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Schweinfurt/München
Corona-Proteste in Schweinfurt: Heftige Kritik an den Ausschreitungen
Innenstaatssekretär Gerhard Eck kritisiert die Eskalation am Sonntag genauso wie Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze. Und es gibt eine erste Forderung nach einem Verbot der "Spaziergänge".
'Es ist unbegreiflich': Das sagt der unterfränkische CSU-Chef und Innenstaatssekretär Gerhard Eck zu den Ausschreitungen in Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | "Es ist unbegreiflich": Das sagt der unterfränkische CSU-Chef und Innenstaatssekretär Gerhard Eck zu den Ausschreitungen in Schweinfurt.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

"Unbegreiflich", "ein Sicherheitsrisiko für unser Land", "eine brandgefährliche Entwicklung". Während am Montag die ersten Krawallmacher bereits vor Gericht standen, fielen die Reaktionen am Tag nach den gewaltsamen Corona-Protesten in Schweinfurt eindeutig aus.

Der unterfränkische Polizeipräsident Detlev Tolle beobachtet die Entwicklung mit Sorge: "Unsere Einsatzkräfte sahen sich, anders als noch vor einer Woche, einer aggressiven Grundstimmung gegenüber und sie wurden von Beginn an wiederholt beschimpft, beleidigt, bespuckt und tätlich angegriffen", berichtet er gegenüber dieser Redaktion. Acht Einsatzkräfte seien dabei verletzt worden. Er appellierte abermals an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, "sich friedlich zu verhalten und den Anweisungen der Polizei Folge zu leisten".

Laut Tolle bereitet "der wachsende Zulauf aus dem rechten Spektrum" der Polizei Sorge. "Nach der intensiven Berichterstattung" über die Proteste gebe es "keine Ausreden mehr": Wer sich an den sogenannten Spaziergängen beteilige, wisse, "dass sie nicht spazieren gehen, sondern an einer nicht angezeigten Versammlung teilnehmen. Und zwar zusammen mit unfriedlichen Störern und Personen aus dem rechten Spektrum".

Seit August Polizeipräsident in Unterfranken: Detlev Tolle
Foto: Johannes Kiefer | Seit August Polizeipräsident in Unterfranken: Detlev Tolle

Am Montag übte unter anderem der aus dem Landkreis Schweinfurt stammende Staatssekretär im bayerischen Innenministerium, Gerhard Eck, scharfe Kritik an den Protesten vom zweiten Weihnachtsfeiertag. "Wenn man sich Freiheit auf die Fahnen schreibt, wie kann man dann zulassen, dass ein Protest so eskaliert?", fragt der CSU-Politiker. "Es ist unbegreiflich", so Eck im Gespräch mit dieser Redaktion, "ich verstehe die Welt nicht mehr."

Gerhard Eck: "Warum muss ich eine Demonstration als Spaziergang tarnen?"

Er habe nichts gegen Demonstrationen, solange sie friedlich verliefen, betonte der 61-Jährige. Dass die Proteste in Schweinfurt nicht angemeldet werden, findet Eck fragwürdig, das werfe keine gutes Licht auf die Organisatoren: "Warum geben die sich nicht von Anfang an zu erkennen? Warum muss ich eine Demonstration als Spaziergang tarnen?"

Mit Blick auf Corona-Leugner und Impfgegner ärgert sich Eck: Zu viele Menschen würden ihre individuelle Entscheidung über das Allgemeinwohl stellen. Sie würden "Intensivbetten wegnehmen", so dass Krebsbehandlungen oder Operationen von Unfallopfern verschoben werden müssten. "Wenn Rettungshubschrauber eine halbe Stunde kreisen müssen, bis sie ein freies Bett gefunden haben, dann ist ein Punkt erreicht, an dem wir uns fragen müssen, ob wir richtig unterwegs sind."

"Ein Kind als 'Schutzschild' zu missbrauchen ist ein Akt der Unmenschlichkeit."
Polizeigewerkschafter Thorsten Grimm

Dass während der Proteste vom Sonntag eine Mutter ihr vierjähriges Kind beim Versuch, eine Polizeiabsperrung zu überwinden, mitnahm, kann Eck nicht verstehen: "Warum nimmt man da ein Kind mit?"

Das fragt sich auch Thorsten Grimm, Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): "Man muss sich schon die ernsthafte Frage stellen, was eine Mutter dazu bewegt, ihr Kind im Kinderwagen auf eine solche Versammlung mitzunehmen und sich dann auch noch in vorderster Front zu bewegen." Grimm wird noch deutlicher: "Ein Kind als 'Schutzschild' zu missbrauchen ist ein Akt der Unmenschlichkeit und das muss das Jugendamt auf den Plan rufen."

Die Polizei hatte auf den Versuch einiger Demonstrierenden, die Sperre zu überwinden, mit Pfefferspray reagiert, weshalb das Kind kurzzeitig wegen einer Augenreizung behandelt werden musste. "Ich nehme hier die Polizei zu 100 Prozent in Schutz", sagt Gerhard Eck.

