"Handlungsbedarf in allen Bereichen", das hatten die Architekten und Ingenieure, die im Februar vergangenen Jahres eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung des Schweinfurer Theaters dem Stadtrat vorstellten, konstatiert. Das altehrwürdige Gebäude war im Zuschauerbereich schon Mitte der 2000er saniert worden, nun ist das markante Kupferdach, die Haus- und Bühnentechnik dran.
In seiner jüngsten Sitzung vergab der Bauausschuss nun die Planungsleistung, ein erster wichtiger Schritt, um bei der Sanierung vorwärts zu kommen. Auf Grundlage eines so genannten Verhandlungsverfahrens wurde unter drei deutschlandweit agierenden Ingenieurbüros nun die Skena Planungsgesellschaft mbH gewählt. Sie war auch schon an der Machbarkeitsstudie beteiligt, deren Ergebnis nicht nur den Handlungsbedarf offenbarte, sondern auch, "dass das Haus gepflegt und in gutem Zustand ist", wie im Februar 2018 David Klamroth von der Theater Engineering Ingenieurgesellschaft aus Berlin erklärt hatte.
Kreppel zuversichtlich, dass trotz Sanierung gespielt werden kann
Theaterchef Christian Kreppel ist mit der Wahl des Planungsbüros sehr zufrieden, wie er auf Nachfrage erklärte. Das Unternehmen sei sehr erfahren mit Theatersanierungen. Kreppel erklärt, man setze alles daran, das Theater nicht zu schließen, sondern trotz der Sanierung weiter zu spielen. Dies ist möglich, wenn die Sanierung in Abschnitten in einer leicht verlängerten Sommerpause durchgeführt wird, so dass der Spielbetrieb nicht beeinträchtigt ist.
Kreppel versichert, dass sich bis einschließlich der Spielzeit 2020/21 keine Änderungen für die 6500 Abonnenten ergeben. Wann genau mit der Sanierung begonnen wird, ist derzeit noch offen.
Konkret geht es bei der Sanierung um drei große Themenbereiche: Das Kupferdach braucht eine Generalsanierung. Weil die Bühnentechnik in fast allen Bereichen auf dem Stand der 1960er-Jahre ist, sind moderne Produktionen kaum möglich. Es braucht einen neuen Schnürboden, die Nutzlasten zum Hochziehen der überdimensionalen Bühnenelemente müssen deutlich erhöht werden. Außerdem hat sich herausgestellt, dass das 16 Meter hohe Bühnendach zu niedrig ist. Für moderne Anforderungen braucht es 20 Meter.
Haus- und Gebäudetechnik muss komplett erneuert werden
Ein sehr wichtiges Thema ist die gesamte Haus- und Gebäudetechnik. Hier geht es um leck geschlagene Fallrohre, Wasserschäden, neue Trinkwasserleitungen, Heizung, Lüftung, Stromleitungen, Brandschutz und Sprinkleranlage bis zu fehlenden Sozialräumen. Angedacht ist auch eine Erweiterung des Bühnenraumes durch einen Anbau.
Die Gesamtkosten für die Planungsleistung beziffert die Verwaltung bei einer Realisierung auf Basis der Machbarkeitsstudie mit 5,9 Millionen Euro. Die Sanierungskosten selbst werden mit rund 38 Millionen Euro geschätzt, allerdings hatte Finanzreferentin Anna Barbara Keck bei den Haushaltsberatungen 2019 die gute Nachricht, dass der Freistaat Bayern die Förderung erhöht hat und 75 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst. Weitere Zuschüsse sind möglich, unter anderem vom Bezirk Unterfranken, der auch die Sanierung des Würzburger Theaters unterstützt.
In Auftrag gegeben wurden jetzt keine konkreten Entwürfe, sondern Planung und Ausschreibung. Der Honoraranteil beträgt 1,36 Millionen Euro. Baureferent Ralf Brettin betonte, der Planungsstand für die Verwaltung sei nach wie vor die Machbarkeitsstudie. Es gehe jetzt darum, in die Planung einzusteigen, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen, diese vorzustellen und umzusetzen. Danach folgt die Ausschreibung der Gewerke. Alle angefragten Büros hätten sich bereits intensiv damit befasst, wie man Kosten senken könne, so Brettin.
SPD-Baustadtrat Thomas End fühlte sich aufgrund der Verwaltungsvorlage im Ausschuss "nicht ausreichend informiert." Es seien zu wenig konkrete Informationen. Die Erklärung von Stadtbaumeister Markus Sauer, man vergebe nur Planungsleistungen und kein Ausschreibungsergebnis, reichte End nicht, er stimmte dagegen.