
Die Deutschen werden nicht jünger und sind im Alter fitter als frühere Generationen, – vorausgesetzt, sie tun etwas dafür, was auch und gerade bei gesundheitlichen Einschränkungen gilt. Gesundheitssport heißt das Zauberwort der Reha-Einrichtungen und auch der Turngemeinde Schweinfurt 1848, die über den Behindertensport zum Gesundheitssport und zu Michael Wolker gekommen ist.
Interessant sind nicht nur die Projekte, die Wolker konzeptionell erarbeitet, interessant ist auch die Entwicklungsmöglichkeit, die der Gesundheitssport dem Verein bietet, einem Verein, der den Fachmann in Sachen Rehabilitation zuerst nur für Stunden beschäftigt hatte und jetzt in Vollzeit Mitglieder und Kursteilnehmer trainieren lässt.
Ein Blick zurück: Vor sieben Jahren fusionierte die „Gemee“ (wie die Schweinfurter ihren größten Sportverein mit rund 3000 Mitgliedern nennen) mit dem BVSV (Breiten- und Vitalsport-Vereinigung). Gegründet wurde eine Abteilung für den Behindertensport mit Angeboten wie dem Rollstuhlbasketball, Kegeln und etlichem mehr. Vor einigen Jahren kam dann der Lungensport hinzu, eine Aufgabe, die mit dem reinen Übungsleiterschein im Sportbereich nicht zu schultern ist. Die Suche nach geeigneten Therapeuten war mühsam und nicht von anhaltendem Erfolg.
Der Zufall stellte dann den Kontakt zu Michael Wolker her, damals Student der Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt Reha-Sport an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Dieser brachte die medizinischen Grundkenntnisse mit, die von den Krankenkassen beim Lugensport als (bezuschusste) Reha-Maßnahme verlangt werden.
Im Pressegespräch unterstreicht Wolker, dass er die Rehabilitation und die Prävention gleichermaßen im Visier hat. Vorbeugen mit Gesundheitssport, das gehe jeden an, sollte einen jeden durch das ganze Leben – zumindest aber ab dem 25. Lebensjahr – begleiten. Gestärkt werde die Stellung des Gesundheitssports noch durch ein gehäuftes Auftreten chronischer Erkrankungen, denen neben der Arznei vor allem die Bewegung entgegenzusetzen sei, ergänzt bei diesem Punkt der Vorsitzende der Turngemeinde, Georg Appold.
Sport für Diabetiker, bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD, häufig und oft auch fälschlich Raucherlunge genannt) oder bei Asthma sind Beispiele für den Gesundheitssport. Dazu Wolker: „Die Selbstständigkeit erhalten, das will der Gesundheitssport.“
Als Wolker zur TG kam, war der Lungensport von einst drei auf nur noch eine Gruppe geschrumpft. Jetzt sind es vier Gruppen und der Trainer wird von einer Helferin entlastet, die sich ehrenamtlich um das Schriftliche kümmert, worunter vor allem die Abrechnungen für die Krankenkassen zu nennen sind.
„Für den professionellen Gesundheitssport habe ich bei der Turngemeinde ideale Voraussetzungen gefunden“, sagt Wolker. Die Geschäftsstelle mit festen Öffnungszeiten, die vereinseigenen Hallen, der Gymnastikraum und das Verständnis in der Vorstandschaft seien die Basis für eine „bombastische“ Entwicklung, die auch durch den Kontakt zu den Fachärzten möglich war, welche sich nach wie vor bei der konzeptionellen Kompetenz einbringen würden. Mittlerweile bestehen neben den vier Gruppen für den Lungensport vier orthopädische Sportgruppen (einschließlich Wassergymnastik im Bad der Kerschensteinerschule) und drei Gruppen für den Sport der Diabetiker. Der Sport bei Krebserkrankung läuft in Kooperation mit der Bayerischen Krebsgesellschaften in den Hallen der Turngemeinde, wo sich unter der Anleitung von Wolker auch zwei BAGS-Gruppen (ausgeschrieben: Bewegung im Alter für den Geist mit Spaß) treffen, in denen gegen die Auswirkungen der Alterserkrankungen vorgegangen wird, und die sich für Interessierte und insbesondere für Patienten nach Schlaganfall geöffnet haben.
Wer sich für den Gesundheitssport der Turngemeinde interessiert, der meldet sich in der Geschäftsstelle des Vereins am Lindenbrunnenweg. Ein Kontakt zu Michael Wolker wird dann schnell hergestellt sein, denn der Trainer testet und berät jeden Neuen.