Die Corona-Proteste in Deutschland radikalisieren sich. In München wurde die Polizei bei einer Demonstration am Mittwochabend förmlich überrannt. Am Sonntagabend lief in Schweinfurt eine Protestveranstaltung aus dem Ruder. Es waren erschreckende Bilder: Aggressive Menschen, die Polizeiabsperrungen durchbrechen wollten und dabei Kinder als lebende Schutzschilde benutzten. Es gab Verletzte und mehrere Festnahmen. Ein vierjähriges Kind kam mit einer Pfefferspraywolke in Kontakt und musste notärztlich behandelt werden.
Es war der vierte sogenannte "Corona-Spaziergang" am Abend des zweiten Weihnachtsfeiertags. Wie schon an den drei Sonntagen zuvor waren wieder einige hundert Menschen zu der nicht angemeldeten Demonstration gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen am Schweinfurter Marktplatz zusammengekommen. Doch diesmal lag eine ungute Stimmung in der Luft. Es war lauter, emotionaler, aggressiver.
Die Polizei war mit vielen Einsatzkräften vor Ort und zeigte Entschlossenheit. "Ein Aufzug wird nicht geduldet", wurde mehrmals über Lautsprecher bekanntgegeben und der Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray angedroht. Dann kam aus der Dunkelheit der Schrei "auf die Straße" und die Menge setzte sich in Bewegung. Doch wohin? Alle Wege in die Innenstadt waren abgeriegelt. Der Pulk drängte durch enge Gassen in Richtung Stadtmauer, wo Einsatzkräfte ebenfalls alle Wege dicht gemacht hatten. Es ging nicht mehr vor und zurück.
Mehrere Personen versuchten, mit teils massiver Gewalt die Absperrungen zu durchbrechen. Laut Polizei teilten sie Faustschläge und Fußtritte aus. Acht Polizisten wurden dabei verletzt. Die Einsatzkräfte mussten Schlagstöcke einsetzen, um weitere Übergriffe zu unterbinden. Ein 50-jähriger Mann erlitt dabei eine Kopfplatzwunde, die im Krankenhaus versorgt wurde.
Die Stimmung war da schon aufgeheizt. Auch, weil immer wieder Krawallmacher die Menschenmenge aufwiegelten. Die Kommunikationsteams der Polizei versuchten, die Protestierenden zu beruhigen. Doch viele wollten nicht mit sich reden lassen, bespuckten und beschimpften die Beamten. Am Busbahnhof drohte die Lage kurzzeitig zu eskalieren. Eine Mutter und ein Vater hatten sich mit ihrem vierjährigen Kind im Kinderwagen unter den Mob gemischt, der in der Deckung eines Linienbusses gewaltsam eine Polizeikette durchbrechen wollte. Die Polizisten setzten Pfefferspray ein.
Dabei geriet auch das Kleinkind in die Nebelwolke und erlitt eine kurzzeitige Augenreizung. Einer der Beamten reagierte schnell, löste sich aus der Absperrreihe und brachte das Kind aus der Gefahrenzone. Nach der Erstversorgung durch polizeiliche Rettungskräfte und einer Augenspülung sei das Kind wieder beschwerdefrei gewesen, teilt die Polizei mit. Gegen die Mutter wurde Anzeige erstattet und das Jugendamt informiert.
Immer wieder formierten sich neue Gruppen zu Aufzügen
Die Menge war jetzt richtig aufgebracht. Ohne Masken, ohne Abstand bauten sich aggressive Teilnehmer vor den Polizisten auf. Der Einsatzleiter ließ die Helmvisiere herunterklappen. "Schämt euch", brüllte eine Frau. "Wacht auf", eine andere. Auch Pressevertreter wurden verbal attackiert.
Mittlerweile war es gelungen, die Menge zu zerstreuen. Doch immer wieder formierten sich neue Gruppierungen zu Aufzügen. In der Nähe des Krankenhauses St. Josef gab es eine größere Menschenansammlung, die laut Polizei fortlaufend gegen Beschränkungen verstieß. Auf dem gegenüberliegenden Parkplatz und Parkhaus standen auffällige viele Fahrzeuge mit Kennzeichen aus den östlichen Bundesländern. Eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung war hier noch alles leer. Eine komplette Familie war mit Rucksackverpflegung angereist, um in Schweinfurt für "Friede und Freiheit" zu kämpfen, wie sie sagte.
Gegen 51 Teilnehmende wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Sieben Personen wurden im Lauf der Veranstaltung festgenommen. Gegen vier von ihnen ergingen bereits am Montag im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens Urteile am Amtsgericht Schweinfurt. Auch vier Rädelsführer konnte die Polizei identifizieren, die den Protest organisiert hatten. Gegen diese findet zu einem späteren Zeitpunkt ein Verfahren statt, so die Polizei.
Nach Angaben der Polizei beteiligten sich an dem Protest in Schweinfurt auch Mitglieder der Neonazi-Partei "Der III. Weg". Einer habe ein Einhandmesser dabei gehabt. Nach polizeilicher Erkenntnis nehmen Personen des rechten Spektrums gezielt an den unangemeldeten Corona-Versammlungen teil.
