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Schweinfurt
Wie sich das Traditionsunternehmen Riedel Bau Schweinfurt entwickelte: vom Baugeschäft zum Totalunternehmer
1899 gründete Johann Riedel die Firma Riedel Bau. Erster Auftrag: Kanalarbeiten. Heute erwirtschaftet die Gruppe an acht Standorten rund 380 Millionen Euro Umsatz.
Aufsichtsratsvorsitzende Stefanie Riedel und Vorstand Stephan Kranig.
Foto: Josef Lamber | Aufsichtsratsvorsitzende Stefanie Riedel und Vorstand Stephan Kranig.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 24.02.2025 02:31 Uhr

Riedel Bau: Das heißt auch Familie Riedel. Der Betrieb, gegründet von Johann Riedel am 1. April 1899, ist immer noch ein Familienbetrieb. Darauf ist Aufsichtsratsvorsitzende Stefanie Riedel, die Urenkelin von Johann Riedel, stolz.

Das Unternehmen hat Schweinfurt geprägt. Zum Beispiel mit Projekten wie Theater, Sachsbad, City-Karree am Alten Postplatz, Gesundheitspark, Wohnanlage Maininsel. Riedel ist aber nicht nur in der Region aktiv, sondern bundesweit. Ein Großprojekt ist der Neubau des Hightech-Standorts von Zeiss in Jena, aber auch an der Erweiterung des Bundeskanzleramts in Berlin ist Riedel beteiligt. Zusammen mit Vorstand Stephan Kranig schildert Stefanie Riedel in einem Interview, wie sich das Unternehmen weiterentwickelt hat. Und warum ein Familienbetrieb etwas Besonderes ist.  

Wie hat sich Riedel Bau im Lauf der 125 Jahre verändert/entwickelt?

Stephan Kranig: Historisch betrachtet, kommen wir aus einem reinen Baugeschäft. Jahrelang hat sich unser Schwerpunkt rund um Rohbauarbeiten und Beton abgespielt. Wir haben uns auf einen Weg gemacht, sind als Totalunternehmer unterwegs. Wir decken heute die ganze Bandbreite des Bauens ab. Bis hin zur Hausverwaltung. Wir bieten zum Beispiel auch an, Bauprojekte mit Lademöglichkeiten für E-Autos auszustatten. Mit einem Lastenmanagement wird der vorhandene Strom, der in der PV-Anlage erzeugt wird, intelligent verteilt. Wir haben in den Firmenverbund auch Ingenieurbüros aufgenommen, um über Kompetenz in den Bereichen Haustechnik und Elektrotechnik zu verfügen. Darüber hinaus haben wir auch eine Tiefbausparte aufgebaut, wir haben auch Maler, Verputzer, Abdichter für den Bereich Innenausbau im Haus. Alles aus einer Hand: Der Markt wünscht sich das.
Stefanie Riedel: Unsere Kunden schätzen es sehr, wenn Sie wissen: Riedel Bau macht das alles.  Wir sind breit aufgestellt. Das bringt uns auch gut durch Zeiten, in denen wie jetzt leider Wohnungsbau keine große Rolle spielt.

Wie wichtig ist es der Familie Riedel, dass die Firma immer noch ein Familienbetrieb ist?

Riedel: Das ist uns immens wichtig. Meine Mutter und ich stehen zu 100 Prozent hinter der Firma. Wir haben immer noch Mitarbeiter, die schon in dritter Generation bei uns sind. Viele Leute hier haben mich schon als Kind gekannt. Für mich persönlich bedeutet das, dass man sich dem Ganzen ganz anders verpflichtet fühlt. Auf der anderen Seite haben wir als Mittelständler aber auch ganz andere Strukturen. Wenn Stephan Kranig etwas mit mir besprechen möchte, kommt er einfach mal rüber. Wir können so schneller agieren.
Kranig: Im Gegensatz zu einem Konzern haben wir sehr, sehr flache Hierarchien. Die Mitarbeitenden sind bei uns keine Nummern. Sie sind persönlich bekannt. Es ist hier gang und gäbe, dass man weiß, wen man einstellt und wer hier an diesem Familienunternehmen mitwirkt. Es wird niemand angestellt, ohne dass man den Chef oder die Chefin kennenlernt. Egal, auf welchem Posten. Es wird immer herausfordernder, sich alle Namen zu merken, weil wir ja auch ein gewisses Wachstum haben. Aber wir bringen das hin.(lacht)

