
Dass die vergangenen Monate für die Industrie von Turbulenzen geprägt waren, ist bekannt. Nicht jedoch, wohin diese Turbulenzen noch führen können. Daraus machte auch Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG, auf der Jahrespressekonferenz des Zulieferer-Konzerns keinen Hehl. Die schwächelnde Automobilindustrie, besonders der Einbruch in der Elektromobilität, belastet die Branche und die Produktion in Schweinfurt.
Statt den Niedergang herbeizureden, spricht der Vorstand von einem "widrigen Umfeld" und zwei Übergangsjahren, welche der Konzern 2024 und 2025 durchschreitet. Besonders in der Industriesparte, die unter anderem Wälzlager für Produktionsanlagen oder Komponenten für Windturbinen liefert und etwa ein Drittel des Umsatzes im Konzern ausmachte, gab es zuletzt Gegenwind. Der Rückgang resultiert aus sinkender Nachfrage und Preisdruck auf dem Weltmarkt.
Vorläufig kein weiterer Stellenabbau bei Schaeffler
Welche Folgen das für die Region hat, zeigte der Konzern im November letzten Jahres. Bis Ende 2027 fallen europaweit 4700 Arbeitsplätze weg, davon 2800 in Deutschland und mindestens 500 in Schweinfurt. Der Abbau läuft sozialverträglich. Wie viele Mitarbeiter genau das Unternehmen bereits verlassen haben, konnte der Vorstand nicht sagen. Die Umsetzungsgeschwindigkeit sei allerdings zufriedenstellend, so Rosenfeld. Auch, ob diese Zahlen stabil bleiben oder sich ändern, ließe sich frühstens nach dem ersten Quartal sagen. Rosenfeld bekräftigt: "Es gibt aktuell keine zusätzlichen Jobabbaupläne".
Trotzdem blickt der Vorstandschef optimistisch nach vorn. Und die Geschäftszahlen zeigen, dass es trotz Stellenabbaus und schwieriger Marktlage Gründe für Zuversicht gibt. Der Umsatz stieg von 16,3 auf 18,2 Milliarden Euro, ein Plus von 12,9 Prozent, erklärte Rosenfeld. Der Anstieg resultiert nicht nur aus organischem Wachstum, sondern auch aus der Übernahme von Vitesco, dessen Umsatz nun in die Bilanz einfließt. Seit dem 1. Oktober 2024 gehört Vitesco vollständig zum Schaeffler-Konzern.
Düstere Prognose in der Elektromobilität
Positiv ist, dass der Umsatz im Bereich Antriebssysteme und Komponenten trotz nachlassender Fahrzeugproduktion kaum sank. Das verdankt der Konzern einem starken Wachstum von 12,6 Prozent in der Elektromobilität, besonders in Europa und Amerika. Dennoch sieht die Prognose in dem Bereich düster aus.
Demnach erwartet Schaeffler hier ein Minus von bis zu 17 Prozent für 2025. Gleichzeitig rechnet der Konzern im Verbrennerbereich bis zu zwölf Prozent Gewinn. "Da haben wir eine große Aufgabe. Diese Aufgabe ändert nichts daran, dass wir daran glauben, dass E-Mobilität die Zukunft ist", so Rosenfeld. Um sich geschickt aufzustellen, setzt der Konzern künftig weiter auf Hybridfahrzeuge, für deren Produktion Schaeffler Komponenten von der Elektromobilität bis zum Verbrenner herstellt.
Schaeffler erwägt den Einstieg ins Rüstungsgeschäft
Der Umsatz der Gruppe wird 2025 voraussichtlich zwischen 23 und 25 Milliarden Euro liegen, bei einer Marge von bis zu fünf Prozent. Besonders die Auszahlungen für Mitarbeiter, die den Konzern verlassen sowie die Zusammenführung von IT-Systemen, werden das Unternehmen auch im kommenden Jahr weiter belasten.
Insgesamt will sich der Konzern von der Automobilindustrie hin zu Bereichen bewegen, die Feinmechanik mit Motorik und Elektromotoren verbinden. Die Robotik sei ein Zukunftsfeld, ist Rosenfeld überzeugt. Weitere Chancen sieht der Vorstandschef im Rüstungsgeschäft. "Wir gucken uns das intensiv an", sagte er mit Blick auf die Weltlage. Allerdings erfordert es spezielle regulatorische Anforderungen. Der Bereich macht derzeit weniger als ein Prozent des Umsatzes aus.
Chancen bei chinesischen Investitionen in Europa
Im Jahr 2024 verzeichnete Schaeffler im Bereich E-Mobilität einen Auftragseingang in Höhe von rund neuneinhalb Milliarden Euro. Mit Blick auf das diskutierte Investitionsprogramm von CDU und SPD gab sich der Konzernvorstand allerdings zuversichtlich, was den Ausbau der Elektromobilität angeht. Besonders bei chinesischen Herstellern will Schaeffler den Anteil eigener Produkte steigern. Zwar bleiben die Chancen im Antriebsgeschäft bei großen Autobauern wie BYD wegen deren Unabhängigkeit und hauseigener Zulieferersparte begrenzt, doch sammelt der Konzern Kapital, um in Europa zu investieren. Das eröffnet Chancen für ansässige Zulieferer, so Rosenfeld. Dennoch, ist sich der Vorstandschef sicher, müsse man sich auf einen Verdrängungswettbewerb einstellen.
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Marcel Dinkel, Redakteur
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