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Schweinfurt
Wohnbau-Forschungsprojekt in Schweinfurt: Auch Stroh, Zellulose und Holzspäne kommen zum Einsatz
Im Schweinfurter Hochfeld entsteht ein Wohnbau-Forschungsprojekt der Firma Riedel Bau, das den Fokus auf nachhaltige Baustoffe und klimagerechte Architektur legt.
Zwei Bauweisen werden beim Wohnbau-Forschungsprojekt 'Paul & Rosa' gegenübergestellt: Das Riegelhaus Paul (vorne) ist in Holz-Modulbauweise realisiert, das Punktgebäude Rosa (dahinter) wird aus hoch gedämmten Mauerwerksziegeln erstellt, die mit Holzspänen gefüllt sind.
Foto: Architekturvisualisierung SMPL München | Zwei Bauweisen werden beim Wohnbau-Forschungsprojekt "Paul & Rosa" gegenübergestellt: Das Riegelhaus Paul (vorne) ist in Holz-Modulbauweise realisiert, das Punktgebäude Rosa (dahinter) wird aus hoch gedämmten ...
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 28.04.2024 02:38 Uhr

Neue Wege geht Riedel Bau mit dem Bauprojekt "Paul & Rosa" im Schweinfurter Wohngebiet Hochfeld: Auf dem 1400 Quadratmeter großen Grundstück an der Paul-Rosa-Straße entsteht ein Wohnbau-Forschungsprojekt in Kooperation mit dem Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur/ASAP in Würzburg, in dem der effiziente Einsatz sowie die Umsetzbarkeit von nachhaltigen Baustoffen erprobt werden sollen. Mit dem Spatenstich wurde der erste Bauabschnitt eingeleitet.

"Nachhaltiges Bauen muss ganzheitlich gedacht werden", sagt Bauherrin Stefanie Riedel. Der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes müsse ressourcenschonend, umweltverträglich, effizient, recyclingfähig und wirtschaftlich sein – eben nachhaltig. Riedel Bau habe sich deshalb mit der Frage auseinandergesetzt, wie wir angesichts des Klimawandels in 25, 30 oder 35 Jahren leben wollen. Daraus sei ein nachhaltiges Gebäudekonzept mit Fokus auf Innovation und ungewöhnliche Planungsansätze entstanden.

In zwei Gebäuden entstehen sechs Mietwohnungen, deren unterschiedliche Bauweise und Baumaterialien Erkenntnisse und neue Impulse für den ökologisch nachhaltigen Wohnungsbau geben sollen, informiert Riedel Bau. Das "Paul & Rosa" werde klimapositiv gebaut und kompensiere so mehr Treibhausgasemissionen, als es verursache. Wärme und Stromversorgung werden in beiden Häusern durch erneuerbare Energien abgedeckt.

Spatenstich für das Wohn- und Forschungsgebäude 'Paul & Rosa': (von links) Kevin Williams, Projektleiter Riedel Bau, Prof. Martin Naumann, Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur Würzburg, 3. Bürgermeisterin Ayfer Rethschulte, Bauherrin und Aufsichtsratsvorsitzende Stefanie Riedel, Stephan Kranig, Vorstand Riedel Bau, Sven Rückert, Bereichsleitung Schlüsselfertigbau, und Polier Roland Niedt.
Foto: Lea Günster | Spatenstich für das Wohn- und Forschungsgebäude "Paul & Rosa": (von links) Kevin Williams, Projektleiter Riedel Bau, Prof. Martin Naumann, Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur Würzburg, 3.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Kreislaufwirtschaft. Schon in der Planungsphase habe man festgelegt, welche Ressourcen durch die Materialwahl geschont werden können und wie die Materialien verbunden sind, um einen problemlosen Rückbau ohne Beeinträchtigung zu ermöglichen.

"Als Bauunternehmen tragen wir maßgeblich zum CO₂-Ausstoß bei. Daher ist es mir ein persönliches Anliegen, dass sämtliche Arbeitsbereiche von der Baustelle bis zum Office umweltbewusst organisiert sind", betont Bauherrin Stefanie Riedel, die dem Familienunternehmen in vierter Generation vorsteht. Schon beim Erweiterungsbau des eigenen Verwaltungsgebäudes 2017 habe man großen Wert auf eine nachhaltige Bauweise gelegt. Diese werde nun mit dem Wohnbauprojekt "Paul & Rosa" fortgeführt und durch den Forschungsaspekt erweitert.

Solardach mit integrierten PV-Modulen

Im Bauplan wird das Wohnprojekt folgendermaßen beschrieben: Das zweigeschossige Riegelgebäude "Paul" mit vier Wohnungen entsteht in Hybridbauweise. Hier herrscht das Prinzip "weiche Schale – harter Kern". Die Decken werden in Beton gefertigt, die Fassade in einer Holz-Modulbauweise realisiert. Das Dach wird als Solardach mit integrierten Photovoltaik-Modulen ausgeführt. Der Dachüberstand sorgt für eine bauliche Verschattung.

Die Dämmung wird im Erdgeschoss mit Zellulose und im ersten Obergeschoss mit Stroh ausgeführt. Die Wandelemente werden vorgefertigt und auf der Baustelle modular zusammengebaut. Die Wärmeversorgung ist bei diesem Gebäude über eine Luft-Wärmepumpe in Kombination mit PVT-Kollektoren geregelt, die Strom und Wärme aus Sonnenenergie erzeugen.

Das Punktgebäude "Rosa" wird mit zwei Maisonette-Wohnungen ausgestattet. Hier ist der Ansatz umgekehrt: "harte Schale – weicher Kern". Das Gebäude wird aus hoch gedämmten Mauerwerksziegeln erstellt, die mit Holzspänen gefüllt sind. Im Innenbereich kommt eine Holzstützkonstruktion zur Ausführung.

Auch bei diesem Gebäude wird das Dach als Solardach mit integrierten PV-Modulen ausgeführt. Die Wärmeversorgung ist wie beim Riegelgebäude über eine Luft-Wärmepumpe in Kombination mit PVT-Kollektoren geregelt.

Daten fließen in neue Bauvorhaben

Auch während der Nutzungsdauer geht die Forschung weiter: Die zukünftigen Mieterinnen und Mieter der beiden Wohngebäude werden in einer Art Reallabor leben. Durch den Einbau von Sensoren für technisches Monitoring können sie ihren Heiz- und Energieverbrauch stetig einsehen, steuern und optimieren. Die Daten sollen dann in die Planung neuer Bauvorhaben bei Riedel Bau einfließen.

Auch bei der Gestaltung der Außenanlagen wird auf Nachhaltigkeit geachtet. So sollen möglichst wenig Flächen versiegelt sowie natürliche und sortenreine Baustoffe verwendet werden. Mit entsprechender Pflanzenauswahl werde die Biodiversität gesteigert.

Für die Bewohnerinnen und Bewohner sind sowohl private Rückzugsflächen als auch Begegnungsbereiche vorgesehen, die das soziale Miteinander in der Wohnanlage fördern sollen. Auch "Urban Gardening"-Bereiche für gemeinsames Gärtnern gibt es. Gegossen wird mit Regenwasser.

Riedel Bau möchte für das Wohnbauprojekt die Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten. Das ist die höchste Auszeichnungsstufe, die vergeben wird.

 
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