Entscheidende Fußballspiele, in denen mitunter der Erfolg einer kompletten Saison auf dem Prüfstand steht, haben es oftmals so an sich, dass in den letzten Sekunden noch seltsame Dinge passieren. In Schweinfurt ist so etwas passiert, was Trainer, Spieler und Fans sprachlos machte: In der vierten Minute der Nachspielzeit tritt Tobias Fölster, der Kapitän des TSV Havelse einen Freistoß allenfalls mittelprächtig aufs Tor - und Torwart Luis Zwick lässt ihn über die Hände ins Eck rutschen. 0:1, Schlusspfiff, Havelse jubelt und der FC 05 Schweinfurt ist fassungslos. Vor dem Rückspiel am kommenden Samstag in Garbsen bei Hannover hat sich mit einer Unaufmerksamkeit die Ausgangslage im Rennen um den Drittliga-Aufstieg drastisch verschlechtert.
- Zum Nachlesen der Live-Ticker vom Havelse-Spiel und der Langzeit-Blog zur Relegation
"Wir haben heute nur die erste Halbzeit verloren. Das fühlt sich nicht gut an. Aber wir sind heute nicht nicht aufgestiegen" - dass 05-Trainer Tobias Strobl schon wenige Minuten später Aufbruchstimmung vermittelt, gehört zu seinen Aufgaben. Auch, dass er verspricht: "Das wird ein heißer Tanz nächste Woche." Dass seine Mannschaft das Spiel aber nicht in dieser einen Szene verloren hat, sondern mindestens genauso in den 93 Minuten zuvor , erkennt er in seiner Gefühls-Melange aus Trotz und Trauer aber auch: "Wir waren im letzten Ball einfach zu unsauber." Die Folge: kaum Torchancen. Natürlich auch, weil dieser Nord-Regionalligist schon noch einen Tick stärker war als die Konkurrenz in den Play-offs. "Das war von denen eine tolle Kollektivleistung."
"Havelse war frisch und griffig", sagte etwas später auch 05-Torjäger Adam Jabiri. "Und uns haben ein paar Prozentpunkte gefehlt." Auf den Zwick-Lapsus wollte der 37-Jährige die Niederlage keinesfalls reduzieren: "Wir machen auch die Fehler zusammen. Schließlich hatten wir gut 90 Minten Zeit, ein anderes Ergebnis herzustellen." Kollege Daniel Adlung, wie Jabiri längst nicht so wirkungsvoll wie beispielsweise in den beiden Bayreuth-Spielen, sah es ähnlich: "Luis hatte uns vorher im Spiel gehalten. Jetzt müssen wir nächste Woche das Spiel für ihn ziehen."
Havelse mutig, schnell und zielstrebig
Nun, wer gedacht hatte, der FC 05 könnte hier leichtes Spiel haben, weil die Schweinfurter seit Wochen im Saft stehen und Havelse seit 25. Oktober 2020 quasi "außer Betrieb" war, der sah sich eines: getäuscht. Mutig, schnell und zielstrebig präsentierte sich der Nord-Regionalligist im Willy-Sachs-Stadion - ganz im Stil einer Spitzenmannschaft, die bereits im ersten Spiel auswärts ein Zeichen setzen wollte. Mehrmals mussten die Schweinfurter Fans durchatmen nach turbulenten Strafraumszenen. Insbesondere gleich in der dritten Minute: Nach einer Cicek-Ecke musste sich 05-Schlussmann Luis Zwick mächtig strecken nach Kevin Schumachers Kopfball, den Nachschuss von Tobias Fölster entschärfte Jabiri auf der Linie.
Es dauerte ein bisschen, bis sich die Schweinfurter sortieren konnten. Nach zehn Minuten etwa gelang es ihnen, nach zwölf hatten sie auch prompt die erste Chance: Doch den langen Diagonalball aus der eigenen Hälfte heraus nahm Amar Suljic einen Tick zu schlampig an - er steuerte zwar noch allein auf TSV-Keeper Norman Quindt zu, doch der bekam seinen Fuß hin, ehe der Nullfünfer abschließen konnte.
Eine Wende war das aber nicht. Weil Havelse sich hier weiter präsentierte, wie Strobl ("das ist eine echte Männer-Mannschaft") es erwartet hatte. Und vor allem bei Standards, in der Regel mit viel Zug zum Tor geschlagen, gefährlich blieb: Nach Leon Damers Freistoß fehlten Noah Plume nur wenige Zentimeter zum Glück (16.).
