Die Freiwillige Feuerwehr mit ständiger Wache der Stadt Schweinfurt ist bekannt für ihre professionelle Arbeit. Allein im vergangenen Jahr absolvierten die Floriansjünger aus der Stadt über 1000 Einsätze, davon 326 Brandeinsätze und 678 technische Hilfeleistungen. Dabei war auch ein ganz besonderer Einsatz, den man in Erinnerung behalten wird: die Bombenentschärfung am Hauptbahnhof im April 2023. Aber wie geht es weiter mit dem Standort Ständige Wache? Bauausschuss und Hauptausschuss diskutierten nun darüber.
Die Ständige Wache liegt bekanntlich am westlichen Stadtrand in der Adolf-Ley-Straße. Dort sind 51 Beamte im 24-Stunden-Dienst, dazu kommen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Natürlich ist das wichtigste Thema bei einem Feuerwehreinsatz, dass man so schnell wie möglich nach Alarmierung dorthin kommt. Im Bayerischen Feuerwehrgesetz ist festgelegt, dass die Wehr innerhalb von achteinhalb Minuten mit zehn Funktionen und nach weiteren fünf Minuten mit sechs Funktionen, einem Löschfahrzeug mit Ehrenamtlern, vor Ort sein muss.
Für einen Großteil des Stadtgebietes kann das gewährleistet werden. Es gibt jedoch, wie Ordnungsreferent Jan von Lackum informierte, auch Gebiete, da wird es zeitlich knapp, zum Beispiel am Rand des Deutschhofes. Das wiederum liegt daran, dass die Ehrenamtler erst von zu Hause oder der Arbeit zur Ständigen Wache fahren müssen, um von dort in den Einsatz zu starten. Es wäre also besser, würde das Schweinfurter Feuerwehrhaus zentraler in der Stadt liegen, was auch schon ein Gutachten konstatiert hat.
Durch neue Ampelschaltung kommt die Feuerwehr schneller zum Einsatz
Jan von Lackum hat bereits an Stellschrauben gedreht, wissend, dass die Feuerwehr grundsätzlich am westlichen Stadtrand "ungünstig positioniert ist." So wurde zur Verbesserung der Eintreffzeit eine Ampelvorrangschaltung für die Feuerwehr auf der Niederwerrner Straße bis zu den Kreuzungen Deutschhöfer Straße/Schützenstraße sowie Paul-Rummert-Ring/Brückenstraße umgesetzt.
So stellt die Stadt sicher, dass die östlichen Stadtteile in jedem Fall innerhalb der vorgeschriebenen achteinhalb Minuten für die erste Eintreffzeit erreicht werden. Aber: "Eine nennenswerte Verbesserung für die zweite Eintreffzeit hat diese Maßnahme nicht ergeben", so von Lackum. Was daran liegt, dass "die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte aufgrund der Anfahrt mit Privat-Pkw nicht von der Vorrangschaltung profitieren".
Der Feuerwehrbedarfsplan der Stadt empfiehlt einen kompletten Neubau der Ständigen Wache an einem anderen Standort. Diskutiert wurde das bereits mehrmals, im Gespräch waren unter anderem der Verkehrserziehungsplatz in der Friedrich-Stein-Straße. Benötigt würden rund 14.000 Quadratmeter Fläche.
Kompletter Neubau mit 28,5 Millionen Euro Kosten geschätzt
Stellt sich die Frage der Kosten. Eine vom Ordnungsreferent bewusst "Kostenidee" genannte Schätzung (Stand 2021) ergibt für einen kompletten Neubau die Summe von 28,5 Millionen Euro.
Der Neubau eines zweiten Standorts nur für die Freiwillige Feuerwehr und die gleichzeitige Generalsanierung der Ständigen Wache am Hainig wäre laut der Kostenidee aber deutlich billiger, nämlich 18,4 Millionen Euro.
Jan von Lackum präferiert diesen Weg, zumal es auch einen durchaus sinnvollen Standort gäbe, bei dem das Grundstück im Besitz der städtischen Hospitalstiftung ist: das Gelände der abgerissenen Agip-Tankstelle am Anfang der Ignaz-Schön-Straße vor dem Schuttberg.
In der Diskussion mit den Stadträten kristallisierte sich zwar grundlegendes Einverständnis mit den Ideen der Verwaltung heraus. Allerdings wollten weder Bau- noch Hauptausschuss so weit gehen und den Neubau der Gesamtfeuerwache ausschließen, wie die Verwaltung ursprünglich vorgeschlagen hatte. Geprüft werden soll nun auch noch einmal, ob dieser nicht auf dem Gelände in der Ignaz-Schön-Straße oder einem anderen Standort unterkommen könnte.
Unter anderem Rüdiger Köhler (CSU) war aus mehreren Gründen zunächst zurückhaltend. Zum einen sind die wahren Kosten einer Sanierung der Ständigen Wache am Hainig auch aufgrund der Hochwasserthematik nicht absehbar. Zum anderen ist es aus seiner Sicht wie der anderer Stadträte suboptimal, wenn die Ehrenamtler nicht mehr einen gemeinsamen Standort mit der Ständigen Wache haben, was allerdings laut Jan von Lackum von Seiten der Feuerwehr organisatorisch zu bewältigen wäre.
Für Rüdiger Köhler wichtig ist auch die Suche nach weiteren Standorten, wenn es so zutrifft, dass aufgrund des bestehenden Parkplatzes in der Ignaz-Schön-Straße die Fläche für die große Lösung zu klein ist. Und natürlich müsse die Verwaltung dringend das Projekt "Feuerwehrhaus" in einen großen Zusammenhang mit all den anderen wichtigen Projekten der Stadt stellen, zum Beispiel Abriss und Neubau der Maxbrücke oder neuer Servicebetrieb. Dieses Update versprach Baureferent Ralf Brettin für nach der Sommerpause.