
Wer am Sonntagabend nicht pünktlich vor der TSV-Sporthalle in Grettstadt stand, hätte sich einen Moment lang darüber sorgen können, überhaupt noch hereingelassen zu werden. Es ist schließlich Wahlkampf und CSU und Junge Union (JU) hatten zum Neujahrsempfang im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen eingeladen. Wer jedoch an dem Abend einen Auftritt von Ministerpräsident Markus Söder erwartet hatte, wurde enttäuscht. Dieser sagte nach der Teilnahme zur Gedenkfeier in Aschaffenburg am Morgen wegen Erkältung kurzfristig ab.
Und so kam es, dass Florian Herrmann, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, den Ministerpräsidenten spontan vertreten musste. Für Herrmann, der gleichzeitig auch Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und als einer der Strippenzieher hinter Söder gilt, war die kurzfristige Einberufung natürlich "kein Thema", erklärte er zu Beginn seiner Rede vor den etwa Tausend Gästen.
Herrmann poltert gegen die Grünen
Thema des Abends war für Herrmann dagegen ein anderes: die Frage, nach einer grundlegenden Richtungsentscheidung zur Wahl am 23. Februar. Entweder Westbindung an Amerika oder Hinorientierung zu einem "Großeurasischen Reich unter der Führung Russlands", wie es AfD und BSW sich wünschten. Entweder bürgernah oder abgehoben. Entweder konservativ oder links-grün.
Als politische Schwerpunkte rief der Staatsminister die Felder Sicherheit und Migration aus. Beide Themen standen unter dem Eindruck des Messerangriffs in Aschaffenburg, vergangene Woche. Das Land müsse sich organisch aus sich heraus verändern und nicht indem Menschen von "überall her" kämen. Es mache einen Unterschied, ob Menschen liberal oder mit Antisemitismus als Grundeinstellung aufwachsen würden. Psychische Erkrankungen seien letztlich eine Folge von Gewalterfahrungen. "Und deshalb ist es am Ende immer eine Frage der Zahl, wie viel Menschen man gut und vernünftig integrieren kann", so Herrmann.
In Sachen Migration zitierte Herrmann den früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck: "Unser Herz ist groß, aber die Möglichkeiten sind beschränkt." Wer den Aufstieg der AfD stoppen wolle, müsse die Integrationsprobleme benennen und lösen. "Nur Dämonisierung und Diffamierung genügt halt nicht", sagte Herrmann. Gleichzeitig würde die AfD die Axt an das Wohlstandsversprechen der EU und das Sicherheitsversprechen legen, weshalb man in keiner Form mit ihr zusammenarbeiten könne. Der Messerangreifer von Aschaffenburg habe sich nach Ansicht des Staatsministers nur deshalb noch im Land befunden, weil die Grünen unter anderem zu Demonstrationen gegen Abschiebungen aufgerufen hätten.
Sicherheitsbehörden sagten dagegen, dass der Täter von Aschaffenburg nicht im Gefängnis saß, weil die Justiz aufgrund einer ausstehenden Gesamtstrafenbildung keinen Vollstreckungshaftbefehl erlassen hatte. Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt begründete dies unter anderem mit bürokratischen Abläufen und zeitlichen Problemen. Laut der Bundeszentrale für Politische Bildung und dem Justizportal des Landes Nordrhein-Westfalen sind in Deutschland die Bundesländer für die finanzielle und personelle Ausstattung der Landesgerichte zuständig.
Die Polizei gehöre, so Herrmann in seiner Rede weiter, besser ausgestattet, die eingesetzten Polizeibeauftragten, die als unabhängige Beschwerdestelle für strukturelle Mängel und Fehlverhalten bei den Polizeibehörden dienen, dagegen abgeschafft.
Auch was die Wirtschaft betrifft, seien in der Regierungszeit Robert Habecks fundamentale Fehlentscheidungen getroffen worden. Die Grünen dächten an eine staatliche Wirtschaftslenkung. Die CSU dagegen stehe für Eigenverantwortung und eine Wertschätzung der Unternehmer. "Wir befinden uns in einer grünen Rezession." In der Landwirtschaft müsse die umstrittene Kürzung der Agrardieselrückvergütung wieder zurückgenommen werden.
