Fußball kann manchmal wirklich ungerecht sein, das weiß Schweinfurts Sportreferent Jürgen Montag nur zu gut. Er ist nämlich seit Jahren bekennender Fan des Zweitligisten FC Heidenheim, er stammt aus Heidenheim. Wenn Montag also auf der Tribüne des Willy-Sachs-Stadions sitzt und Spiele des Regionalligisten FC 05 Schweinfurt schaut, tut er das nicht nur, weil es sein Job ist, sondern auch, weil er gerne Fußball schaut.
- Zum Nachlesen der Live-Ticker vom Havelse-Spiel und der Langzeit-Blog zur Relegation
Und so war ihm natürlich auch – wie allen anderen Fans, die am Samstag beim Relegationshinspiel um den Aufstieg in die Dritte Liga zwischen den Nullfünfern und dem Nord-Regionalligisten TSV Havelse den Schweinfurtern die Daumen drückten – die Enttäuschung über das 0:1 in der Schlussminute durch einen Torwartfehler anzusehen.
"Das war sehr unglücklich in der Nachspielzeit", konstatierte Montag, "aber Havelse war ein starker Gegner." Die Chance auf die ersehnte Rückkehr in den Profifußball 19 Jahre nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga im Jahr 2002 hat Schweinfurt natürlich nach wie vor, am 19. Juni steht das Rückspiel in Niedersachsen an. Die Mannschaft von Tobias Strobl muss dabei gewinnen, um aufzusteigen.
Dieser Aufstieg würde von den Fans und dem Team euphorisch gefeiert, für die Stadtverwaltung bedeutet er aber auch eine Menge Arbeit. Das Willy-Sachs-Stadion, die Heimstätte der Nullfünfer, gehört der Stadt, es müsste für die Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes für die Dritte Liga umgebaut werden.
Aber, das zeigte eine Machbarkeitsstudie, die vor einigen Monaten vorgestellt wurde, es gibt gute Nachrichten für den FC 05: Dritte Liga im Sachs-Stadion ist machbar. Zunächst, so Jürgen Montag, habe der Verein bei der Linzenzierung eine Ausnahmegenehmigung beantragt, nur 1000 statt der geforderten 2000 Sitzplätze bereitstellen zu müssen. Auf der historischen Haupttribüne des 1936 eingeweihten und von Willy Sachs gestifteten Stadions gibt es 860 Plätze, so dass man zunächst nur 140 weitere Sitzplätze bräuchte.
Außerdem, so Jürgen Montag, "muss die Beschallung überarbeitet werden, ebenso die Videoüberwachung und auch die Technik für die Medien", da alle Heimspiele live im Fernsehen übertragen werden. Das Thema Rasenheizung muss die Stadt angehen, doch für den Einbau gibt es eine Übergangsfrist.
Zunächst aber gilt es, das Rückspiel abzuwarten, ob die Verwaltung überhaupt tätig werden muss. Entsprechende Planungen für ein Aufrüsten des Willy-Sachs-Stadions gibt es bisher nicht, sie wurden ebenso noch nicht im Stadtrat diskutiert, der darüber entscheiden müsste. Insgesamt geht die Schätzung in der Machbarkeitsstudie von bis zu 4,7 Millionen Euro Umbaukosten für die Dritte Liga aus.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé war beim Hinspiel nicht im Stadion
Neben dem Sportreferenten war beim Hinspiel im übrigen kein weiterer Vertreter der Stadt vor Ort. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) war zuletzt bei den Regionalliga-Play-off-Spielen im Mai im Stadion, bei denen sich der FC 05 die Meisterschaft sicherte.
Warum er gegen Havelse nicht kam, ist unbekannt. Mutmaßlich hängt es aber auch damit zusammen, dass die Kritik des FC 05-Vorsitzenden Markus Wolf in sozialen Medien im Vorfeld der Partie, dass das Gesundheitsamt nur 1000 statt der erhofften bis zu 3000 Besucher erlaubte, für den Geschmack des OB deutlich zu heftig war.
Der Verein hatte gegen die Besucherbegrenzung vor dem Verwaltungsgericht Würzburg geklagt, aber nicht Recht bekommen. Das Gericht erklärte, die Entscheidung des Gesundheitsamtes sei aufgrund der hohen Inzidenz in Schweinfurt gerechtfertigt. Der Verein verwies darauf, dass der Großteil der Besucher aus den umliegenden Landkreisen komme, wo die Inzidenz teilweise deutlich unter 20 sei.
Aber Finger weg von einem Umbau!
Die Haupttribüne ist so konzipiert, dass davor eine temporäre Rohrtribüne aufgestellt werden kann, mit wohl weit mehr als 140 Plätzen. Bei großen Spielen in der Nachkriegszeit wurde die Rohrtribüne immer aufgestellt.
Dagegen könnte man bauliche Eingriffe ins Stadion sehr bereuen: bei einem Aufstieg in die 2. Liga müsste man die Option für die vorgesehene Fläche für eine Arena in den Conn Barracks ziehen. Deshalb nicht kurzfristig denken! Denn für diesen nicht auszuschließenden Fall würde man dann:
1. ein originales, unverpfuschtes, klassisches Leichtathletik-Stadion und Baudenkmal erhalten, das man zudem auch weiterhin für Popkonzerte nutzen könnte
2. eine moderne Fußballarena bekommen
Schweinfurt besäße für diesen Fall zwei für den jeweiligen Zweck hervorragende Stadien, statt Wischi-Waschi. Stadtentwicklung sollte Optionen für große Lösungen immer offen halten.
https://in-und-um-schweinfurt.de/lokales/machbarkeitsstudie-willy-sachs-stadion-leistet-sich-schweinfurt-in-den-conn-barracks-eine-neue-arena-fuer-ueber-70-millionen/