Stadt Schweinfurt will neue Allgemeinverfügung erlassen
Die Stadt Schweinfurt will sich diese als "Spaziergänge" getarnten Versammlungen nicht länger bieten lassen. Nachdem Innenminister Joachim Herrmann angesichts der ausgeuferten Proteste am Mittwochabend in München alle Kommunen informiert hat, dass per Allgemeinverfügung Beschränkungen für solche Demonstrationen erlassen werden können, will die Stadt dieses Mittel nun nutzen.
"Die Stadt Schweinfurt toleriert keine Gewalt", heißt in einer Stellungnahme der Pressestelle. Und weiter: "Wir dulden es nicht, dass unsere Polizeibeamten und Einsatzkräfte tätlich angegriffen, beschimpft und bespuckt werden." Für ein persönliches Statement war Oberbürgermeister Sebastian Remelé nicht zu erreichen. Er befindet sich im Urlaub.
Die Stadt schließt sich auch dem Appell der Polizei an alle Bürgerinnen und Bürger an, sich nicht an die unangemeldeten Versammlungen zu beteiligen und sich "von den Krawallmachern, Straftätern sowie zum Teil Rechtsextremisten, Reichsbürgern oder Antisemiten" zu distanzieren. "Diese Aufmärsche haben nichts mit unserem Grundrecht der Versammlungsfreiheit zu tun." Solche Aktionen würden gerade in der jetzigen Situation und im Hinblick auf die rasante Verbreitung der Coronavirus-Variante Omikron die gesamte Bevölkerung der Stadt Schweinfurt, vor allem aber die älteren und vorerkrankten Menschen gefährden.
"In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach den Schuldigen"
Loriot (1923-2011)
Hab sie mal einen Link für diesen komischen Zusammenhang?
Gebietsreform war 1972. DAS ist ganz sicher ein Verschwörungsmythos.
Somit sind Aufwiegler und Aufgewiegelte gleich schuldig und brauchen nicht differenziert betrachtet und behandelt werden.
Sie fühlen sich von den Fleischtöpfen des Wohlstandes ausgeschlossen. Sie sind Außenseiter der Gesellschaft, die nicht zuließ, dass sie ihren Bedürfnissen gerecht in Wohlstand leben können. Ihnen fehlte die liebende Fürsorge eines Staates, der wert auf Chancengleichheit legen müsste. Ihnen fehlt die Achtung der Gemeinschaft vor dem Einzelnen. Sie sind vernachlässigte, irrlichternde und verstörte Wesen der Konsumgesellschaft, die ihnen auch die Elternschaft zur unduldsamen Symbiose von Mutter und Kind werden lässt. Wer Kinder für seine Rebellion gegen die Allgemeinheit instrumentalisiert, der macht diese zum Mittel seiner neurotischen Zwecke. Wenn Mütter ihre Kinder als "Barrikadenbrecher" einsetzen, dann fehlt ihnen jedes Gespür für eine sensible und kindgerechte Erziehung. Sie gefährden durch ihren martialischen Einsatz die Unversehrtheit des Kindes. Doch das ist diesen verhaltensauffälligen Menschen egal. Hautsache: Rebellion gegen den Staat.
Ach so geht ja nicht, da muss man ja oft so früh aufstehen.
Irgendwie müsste man es hinkriegen, denen zu zeigen, dass sie eine kleine Minderheit sind und Stadt und Landkreis Schweinfurt nicht dahinterstehen. Vielleicht eine Unterschriftenaktion in Stadt und Landkreis SW mit Inhalten wie:
- Lasst euch impfen
- lasst euch nicht von Rechtsradikalen instrumentalisieren
Und viele sollten mitmachen.
Sachliche Diskussionen mit denen wird wohl nicht sehr erfolgsversprechend sein
... und wenn diese unselige Corona-Pandemie mal endlich vorbei sein wird, dann werden sich genau die gleichen Leute wieder auf ein anderes Thema stürzen, um in ihrem Sinne zu mobilisieren gegen Staat und Gesellschaft. Das Thema kann ich wohl schon erraten
Auch Unfassbar, wie eine Mutter oder Familie ein Kind, welches mit Reizgas getroffen wurde zu einer solchen Veranstaltung mitnehmen konnte um dann der in der Deckung eines Linienbusses gewaltsam eine Polizeikette durchbrechen wollte.
Diese Familie sollte vom Familiengericht und einen, klugen denkenden Richter dringend überprüft werden.
Vor 30 Jahren haben die Bürger der DDR für Demokratie und freie Wahlen demonstriert.
30 Jahre später sind viele Bürger dort scheinbar nicht in der Demokratie und Rechtstaatlichkeit angekommen. Aber es ist und bleibt auch dort nur eine Minderheit.
Vielleicht finden Sie einen anderen Staat, wo sie ihre Freiheit finden. Im Gegensatz zu damals müssen sie nicht mal einen Ausreiseantrag stellen.