Stehvermögen in der Corona-Krise zeigen die Schweinfurter Vereine. 56 gibt es in der Stadt allein unter dem Dach des Bayerischen Landessportverbands (BLSV). Dutzende kommen aus den Bereichen Bildung, Soziales oder etwa aus den Kirchen hinzu. Die Redaktion sprach mit den Vorständen von zwölf Vereinen, darunter nicht nur die großen, die Sport treiben, sondern auch der Bürger- und Kulturverein Oberndorf oder die Siedlergemeinschaft Bergl. "Nichts geht mehr", war die am häufigsten gehörte Antwort. Aber ein bisschen was geht doch – etwa das Ausleihen von Gartengerät oder der medizinisch verordneter Reha-Sport. Und bei den Bildungsangeboten wirkt Corona als Beschleuniger auf dem Weg in die digitale Welt von heute.
Unverhofft kommt zwar nicht oft, doch bei den Sportvereinen kam die Erhöhung der Zuschüsse aus den städtischen Sportförderrichtlinien und die Aufbesserung bei den Übungsleiterzuschüssen genau zur rechten Zeit. Die noch nicht in die Finanzpläne einkalkulierten Gelder tun jetzt gut, lassen so manchen Kassenwart etwas ruhiger schlafen. Denn wenn auch Plätze und Hallen ungenutzt sind, unterhalten müssen sie werden. Das kostet Geld – auch wenn der ehemalige aktive Spieler jetzt Platzwart im Ehrenamt ist. Die Heizung der Hallen kann dagegen nur gedrosselt, nicht abgeschaltet werden.
"2020 sind wir sofort auf die Bremse gestiegen und mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Georg Appold von der Turngemeinde. Wie es weitergeht? Das wüsste auch er gern. Dass die Schwierigkeiten zunehmen, sei jedenfalls nicht auszuschließen, ja sogar zu befürchten. Bislang verkrafte die Anlagen und Gebäude besitzende TG die Mietausfälle, auch weil die Mitgliedsbeiträge fließen, weil die Anzahl der Ausritte auf dem Niveau der Vorjahre geblieben ist. Allerdings: Die Eintritte bleiben auch weitgehend aus. In anderen Jahren hatten diese die Abgänge ausgeglichen. Jetzt fehlt der Nachwuchs aus den Kinder- und Jugendangeboten. So ist die Mitgliederzahl aktuell gesunken – um 200 auf 2350. So werden nicht nur die Einnahmen aus der Mitgliedschaft schwinden, sondern auch die an die Anzahl der Mitglieder gekoppelten Zuschüsse.
Weil Kurse gestrichen sind, hat man die Hauptamtlichen in Kurzarbeit geschickt. Sobald wie möglich werde man sie wieder beschäftigen, sagt der grundsätzlich optimistische Vorsitzende. Nach der Pandemie werde der Sportverein nicht an Attraktivität verloren haben, was etwa die aktuell positive Mitgliederentwicklung beim Tennis und beim Triathlon (hier wird im Freien Abstand gehalten) hoffen lasse. Genutzt werden die Hallen derzeit nur für den ärztlich verordneten Reha-Sport. Dieser ist für die Turngemeinde zu einem starken Standbein geworden. Vor Corona lag die zahl der Teilnehmer in dem Bereich bei 650; in der Mitgliederstatistik tauchen sie nicht auf.
Online-Angebote für Sportler
Keine Auffälligkeiten bei den Austritten, aber jeweils ein sattes Minus bei den Eintritten – vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit – melden auch die DJK Schweinfurt und der Turnverein Obernorf (TVO). Die "natürlich weiterhin anfallenden laufenden Kosten bedienen wir", sagt die DJK-Vorsitzende Stefanie Stockinger von Lackum. An der Bellevue nutzt man die sportfreie Zeit für Arbeiten, die bei Spielbetrieb nicht immer möglich sind. So wird "bis in die letzten Ecken der Geräteräume geputzt", Klein- und Schönheitsreparaturen werden durchgeführt und "alles, was vor Corona beschlossen wurde", erledigt, darunter eine Brunnenbohrung für die Bewässerung der Außenanlagen. Angekündigt sind für Mitglieder kostenfreie Online-Sportangebote: eines für Kinder, ein zweites für die Jugend und die Erwachsenen.
Auf den ebenfalls weitläufigen Sportanlagen des TVO "geht zur Zeit gar nichts", sagt dritter Vorstand Hans-Peter Hepp: "Kein Sport, nicht die Gastronomie, keine Veranstaltungen." Als Lichtblicke stuft Hepp die durch die angehobenen Zuschüsse stabilisierte Finanzlage ein und das Ehrenamt, das die Vereinskasse entlaste und den Fortbestand des TVO sichere.
Weit weniger zuversichtlich klingt Josefine Friedrich vom Zweigverein Schweinfurt des Rhönklubs. "Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Seit Monaten sind unsere Rhönhäuser geschlossen", so die Vorsitzende. Das "Schweinfurter Haus" (Gaststätte, sieben Doppelzimmer , drei Dreibett- ein Vierbettzimmer) und das auf dem gleichen Grundstück am Gangolfsberg gelegene "'Alte Forsthaus" (acht Doppelzimmer, Aufenthaltsraum mit Teeküche und eine Ferienwohnung) seien "in der Existenz gefährdet". Verlass sei derzeit nur auf die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen.
Keine Vereinsleben, nur Gerät wird ausgegeben
Kein Vereinsleben findet aktuell bei der Siedlergemeinschaft Bergl statt. Nur die Geräteausgabe (von der Heckenschere bis zum Baugerüst) läuft, informierte Vorsitzender Günther Hoffeimer. Nicht anders sieht es bei den Kleingartenvereinigungen aus. "Wir müssen abwarten. Noch laufen die Planungen für das Frühjahr normal", sagt Thomas Wenzel, Vorsitzender des Stadtverbands der Kleingärtner. Das neue Theaterstück für das Mittelalterfest des Bürger- und Kulturvereins Oberndorf "ist in Vorbereitung", doch ob das "Walpurgisgericht" im Pfisterpark an Fronleichnam stattfindet, weiß Vorsitzende Marianne Prowald noch nicht.
"Ziemlich viel runtergefahren" hat die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung – "gerade das Gesellige". Es gibt keine Wanderung und keine Schlachtschüssel und auch der Diözesantag wurde vom letzten Herbst erst einmal auf den Mai verlegt. Besprechungen stehen auf dem Terminplan von Harald Mantel, Vorsitzender im Diözesanverband Würzburg, aber schon wieder reichlich. Natürlich virtuell. Online gibt es auch immer mehr Bildungsangebote. "Wir erreichen damit neue Teilnehmer, werden künftig Veranstaltungen zweigleisig anbieten und das Beste aus der digitalen und der realen Welt zusammenführen", so Mantel.
Geübt wird allein daheim
So gut wie nichts" läuft beim Musikverein Hambach. Anfangs hat man noch in größeren Räumen geprobt, dann gar nicht mehr und selbst als nach dem ersten Lockdown Proben im kleinen Rahmen wieder möglich waren, darauf verzichtet, denn die Gesundheit geht vor", so Vorsitzender Jannik Meusel. "Geübt wird jetzt allein daheim".