"Niemand kann mehr sagen, dass er oder sie nicht wusste, wie diese Aufmärsche ablaufen."
Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze

Ähnlich reagierte Katharina Schulze, Fraktionschefin der Grünen im Landtag: "Es ist absolut unverantwortlich, Kinder in radikalisierten Aufmärschen mitzunehmen und zu gefährden und hat mit friedlichem Protest rein gar nichts zu tun. Gute Besserung an das Kind."

Katharina Schulze ist Fraktionsvorsitzende und innenpolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag.
Foto: Tobias Hase, dpa | Katharina Schulze ist Fraktionsvorsitzende und innenpolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag.

Erneut sei "ein Querdenker-Aufmarsch in Schweinfurt aus dem Ruder" gelaufen, "Polizistinnen und Polizisten wurden beleidigt und bespuckt", so Schulze gegenüber dieser Redaktion. "Niemand kann mehr sagen, dass er oder sie nicht wusste, wie diese Aufmärsche ablaufen – die ständig weitere Radikalisierung dieser Szene erleben wir seit Wochen."

Für die innenpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen steht fest: "Die Radikalisierung der Querdenker-Szene ist ein Sicherheitsrisiko für unser Land."

Polizeigewerkschaft: "Spaziergänge" müssen verboten werden können

Eine Einschätzung die Polizeigewerkschafter Thorsten Grimm teilt. Er spricht von einer "brandgefährlichen Entwicklung". Man müsse "wirklich aufpassen, dass die Gesamtlage nicht völlig eskaliert", so Grimm mit Blick auf die Geschehnisse in Schweinfurt.

Der unterfränkische DPolG-Chef Thorsten Grimm
Foto: Thomas Obermeier | Der unterfränkische DPolG-Chef Thorsten Grimm

Mit dem Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit, seien auch Pflichten verbunden. "Aber so wird unser Grundgesetz mit Füßen getreten", findet Grimm. Die "Pseudo-Spaziergänge" seien "Aktionen, die anzumelden sind".

Der Polizist weiter: "Da rottet sich eine Vielzahl von Menschen auf den sozialen Netzwerken wie Telegram zusammen und plant das ganz gezielt." Es würden "Hass und Hetze gegen den Staat und gegen die Polizei verbreitet, die sich dann in der Realität in gewaltsamer Form niederschlägt". Grimm fordert daher, dass "schnellstmöglich die Möglichkeit geschaffen" wird, die sogenannten Spaziergänge verbieten zu können.

 
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Es ist ja schön und gut, dass ausgerechnet (auch) die Grünen nach der Polizei rufen, bezüglich der Leerdenker-Sekte und ihrem gefährlichen Agieren.

    Aber die Grünen werden spätestens im kommenden Sommer ihre Glaubwürdigkeit oder aber ihre Verlogenheit unter Beweis stellen (müssen), wenn in Oberbayern der G 7 Gipfel stattfindet und der linke Mob dort randalieren sollte ...
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  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Komisch. Wenn ich mich an meine Jugend erinnere: Da wurden korrekt angemeldete Demonstrationen (allerdings aus einer anderen politischen Richtung als die heutigen) beim geringsten Verstoß gegen die Auflagen sofort (und oft auch recht brutal) aufgelöst.
    Nach meinem Wissen hat sich das Recht hier nicht geändert.
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  • klafie
    oh mei andy 25, wohl auch ein impfgegner oder - dann an silvester schön brav zu hause bleiben um andere nicht anzustecken!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    An die Ampel-Koalition: Finger weg von der Impfpflicht!

    Sie würde mehr schaden als nutzen!

    Sie könnte erstmals seit 72 Jahren den inneren Frieden der Bundesrepublik gefährden und uns Weimarer Verhältnisse bringen! SOFORT sollte die Bundesregierung deeskalieren, mit einem klaren NEIN zur Impfpflicht - auch nicht für Krankenhaus-Personal: bei den Demos waren Mitarbeiter vom Leo dabei!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "... und uns Weimarer Verhältnisse bringen!"

    Vielleicht geht's eine Nummer kleiner. Das ist Unsinn. Linke und Rechte machen vielleicht 20% aus. Soll sich Deutschland durch die 20% erpressen lassen?
    https://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/die-weimarer-republik-und-die-heutige-demokratie-15203108.html

    "... bei den Demos waren Mitarbeiter vom Leo dabei!"
    So ist das in einer Demokratie. Jeder darf demonstrieren wenn diese angemeldet und FRIEDLICH ist.
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  • JuttaB
    Dann sollten die Vorgesetzten im Leo mal ein ernstes Wort mit diesen Mitarbeiter*innen sprechen! Diese gefährden die Sicherheit ihrer Patienten und Kollegen und schaden dem Ansehen des Krankenhauses!
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  • deweka
    Naiv betrachtet hört sich das fast wie ein Erpressungsversuch an:

    Keine Impfpflicht oder wir werden die Bundesrepublik genauso beenden wie die Weimarer Republik.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Wer Zeit findet und sich in Zeiten der Pandemie lieber um den Erhalt illegaler Pferdeställe kümmert als um die realen Probleme hat die Realität schon lange aus den Augen verloren.