Anja Weisgerber fordert eine "Abrissbirne für Bürokratie"
Zu Beginn der Veranstaltung hatte auch eine entschlossene Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber den Forderungen des Staatsministers Nachdruck verliehen. Weisgerber, die sich zum vierten Mal um das Direktmandat im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen bewirbt, forderte eine "Abrissbirne für Bürokratie" sowie eine "Wiederbelebung deutscher Tugenden." Leistung müsse sich wieder lohnen, das Bürgergeld abgeschafft und durch eine neue Grundsicherung ersetzt werden.

Um die gebeutelte Automobilindustrie zu unterstützen, müsse nach Ansicht Weisgerbers das Verbrenner-Aus rückgängig gemacht und die Prämie für E-Autos wieder eingeführt werden. Im Zuge der Tat von Aschaffenburg forderte sie, die Migrationszahlen zu senken. Gelingen solle das mithilfe von "null Toleranz und null Kompromiss in der Asylpolitik", was übersetzt mehr Abschiebung und Abweisungen an den deutschen Grenzen heißen soll.
Auch sonst gab sich die CSU als bürgernah und Partei des ländlichen Raums. So forderte die Listenkandidatin und CSU-Fraktionsvorsitzende im Schweinfurter Kreistag, Gabriele Jakob, eine Erhöhung der Pendlerpauschale und mehr Mittel zur Dorferneuerung. Details zur Finanzierung und Umsetzung aller Vorhaben nannte an dem Abend niemand.
Ich kann bei dieser Wahl der Union einfach keine Stimme mehr geben. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass die Union für den Machterhalt auch mit der AfD zusammenarbeitet. Was diese angebliche Brandmauer tatsächlich wert ist, sieht man dieser Tage leider viel zu deutlich.
Ich habe letzten April mal durchforstet, wie sich der AfD Zuspruch der jeweiligen Bundesländer verändert und das in 2 Gruppen ausgewertet.
Damals waren in Bund und allen Bundesländern mit Grünen in der Koalition die AfD gewachsen (Sonntagsfrage gegenüber letzter Wahl).
Jedoch waren in 2 der 4 Unionsgeführten Länder OHNE Grüne in der Koalition die AfD zurückgedrängt worden, in 1 stagnierte sie und in einem nur minimalen Zuwachs.
(PS: auf dawum.de ist nicht aufgeführt, welche Koalition gerade regiert. Das muss man aus anderer Quelle hinzunehmen. Etwa Statista oder Wikipedia)
Es ist gut, dass SPD und Grüne sich diesen gefährlichen Machtspielen konsequent und kategorisch verweigern!
über die Versammlung der Kauflandmitarbeitenden wird in einem zusätzlichen Artikel berichtet. Der Text dazu erscheint am Dienstag.
Mit freundlichen Grüßen
Marcel Dinkel, Redakteur
Aber da ging es doch nur um "Soziales", siehe Fotos, das hat mit der CSU doch nichts zu tun. ...
Vielleicht, weil Soziales halt doch was mit CSU zu tun hat, aber Regieren nichts mit SPD ?
Der Mann war durch mehrere Gewaltdelikte, u.a. ein Angriff auf Polizeibeamte in Erscheinung getreten war UND psychisch auffällig.... die Tat vom 22.01. hätte verhindern können, hätte man ihn mittels § 126a StPO vorläufig untergebracht...!
Herr Herrmann hielt 2022 im Petitionsausschuss als Vertreter der CSU die Fahne der "richterlichen Unabhängigkeit" hoch, die Politik habe sich hier "herauszuhalten"....
Wird deshalb offenkundigen Versäumnissen der Justizbehörden Aschaffenburg nicht nachgegangen...?
Wird deshalb dieses seltsame bizarre Schauspiel aufgeführt unter Schuldzuweisungen an Scholz, Berlin, die Grünen...?
(Soweit bekannt)
Am 3.2.2023 hat Bulgarien sich bereit erklärt, Enamullah O. zurück zu nehmen (Erstaufnehmender Staat).
Erst am 26.7. hat das BAMF der bayerischen Ausländerbehörde die Entscheidung zur Abschiebung gemäß Dublin mitgeteilt.
Recht kurz vor Fristablauf am 3.8. oder ? Gerade in den Sommerferien.