Mitte der ersten Halbzeit wurde dann ein offener Schlagabtausch zweier guter Regionalliga-Teams daraus. In dem nun wieder der FC 05 am Zug war: Martin Thomanns Flanke verlängerte Adlung per eingesprungenem Kopfball aus spitzem Winkel an die Latte (20.). Bis zur Pause blieben zwar Tempo und Intensität beidseitig hoch, viel mehr tat sich vor den Toren jedoch nicht. Weil der FC 05, bei dem Lukas Billick wegen muskulärer Probleme in der Innenverteidigung fehlte und durch Philipp Maier ersetzt wurde, die Zahl der Eck- und Freistöße gegen sich etwas dezimieren konnte. Und weil bei den Schweinfurtern das Oldie-Duo Adlung und Jabiri - beeindruckend sein Kräftemessen mit Havelses Hüne Niklas Tasky - von den Gäste weitgehend aus dem Spiel genommen wurde. Der Havelser Trainerfuchs Jan Zimmermann hat seine Mannschaft erkennbar auf diese gefährliche Offensiv-Achse eingestellt.
Beide Mannschaften zollen dem hohen Anfangstempo Tribut
An diesem Bild änderte sich auch nach Wiederbeginn wenig. Schweinfurt kompakt, aber nicht zwingend - Havelse bei Standards gefährlich. Und erstmals aus dem Spiel heraus: Schumacher probierte es aus der Drehung, sein Schuss touchierte den Außenpfosten (62.). Hernach mussten die Niedersachsen dem Tempo der ersten Stunde und der schwülwarmen Witterung etwas früher Tribut zollen als die zum Ende hin ebenfalls nachlassenden Gastgeber. Die tatsächlich nochmal eine Gelegenheit erarbeiteten: Doch Florian Pieper scheiterte in der Schlussminute aus spitzem Winkel an Quindt. Und dann gab es diesen späten Freistoß, zentral aus 25 Metern...
Ein Moment, der Havelses Coach Zimmermann in den siebten Fußball-Himmel beförderte, weil Torschütze Fölster nicht gerade ein Freistoßkünstler ist - und trotzdem das Vertrauen seines Trainers für diese Aktion hatte: "Erst gestern hatte Foelster beim Training in Bad Kissingen im Vorbeigehen noch einen Freistoß reingehauen." Diesmal habe sein Kapitän, so Zimmermann, den Ball eigentlich eher "wie sonst neun von zehn" getroffen, "weswegen wir ein bisschen Glück hatten".
Es ist halt einfacher den ungeliebten Nachbarn bei dessen Rückschlägen zu verhöhnen,wie das hier so oft geschehen ist,als
selbst die entsprechende Leistung zu bringen ,wenn es darauf ankommt u.man die Chance dazu besitzt.
Den Totopokal, der zur Unzeit zwischen rein funkte, insbesondere im Spiel NUR 4 Tage zuvor geg. Burghausen, hätte man von vorneherein abhaken sollen, mit einer B-Elf und B-Ersatzspielern - was ich hier mehrmals schrieb. Aber man spielte mit einer Mannschaft "die auch gewinnen kann". Man wollte auf zwei Hochzeiten tanzen, ermuntert auch von Michael Bauer, der von einem Derby geg. Aubstadt und einem Spätfrühling des FC05 mit doppelten Erfolg schwärmte. Die geschwächte Mannschaft geg. Havelse beruhte nicht auf fußballerischen Mängeln, sondern auf einem Mangel an Lebenserfahrung.
Havelse kannte den FC05, aber der FC05 nicht Havelse. Dieser spielentscheidende Vorteil entfällt im Rückspiel! Auch ist am Dienstag nicht wieder ein dussliges Pokalspiel. Zudem zählen Auswärtstore ggf. doppelt - und da kann Havelse nicht mehr nachlegen - aber der FC05! Und es kann mit Nachspielzeit und ggf. Verlängerung sehr lange dauern - nervenaufreibender für Havelse.
Wie war das Sprichwort mit dem Fell des Bären?
Die Chance besteht weiterhin und es bleiben 90 Minuten, um es besser zu machen. Auf geht's FC 05! Am Samstag sind nochmals 90 Minuten zu spielen!
Aber vielleicht auch zu überheblich im Vorfeld.
Wir sind klarer Favorit etc.
Trotzdem alles Gute für das Rückspiel 05er
verhindert hat, im Angriff aber auf sich alleingestellt war. Den 05ern fehlt für die 3. Liga alles aber auch wirklich alles! Schade für Unterfranken, denn Konkurrenz belebt das Geschäft, zumal den Kickers nach den gefallenen Propheten F. Magath, dies besonders gegönnt gewesen wäre!