    Wohin diese Proteste führen, wohin sich diese entwickeln ist seit über einem Jahr absehbar! Zu lange hat man zugesehen, zu lange hat man diese "Schwurbler", "Querdenker", "besorgten Eltern", "Impfverweigerer" und Konsorten sich selbst überlassen!

    Wer sich zu lange auf der Nase herumtanzen lässt und sich wie die Polizei in der Vergangenheit von den Demonstranten demütigen lassen muss, darf sich nicht wundern oder es gar "unbegreiflich" finden wenn er das hausgemachte Ergebnis betrachten muss.
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  • alfred-breunig@gmx.de
    @einFranke: ich finde es erbärmlich von Ihnen, die Sache mit dem Pferdestall mit diesem völlig anderen Thema zu vermengen. Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Ja der Vergleich mag unpassend erscheinen, wer aber eine Menge Zeit für solche Nebensächlichkeiten hat obwohl er in keinster Weise zuständig ist und obwohl im eigenen Haus "die Hütte brennt" muss sich schon Fragen lassen ob er seine Prioritäten verantwortlich setzt!

    Jetzt wo der Scherbenhaufen da ist will es wie immer niemand geahnt haben!
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  • klafie
    normalerweise gehören der mutter die fürsorgepflicht, die sie gegenüber dem kind hat, entzogen! ein 4jähriges kind zu solch einer fragwürdigen demonstration überhaupt mitzunehmen ist missbrauch an diesem kind. sie hat ja bewusst damit gerechnet, dass etwas passieren kann. der polizei kann man hierin überhaupt keinen vorwurf machen. sie sind doch eh die putzlappen in unserem land, jedesmal, bei demos müssen die polizisten doch ihren kopf hinhalten und erst 3mal abwarten, bevor sie eingreifen können. verbietet doch endlich mal die querdenkerdemos in ganz deutschland, nicht nur in schweinfurt, dort verankert sich wohl der gesamte braune sumpf!
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Welche Partei stellt in Bayern seit gefühlt Millionen Jahren den Innenminister und den entsprechenden Staatssekretär? Welches Bundesland mit seiner Regierung schreibt sich seit Jahren auf die Fahnen die "tollste Polizei" zu haben? Welche bayerichen Regierungsverantwortlichen blicken seit Jahren nahezu verächtlich auf andere Bundesländer wenn es um den angeblich laschen Umgang im Zusammenhang mit Aufmärschen und dergleichen geht?

    Das staatliche, lasche Handeln hat diese Demonstranten erst zu dem werden lassen was sie heute darstellen, ich und viele andere hatten das lasche Handeln schon vergangenes Jahr kritisiert! Da wurden unzählige Verstöße vor den Augen der Polizei begangen, Auflagen nicht eingehalten, die Polizei von den Demonstranten belächelt weil diese auf Weisung von oben nahezu tatenlos zuschauen musste.

    Jetzt gibt es die Quittung für dieses lasche Regierungshanden und die Verantwortlichen finden das "unbegreiflich". Wäre es nicht so tragisch könnte man drüber lachen.
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  • MedDeeg@web.de
    Tatsache ist doch, dass diese Leute ihren Frust infolge politischer Entscheidungen zunehmend auf Polizei und Ordnungskräfte projizieren.

    Wenn CSU-Politiker hier mit dem Finger auf andere zeigen, dann gehört dazu schon eine gehörige Portion Realitätsverzerrung. Und die Grünen täten gut daran, hier verbal abzurüsten und nicht in die gleiche Kerbe zu hauen.

    Viele Menschen sind frustriert und haben kaum noch Verständnis für das politische Hin und Her, die im Wochentag wechselnden "Regeln".

    Nur die wenigsten gehen bei diesen Demonstrationen mit. Das sollte man auch zur Kenntnis nehmen. Und wenn ein Kinderwagen in einer Demonstration auftaucht, ist das ab diesem Zeitpunkt auch die Verantwortung der Polizei, hier für Sicherheit zu sorgen. Das bedeutet auch: Auflösung der Blockade.
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  • deweka
    Bitte nehmen Sie zur Kenntnis dass diese Querulanten keinen größeren Teil der Bevölkerung vertreten.
    Wenn ein Kinderwagen in so einer Situation auftaucht bedeutet dies erst recht dass entschlossen gehandelt werden muss und die Mutter nie mehr die Möglichkeit erhält ihr Kind in so eine Gefahr zu bringen.
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  • kh070656
    Tatsache ist auch, dass permanent Politiker gescholten werden, ohne zu differenzieren. All diese Moralapostel sollten sich doch mal bereit erklären und selbst politische Verantwortung übernehmen. Es ist zu einfach immer nur auf unsere gewählten Vertreter einzudreschen, sie sind nicht vom Himmel gefallen.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    "Aber so wird unser Grundgesetz mit Füßen getreten"...genau so isses...
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