauso verhält es sich auch mit der Ukraine: einerseits füttern wir den Despoten Putin mit Milliarden und zahlen dann im Gegenzug Milliarden um der Ukraine zu helfen.
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  • G. A.
    Es war schwer in dieser Zeit gelebt zu haben.
    Wie hätten wir uns verhalten?!
    Geschwiegen, gehandelt. Nein, mitgegangen, da Jeder Familie hatte, die geschützt werden musste.
    Bitte diesen Blödsinn beenden. Gedenktafel aufstellen und informieren.
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  • U. S.
    Nein! Mitgelaufen wäre ich nicht! Vielleicht aus Angst leise gewesen, ja. Aber die Geschenke von Willy Sachs an verachtenswerte Nazigrößen wie Heydrich sind unverzeihlich. Dafür muss sein Vorname entsprechend kommentiert oder getilgt werden, denn in Stein gemeißelt zu sein ist zu viel der Ehre, um die es bei Donationen stets auch geht. Ich gehe übrigens seit meiner Kindheit ins „Sachsstadion“ - voller Dankbarkeit und Stolz, weil es ein so schönes Stadion ist. Das ist doch ein guter gemeinsamer Nenner!
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  • S. K.
    wenn man ganz konsequent wäre, müsste das ganze Stadion abgerissen werden. Wer A sagt muss auch B sagen...
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    Ich empfehle alle Angestellten bei ZF Sachs sofort zu entlassen da ja jeder einen Angehörigen mit brauner vergangenheit hat. Diese durch Unschuldige Ausländer zu ersetzten bis deren Vergangenheit in 75 Jahren geklärt ist. Uwe Reitz Lülsfeld
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    Eine Schande für die Stadt und allen die der Stadt verbunden und geholfen haben. Pfui Teufel!!!!!!!
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    Ohne Willy Sachs wäre Heute Schweinfurt eine Ruine wie sie in zukunft die Ukraine ist pfui Teufel allen die sich dazu entschlossen haben. Überlegt einmal woher ihr kommt. Und wem ihr das verdankt. Sicherlich nicht Merkel und Co.
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  • B. L.
    Hört endlich auf, mit diesem Schwachsinn. 98% standen voll dahinter, wollt ihr Millionen verteufeln ??
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  • R. B.
    Dann gebt es an die Familie zurück , die Familie Sachs hat es damals geschenkt und nun wird der Name durch den dreck gezogen.
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  • R. S.
    Warum will eigentlich eine verschwindend geringe Minderheit uns einreden, was wir, respektive die Stadt, zu tun oder zu lassen haben. Diese 3 Herren beanspruchen die Deutungshoheit über Personen der Zeitgeschichte aus einer Zeit, die sie nur vom Hörensagen kennen. Mit welchem Recht eigentlich?
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    Die Umbenennung war, mit Verlaub, einer der dümmsten Entscheidungen, die politisch in Schweinfurt seit dem 2. WK getroffen wurden. Sie wurde gegen die Meinung der großen Mehrheit der Bürger beschlossen; getrieben von einer sehr linken, sehr kleinen, aber sehr lauten Minderheit.

    Nun muss natürlich der nächste Schritt im Kulturkampf erfolgen. Alle Spuren sollen getilgt werden. Es ist so traurig, wie lächerlich, wie gefährlich und erschreckend.

    Diese Initiative ist nichts anderes als eine Vorfeldorganisation des hiesigen Linksaußenlagers. Gleichwohl springen lokale Presse, Stadt und OB verlässlich über deren Stöckchen. Widerstand gibt es nahezu keinen, schließlich verwenden die wackeren Damen und Herren der Initiative die richtigen Schlüsselbegriffe, mit denen man heutzutage eben alles politisch durchbekommt.

    Wenn ein Rest an Rückgrat, Anstand und Respekt in unserem OB und seinen (angeblich) bürgerlichen Stadträten vorhanden ist, landet dieser Antrag wo er hingehört, im Mülleimer.
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  • d. e.
    Die Umbenennung war eine der Dümmsten Entscheidungen des Stadtrates, für die Kosten möge doch bitte die Initiative um die Herren, Lenhard, Enke und Helferich aufkommen.
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  • F. R.
    Es bringt doch nichts einfach den Namen zu verdecken. Hinter der Mauer am Stadion ist so viel Platz, dass dort bestimmt eine Art kleines Dokumentationszentrum zur Geschichte hinpassen würde um die Leute wirklich aufzuklären und nicht nur einen Namen zu löschen.
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  • W. T.
    Vielleicht sollte man nachforschen welche Väter der Stadträte auch im Krieg waren dann hört vielleicht dieser Unsinn auf.
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    Das ist kein Unsinn!
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  • K. W.
    Denke schon, dass das absoluter Blödsinn ist. Wem ist damit gedient? Vielleicht den Initiatoren, damit sie sich wichtig machen können. Vergangenheitsbewältigung sieht anders aus. Wir werden nicht zu besseren Menschen, indem man den Namen Willy am Stadion entfernt. Würde man in jeder Hinsicht so verfahren, kämen ein großer Teil der damaligen Einwohner Schweinfurts nicht gut dabei weg. Vor allem diejenigen, die nur ihren Mund gehalten haben, haben einen erheblichen Anteil am Nationalsozialismus in Deutschland.
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