Der größte Rohbauauftrag in der Firmengeschichte  der Riedel Bau Gruppe: Der Neubau des Hightech-Standortes Zeiss in Jena.
Foto: Volker Hielscher | Der größte Rohbauauftrag in der Firmengeschichte der Riedel Bau Gruppe: Der Neubau des Hightech-Standortes Zeiss in Jena.
In der Firma arbeiten 635 Menschen aus 27 Nationen: Wie wichtig ist Zuwanderung für die Firma?

Riedel: Wir brauchen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ohne die Leute aus aller Welt würde das nicht funktionieren. Klar gibt es Herausforderungen, was die Sprache angeht. In den Fachbereichen klappt die Verständigung gut mit Englisch. Wir haben auch Mitarbeiter, die sich entschlossen haben, ihr Englisch aufzufrischen, um sich besser unterhalten zu können. Das zeigt: Auch wir müssen uns bewegen, wenn wir ausländische Fachkräfte haben wollen. 
Kranig: Ohne diese Menschen könnten wir unsere Aufträge nicht erfüllen und hätten nicht dieses Wachstum hinlegen können. Das Thema Fachkräftemangel begleitet uns seit Jahren. Wir haben größte Anstrengungen unternommen, wollen über den Familienbetrieb hinaus Anreize bieten. Wir sind, glaube ich, auf einem guten Weg. Es geht um Schulungsangebote, Weiterentwicklungsangebote. Wir bieten die Möglichkeit an, lebenslang zu lernen. Wir haben neue Felder beschritten, dafür braucht es eine gewisse Expertise. Dabei möchten wir die Mitarbeitenden mitnehmen. 

Riedel Bau will als Gesamtdienstleister im Baugewerbe auf Nachhaltigkeit setzen. Wie sieht das aus?

Kranig: Wir setzen auf Solarenergie bei Baustellen, strukturieren den Fuhrpark auf E-Mobilität um. Immer mehr Gebäude werden in Holzhybridbauweise oder unter Verwendung von Recyclingbeton aus dem eigenen Transportbetonwerk errichtet. 
Riedel: In Schweinfurt bauen wir in Zusammenarbeit mit dem ASAP-Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur am Hochfeld das Forschungshaus Paul & Rosa. Wir testen verschiedene nachhaltige Materialien in zwei Gebäuden. Die Rückmeldungen von den Bewohnerinnen und Bewohnern sollen uns helfen, die unterschiedlichen Bauweisen bewerten zu können. So können wir sehen, welches Konzept die beste Wohnatmosphäre bietet.

Wie sieht die Auftragslage für die Zukunft aus?

Kranig: Wir gehen positiv in 2025. Das Jahr ist herausfordernd, wir müssen auch weitere Wege gehen. Aber wir haben immer noch eine gute Auftragssituation.

Riedel Bau

Seit der Unternehmensgründung durch Johann Riedel 1899 liegt der Schwerpunkt des Tätigkeitsfeldes der Riedel-Bau-Gruppe im Stahlbetonbau. Das Bauunternehmen der Riedel Bau AG bildet, mit dem Tochterunternehmen Riedel Bauunternehmen GmbH & Co. KG in Erfurt, das Kerngeschäft. Riedel Bau errichtet heute deutschlandweit Bauvorhaben für Gewerbe, Industrie und die öffentliche Hand. Der Leistungsumfang reicht vom Tiefbau über Rohbau bis zu Generalunternehmerleistungen und Bauträgertätigkeit. Heute erwirtschaftet die Riedel-Bau-Gruppe an acht Standorten mit zirka 635 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund 380 Millionen Euro.
Quelle: Riedel Bau
 
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