zurück
Schweinfurt
Wie tickt die Generation Z? Zwei junge Lagerlogistiker von ZF in Schweinfurt über Klischees und Karriere
Über die Generation Z gibt es viele Vorurteile. Celine Nöth und Fabian Göbel von ZF in Schweinfurt erklären, warum aus ihrer Sicht das meiste nicht stimmt.
Gehören zur sogenannten Generation Z, fühlen sich aber nicht immer so: Celine Nöth und Fabian Göbel, die bei ZF in Schweinfurt mit Traumnoten die Ausbildung in der Lagerlogistik abgeschlossen haben.
Foto: Heiko Becker | Gehören zur sogenannten Generation Z, fühlen sich aber nicht immer so: Celine Nöth und Fabian Göbel, die bei ZF in Schweinfurt mit Traumnoten die Ausbildung in der Lagerlogistik abgeschlossen haben.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 15:16 Uhr

Sie haben fast nur ihre Freizeit im Sinn und weniger ihre Arbeit, sie hängen nur am Smartphone: So mancher Unternehmer hat derzeit wohl seine liebe Müh' mit der Generation Z. Aber sind das vor allem Klischees oder sind die unter 30-Jährigen wirklich so drauf?

Celine Nöth (26) und Fabian Göbel (19) haben beim Autozulieferer ZF in Schweinfurt ihre Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik mit der Note 1,3 abgeschlossen. Motiviert und fleißig sind die beiden also auf jeden Fall. Aber was ist mit anderen Vorurteilen? Im Interview erläutern die beiden ZF-Nachwuchskräfte, wie die Generation Z aus ihrer Sicht tickt.

Starten wir mit diesem Vorurteil: Die Generation Z ist arbeitsfaul.

Celine Nöth: Ich denke, das hat viel mit dem Alter zu tun. Sechzehnjährige zum Beispiel sehen die Arbeitswelt noch nicht so klar. Als ich 16 war, war das auch so. Aber jetzt bin ich in der realen Arbeitswelt angekommen und sehe: Faul sind wir nicht.

Und Sie, Herr Göbel: Legen Sie vor allem Wert auf die Work-Life-Balance? Also: Freizeit hat Vorrang vor Arbeit?

Fabian Göbel: Wichtig ist eine gesunde Mischung aus beidem. In der Industrie haben wir es sehr gut, weil wir nur 35 Stunden Wochenarbeitszeit haben. Da hat man genug Freizeit. Das schätze ich sehr.

Viel Lust auf die Arbeit: Celine Nöth ist in ihrem Job in der Lagerlogistik 'auf jeden Fall' scharf auf Karriere. Fabian Göbel sieht das für sich genauso.
Foto: Heiko Becker | Viel Lust auf die Arbeit: Celine Nöth ist in ihrem Job in der Lagerlogistik "auf jeden Fall" scharf auf Karriere. Fabian Göbel sieht das für sich genauso.
Generation Z, das sind keine Streber, heißt es. Wie haben Sie es also geschafft, mit der Note 1,3 einen super Abschluss hinzulegen?

Fabian Göbel: Es war einfach Interesse an der Ausbildung. Interesse daran, dass man nach der Ausbildung was in der Hand hat. Wahrscheinlich geht es auch hier um die Reife, also wie weit man im Kopf ist.

Und – sind Sie ein Streber?

Fabian Göbel: Würde ich nicht sagen. Wenn man in der Berufsschule aufpasst, nimmt man schon sehr viel mit.  Dann daheim noch ein bisschen lernen. Wir haben außerdem immer betrieblichen Unterricht mit unseren Ausbildern gehabt. Da wurden Themen wiederholt, die wir nicht ganz verstanden hatten. Da nimmt man auch sehr viel mit.

Celine Nöth: Es hängt auch viel davon ab, ob die Eltern hinter dir stehen. Oder sagen: Mach, was du willst, schau wie du weiterkommst. Meine Eltern und Geschwister haben zu mir gesagt: Du schaffst es.

"Logistik wird es immer geben. Das hat richtig Zukunft."
ZF-Nachwuchskraft Celine Nöth über ihren Beruf
Sie arbeiten beide in der Lagerlogistik, sind stundenlang in Hallen zwischen Regalen unterwegs. Es mag Berufe geben, die prickelnder klingen. Wie reagieren Sie, wenn Sie in Ihrem Freundeskreis darauf angesprochen werden?

Fabian Göbel: Ich finde die Vielseitigkeit des Berufs gut. Es ist ja nicht so, dass man den ganzen Tag an einer Stelle steht und irgendeine nicht so sinnhafte Arbeit macht. Es ist ein vielfältiges Arbeitsumfeld. Heute im Wareneingang, am nächsten Tag ist Not am Mann in der Kommissionierung, wo man dann aushelfen muss. Kein Tag ist wie der andere.

Kein Tag wie der andere: Das hört man von vielen anderen Berufen auch.

