Es gibt Probleme ebenso wie gute Ideen auf beiden Seiten, der Austausch kann Lösungen bringen, Potenziale, kluge Köpfe, die an der TH Würzburg-Schweinfurt studieren und als Fachkräfte in der Industriestadt bleiben könnten. Komprimiert ist es das, was die Klimapartnerschaft mit dem bolivianischen Tarija der fränkischen Stadt Schweinfurt bringen kann. So sehen es die Befürworter der Klimapartnerschaft, allen voran Bürgermeisterin Sorya Lippert.
Im Stadtrat, in dem das Projekt nicht unumstritten ist, hat sie von ihrer ersten Reise nach Bolivien berichtet, als Teil einer vierköpfigen Delegation aus Schweinfurt, bei der auch Schweinfurts Umweltreferent Jan von Lackum dabei war. Der konnte auch schon einen ersten Anstoß geben, wie Lippert erklärte: Bei der Besichtigung der neuen Kläranlage sah er, dass entstehendes Methan abgefackelt wird. Dabei könnte es zur Stromgewinnung dienen. Ein Vorschlag, der für Lippert zeigt, wie wichtig nicht nur eine Partnerschaft sei, sondern auch der persönliche Austausch vor Ort.
200.000 Einwohner hat die Stadt Tarija, 600.000 werden es in nicht all zu ferner Zukunft sein, so die Prognosen. Weil Bäuerinnen und Bauern in die Stadt ziehen, wenn Felder vertrocknen und es kein Wasser gibt. In Bolivien werden die Folgen des Klimawandels mehr als deutlich. Und die Notwendigkeit noch drängender, etwas dagegen zu tun, sagt Lippert: gemeinsam.
Was die Klimapartnerschaft Schweinfurt bringen könnte
Es brauche den Austausch, auch Investitionen in den globalen Süden, Partnerschaften. Was beide Seiten davon gewinnen und gemeinsam bewirken können, wiegt für Lippert mehr als 21.400 geflogene Kilometer. Die Kritik daran kann sie dennoch verstehen.
Und die bleibt auch nach der eindrücklichen Schilderung der Bürgermeisterin bei so einigen Stadträtinnen und -räten. Auch nach dem Hinweis, man könne in Bolivien sowohl Fachkräfte gewinnen oder kluge Köpfe, die an der TH studieren, die Basis für künftige Aufträge an die Industrie legen. Auch nach dem Hinweis auf eine vorbildliche Pflanzaktion in Tarija, bei der 100 junge Bäumchen gesetzt worden sind, die nach der Rechnung des Klimaschutzmanagers der Stadt, Markus Henninger, schon im ersten Jahr über 1,57 Tonnen CO2 aufnehmen können, wenn sie wachsen.
Für Stefan Labus (freie Wähler) die Stelle, an der er sich eine Spur Zynismus offenbar nicht verkneifen konnte. Während dort Bäume gepflanzt würden, habe Schweinfurt seine Baumschutzverordnung abgeschafft; würden hier Arbeitsgruppen der Lokalen Agenda vergeblich um die Umsetzung von Projekten betteln. "Wir fliegen um die halbe Welt, um zu sehen, was andere falsch machen", so Labus. Sein Fazit: "Eine schöne Reise in ein chaotisches Land, aber wir vergessen dabei unser Schweinfurt." Auch wenn er im Prinzip für die Partnerschaft sei.
Wann ein erstes gemeinsames Projekt denkbar ist
Im Gegensatz zu Ulrike Schneider ((zukunft./ödp). Sie will sich gerne überzeugen lassen, ist es aber noch nicht. Erst ein größeres Projekt könne sie umdenken lassen, dass diese Partnerschaft wirklich unter dem Strich etwas bewirken könne – auf beiden Seiten.
Das allerdings ist nicht so einfach wie es klingt. Bevor man ein konkretes Projekt umsetzen könne, müssten die Partnerstädte einen gemeinsamen Handlungsplan entwickeln. Der ist auf der Zeitschiene im September 2024 zu finden. Erst dann können Tarija und Schweinfurt mit einem ersten, kleineren Projekt starten. Gefördert wird das Projekt Klimapartnerschaft vom Bundesamt für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
OB Remelé: Werden das Projekt selbstkritisch weiter begleiten
Dass es Zeit braucht, es auf die Beine zu stellen, ist für Kathi Petersen (SPD) klar. Für sie ist die Partnerschaft eine gute Aktion. "Es geht darum, voneinander zu lernen." Ihre Hoffnung: Wenn das Grüne Band in Schweinfurt Vorbild für Bolivien sein soll, dann könne es mit der Umsetzung auch "bei uns schneller gehen".
Oberbürgermeister Sebastian Remelé ergänzte am Ende der Diskussion, man werde das Projekt "selbstkritisch weiter begleiten". Die Klimapartnerschaft sei ohnehin ein Projekt, das temporär angelegt sei.
Man glaubt es nicht. Das Geld wäre in Schweinfurt besser investiert.
Ich glaube die Politiker hier haben noch nichts vom Unmut der Bürger zu solchen Eskapaden gemerkt.