Dann hat wieder das BAMF bis 11.9.2024 (!) gebraucht, um ihn zu einer Anhörung bzgl Ausreise zu laden.
usw.
Keine der Straftaten wären möglich gewesen, wenn Enamullah O. gleich an der Grenze abgewiesen oder aufgegriffen und direkt wieder nach Bulgarien überstellt worden wäre.
Und das Schlimmste wäre mit einer zügigen Abschiebung zu verhindern gewesen.
Ist aber mit Rot und Grün nicht denkbar.
(Soweit bekannt)
Am 3.2.2023 hat Bulgarien sich bereit erklärt, Enamullah O. zurück zu nehmen (Erstaufnehmender Staat).
Erst am 26.7. hat das BAMF der bayerischen Ausländerbehörde die Entscheidung zur Abschiebung gemäß Dublin mitgeteilt.
Recht kurz vor Fristablauf am 3.8. oder ? Gerade in den Sommerferien.
Dann hat wieder das BAMF bis 11.9.2024 (!) gebraucht, um ihn zu einer Anhörung zu laden.
usw.
Keine der Straftaten wären möglich gewesen, wenn Enamullah O. gleich an der Grenze abgewiesen oder aufgegriffen und direkt wieder nach Bulgarien überstellt worden wäre.
Und das Schlimmste wäre mit einer zügigen Abschiebung zu verhindern gewesen.
Ist aber mit Rot und Grün nicht denkbar.
https://www.stern.de/gesellschaft/tat-von-aschaffenburg--wie-konnte-es-so-weit-kommen--35408980.html
..."Im Mai 2024 - sieben Monate VOR der Attacke im Park Schöntal - stellt sich der Tatverdächtige bei der Bundespolizei in Aschaffenburg vor...Die Situation entgleist. Erst soll er mit flacher Hand nach einer Beamtin geschlagen haben. ...Danach wird es gefährlich. Als der 28-jährige am Boden liegt, soll er nach dem Holster...eines der Beamten gegriffen haben...gelingt es ihm, die Sicherung der Waffentasche zu öffnen. Wäre es zu weit hergeholt, würde man daraus ableiten, dass der Mann gefährlich, womöglich sogar HOCHGEFÄHRLICH ist? ...Drei Beamte werden bei dem Übergriff verletzt....Auch bei diesem Übergriff sind Drogen im Spiel."....
Süddeutsche Zeitung, ,25.01.2025, "Ein Tatverdächtiger mit Vorgeschichte".
Allein dieser Angriff hätte ZWINGEND zu einem Beschluss auf vorläufige Unterbringung und Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens zur Abwendung einer Gefahr für die öffentlichen Sicherheit führen müssen!
Und wieso war er noch nicht wieder weg (BAMF hat so spät bei der bayerischen Ausländerbehörde Bescheid gegeben, dass Frist zur Rückführung ins zuständige Erstaufnahmeland Bulgarien nicht einzuhalten war; Erklärung der Bereitschaft Bulgariens, Enamullah O. zurück zu nehmen, war am 3.2.2023) ?
Beides hätte schon die von Ihnen genannte Gewaltstraftat in 2024 verhindert. Die anderen auch. Den Doppelmord auch.
Vermutlich sind Sie nicht der einzige, der so denkt: lassen wir den doch mal frei rumlaufen - wenn er was "anstellt", ist sowieso das Bamf schuld und die Ampel...
oder nur kurz hier sein können, wenn das BAMF seien Arbeit gemacht hätte.
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Den erst trotz fehlender Bleibeperspektive unabschiebbar zu machen (wie reihenweise andere) und dann warten, bis in Bayern mal in einem Fall Fehler passieren, dass sich Scholz mit seinem "Vorgehen in Bayern peinlich" Statement profilieren kann, ist halt auch ein Stil...
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In der langen Liste der Attentäter finden sich viele, die irregulär rein gelassen wurden, die Abschiebung versäumt/versemmelt wurde, Abschiebeflüge in bestimmte Länder gänzlich ausgesetzt wurden (Teils obwohl unsere Gäste dort Heimaturlaub machen), usw
Aber wenige Fälle in Bayern.
Oder ist am Messeranschlag Solingen usw auch die CSU schuld ?