Celine Nöth: Ja, aber unsere Arbeit ist wirklich vielseitig. Man kommt schon in der Ausbildung überall hin. Wir waren mal im Werk Süd, dann im Werk Nord oder im Entwicklungszentrum. Man hat an einem Tag viel mit Kundenreklamationen zu tun, am anderen Tag sind viele Bestellungen rauszugeben. Logistik wird es immer geben. Das hat richtig Zukunft. Ohne Logistik geht nichts mehr. Man kann sich hocharbeiten, zum Beispiel zum Lagerleiter.

Gutes Stichwort: Die Generation Z ist nicht scharf auf Karriere, sagt das Klischee.

Celine Nöth: Doch. Also ich auf jeden Fall. Mein Chef hat mich schon gefragt, wie es bei mir weitergeht.

Fabian Göbel: Bei mir ist es dasselbe. Ich mache gerade auf Teilzeit meine Weiterbildung zum Fachwirt für Logistiksysteme, also ein Jahr lang immer am Donnerstag und Samstag.

Das nächste Klischee: Die Generation Z hängt nur am Smartphone, es gibt für sie nur Instagram und TikTok.

Celine Nöth:  Das ist ja nicht schlimm. Denn man lernt online viel. Es sind Sachen dabei, die in der Ausbildung helfen. Unser Ausbilder hat gesagt: Schaut euch auf Youtube gewisse Lernvideos an.

Angenommen, Sie haben es mit einem Kollegen zu tun, der überhaupt nicht digital versiert ist. Wie gehen Sie mit ihm um?

Celine Nöth: Letzte Woche traf ich einen älteren Kollegen, der wollte auf einem digitalen Portal sein Zeitkonto anschauen. Er wusste aber nicht, wie das geht. Da habe ich ihm natürlich geholfen und ihm gezeigt, dass er erst sein Passwort eingeben muss. Es war ihm nicht peinlich, dass er nicht klarkam. Die meisten sind da offen.

"Manche Klischees stimmen. Aber eben nicht alle."
ZF-Nachwuchskraft Fabian Göbel über seine Generation Z
Nächstes Klischee: Die Generation Z ist nicht belastbar.

Celine Nöth: Doch. Ich zumindest.

Fabian Göbel: Geht mir ähnlich.

Dann bin ich mal Ihr Chef und sage: Arbeiten Sie heute, morgen und übermorgen bitte jeweils eine Stunde länger, weil besonders viel zu tun ist. Immer noch belastbar?

Fabian Göbel: Wenn das mit den Überstunden nicht längerfristig ist, warum nicht?

Einmal bei ZF, immer bei ZF: Diese Einstellung galt früher. Der Generation Z wird indes nachgesagt, sich nicht so sehr an einen Arbeitgeber binden zu wollen.

Fabian Göbel: Wenn die Rahmenbedingungen passen, dann durchaus.

Celine Nöth: Wir von der Generation Z sind darauf fixiert, uns hochzuarbeiten. Wenn der Arbeitgeber das nicht fördert oder sagt, es kein Geld zum Beispiel für die Weiterbildung, dann würde ich mich wohl nach etwas anderem umschauen. Meine Eltern haben zu mir gesagt: Dass Du bei ZF eine Ausbildung bekommen hast, ist sehr gut. Da bleibst Du jetzt am besten eine Zeit lang.

Das haben Ihre Eltern gesagt. Aber sehen Sie das auch so?

Celine Nöth: Ja. Man hört oft: In einem Großkonzern bist du sicher aufgehoben. Du hast da einen Betriebsrat und eine Gewerkschaft hinter dir.

Interessant, dass Sie Gewerkschaft und Betriebsrat erwähnen. Das sind uralte Organisationen, die man auf den ersten Blick nicht mit der Generation Z verbindet.

Fabian Göbel: Aber sie sind wichtig. Der Betriebsrat steht hinter den Mitarbeitern. Da kann man immer hingehen, wenn man ein Problem bei der Arbeit hat.

Wir reden die ganze Zeit über die Generation Z, also Ihre Generation. Nervt das mit den Klischees?

Celine Nöth: Okay, ich bin Generation Z. Aber ich bin nicht so, wie wir oft dargestellt werden.

Fabian Göbel: Manche Klischees stimmen. Aber eben nicht alle.

Wissenswertes über Generation Z

Wer genau zur Generation Z gehört, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Der Allgäuer Jugendforscher Simon Schnetzer hält die Spanne zwischen 1995 und 2010 für relevant. Prägend für diese jungen Menschen sei der Einfluss von digitalen Geräten wie Smartphones auf den Alltag, sagt Schnetzer. Neben dieser Digitalisierung ihres Lebens sei für diese Generation bezeichnend, dass sie klare, dauerhafte Entscheidungen scheue und die Geborgenheit der Familie suche.
Generation Y (ab Geburtsjahr 1980) nennt man die Vorgängerin der Generation Z oder auch Millennials. Ihr wird nachgesagt, vieles im Alltag zu hinterfragen. Das Y steht für das englische Wort why (warum).
aug
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Jürgen Haug-Peichl
Eltern
Karriere und beruflicher Werdegang
Not und Nöte
Reklamationen
YouTube
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top