Vor ziemlich genau einem Jahr, in der Juni-Stadtratssitzung, entschied eine knappe Mehrheit des Gremiums gegen den Willen von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, dass Willy Sachs posthum wegen seiner Rolle im Nationalsozialismus aus der Liste der Schweinfurter Ehrenbürger gestrichen wird und das von ihm gestiftete und 1936 eröffnete Stadion an der Niederwerrner Straße in "Sachs-Stadion" umbenannt wird. Von Seiten der Initiative gegen das Vergessen wurde nun in einem offenen Brief deutliche Kritik am OB geübt. Der Vorwurf: Untätigkeit.
In der Tat ist zumindest über aktive Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung, was man nach dem Beschluss des Stadtrates in die Wege geleitet hat und wie der Sachstand in Sachen Gedenktafel und Schriftzug am Sachs-Stadion ist, nichts bekannt. Der Name Willy Sachs' wurde jedoch aus der gleichwohl ohnehin nur schwer auffindbaren Ehrenbürgerliste auf der städtischen Internetseite herausgenommen.
Nach Informationen dieser Zeitung wurde auch im Ältestenrat des Stadtrates über das Thema gesprochen. Doch eine Entscheidung, was genau am Stadion passiert, wie der goldfarbene Schriftzug "Willy-Sachs-Stadion" am Vorplatz überdeckt werden soll und was auf der Erklärtafel steht, wurde bisher nicht von Seiten der Verwaltung kommuniziert.
Im Namen der Initiative gegen das Vergessen schrieben Norbert Lenhard, Werner Enke und Hannes Helferich kürzlich an den OB. "Die Mitläufer-Saga, nach der die Rolle von Willy Sachs im Nationalsozialismus relativiert wurde, verfing nicht", resümieren sie in Bezug auf den Stadtratsbeschluss. Sie fragen sich aber, wie die Umbenennung des Stadions den Besuchern ersichtlich werde: "Ein Jahr lang war das nicht möglich gewesen, weil auf Hinweistafeln und in Schaukästen nach wie vor der 'Willy' prangte." Lediglich der Fußball-Regionalligist FC 05 nutzt seither konsequent bei seinem Heimspielen den Namen "Sachs-Stadion".
Während das Thema bei den Hinweistafeln und Schaukästen gelöst worden sei, bleibe ein Problem: "An der Stele, die als einziger Teil des Stadionensembles die faschistische Ästhetik aufnimmt, prangt weiterhin der Name Willy-Sachs-Stadion mit goldenen Lettern und dem Konterfei von Sachs. Hier hat sich noch nichts verändert. Das veranlasst die Initiative wiederum aktiv zu werden."
Aus Sicht der Initiative gegen das Vergessen sei es "immer noch nötig, auf die braunen Flecken in der Geschichte Schweinfurts hinzuweisen, die historisch angemessen eingeordnet werden sollten." In einem Brief an den Stadtrat hatte die Initiative vor der Abstimmung geschrieben: "Willy Sachs hat als von Anfang an überzeugter Nazi durch sein opportunistisches, willfähriges Verhalten dazu beigetragen, dass die Nationalsozialisten stark wurden – und dass die Stadt Schweinfurt fast völlig ausgelöscht wurde. Das nicht zu vergessen gehört zur verantwortungsvollen Erinnerungskultur."
Die Initiative, so schreiben Lenhard, Enke und Helferich, bringe einen Vorschlag zur Umgestaltung der Mauer am Ander-Kupfer-Platz im Eingangsbereich des Stadions ein. Man wolle, "dass die Vergangenheit nicht verdrängt, verschwiegen oder verdeckt wird, deshalb soll der 'Willy' weiterhin sichtbar sein." Dies könnte durch ein behutsames Überdecken des Schriftzuges erfolgen, so dass man den Vornamen noch erkenne.
Weiter heißt es von Seiten der Initiative: "Die historische Einordnung der damaligen Vorgänge in angemessener Weise sollte selbstverständlich sein. Auf einer Erklärtafel muss zum einen auf die SS-Mitgliedschaft von und die breite Unterstützung der Nazi-Diktatur durch Willy Sachs eingegangen werden. Mit dem neuen Namen Sachs-Stadion wird andererseits an das Wirken der Familie Sachs für Stadt und Region und an die Tausenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erinnert, die über mehr als 100 Jahre die Herstellung der innovativen Produkte und den erwirtschafteten Reichtum ermöglichten. Schließlich war die Spende des Stadions nicht nur als selbstlose Tat des Spenders zu verstehen." Man sei gerne bereit, bei der Gestaltung an der Stele und der Textfassung der Erläuterungstafel mitzuwirken, betonen die Autoren in Richtung Oberbürgermeister.
Wie hätten wir uns verhalten?!
Geschwiegen, gehandelt. Nein, mitgegangen, da Jeder Familie hatte, die geschützt werden musste.
Bitte diesen Blödsinn beenden. Gedenktafel aufstellen und informieren.
Nun muss natürlich der nächste Schritt im Kulturkampf erfolgen. Alle Spuren sollen getilgt werden. Es ist so traurig, wie lächerlich, wie gefährlich und erschreckend.
Diese Initiative ist nichts anderes als eine Vorfeldorganisation des hiesigen Linksaußenlagers. Gleichwohl springen lokale Presse, Stadt und OB verlässlich über deren Stöckchen. Widerstand gibt es nahezu keinen, schließlich verwenden die wackeren Damen und Herren der Initiative die richtigen Schlüsselbegriffe, mit denen man heutzutage eben alles politisch durchbekommt.
Wenn ein Rest an Rückgrat, Anstand und Respekt in unserem OB und seinen (angeblich) bürgerlichen Stadträten vorhanden ist, landet dieser Antrag wo er hingehört, im Mülleimer.