Als sich im April 1998 in Gerolzhofen 23 Frauen und Männer zusammenschlossen und den Eine-Welt-Verein gründeten, dürften manche nicht sicher gewesen sein, dass der Verein einmal sein 25. Jubiläum feiern wird. 25 Jahre ist eine lange Zeit, wenn man auf die zarten Wurzeln zurückblickt, auf denen der eingetragene Verein fußt. Diese reichen in eine Zeit zurück, in der die Idee eines möglichst gerecht gestalteten Handels von Waren über den Globus hinweg noch viel weniger Fürsprecher hatte als heutzutage.
Denn als Träger des Gerolzhöfer Weltladens ist der Eine-Welt-Verein aufs Engste mit dem Einsatz für einen gerechten Handel verbunden. Dieser wird heute gerne als Fairtrade bezeichnet. Die Überzeugung, die dahinter steckt, lässt sich stark vereinfacht auf folgenden Nenner bringen: Wenn Menschen in unterentwickelten Ländern für ihre Waren und Rohstoffe mehr vom Erlös erhalten, den sich die großen Profiteure des Welthandels als Zwischenhändler in die eigenen Taschen stecken, dann würden sich dadurch viele Probleme in der sogenannten Dritten Welt lösen lassen. Die Käuferinnen und Käufern hierzulande würden diesen "fairen Preis" kaum spüren. Denn der Aufschlag bewegt sich meist im Cent-Bereich.
Weltladen begann ganz klein
Im März 1991 begannen die Mitglieder des Sachausschusses Mission-Entwicklung-Frieden des katholischen Pfarrgemeinderats in Gerolzhofen damit, jeden ersten Samstag im Monat im Alten Rathaus fair gehandelte Waren zu verkaufen. Daraus entwickelte sich der Weltladen, den die Familie von Franz Kneißl und einige Mitstreiter, wie Georg Löhrlein und Klaus Schwaab, auf eine wenige Quadratmeter große Fläche in der Schuhstraße 3 eröffneten.
Im Mai 2001 zog der Laden in die Marktstraße 10 (frühere Schreinerei Thurn) um, von wo aus es im Frühjahr 2007 ein paar Meter weiter Richtung Marktplatz ging, in die Marktstraße 7, in das Haus neben der Eisdiele. Nur eineinhalb Jahre später folgte der Sprung direkt auf den Marktplatz, in die Weiße-Turm-Straße 2, neben dem Alten Rathaus. Mit diesem Standort sind die Verantwortlichen des Eine-Welt-Vereins bis heute sehr zufrieden. Veränderungen sind nicht geplant.
Dem Führungsteam des rund 100 Mitglieder starken Vereins gehören Doris Geißler, Bärbel Bäumer, Petra Aumüller, Luise Haub, Elke Niedermeier und Norbert Kneißl an. Brigitte Müller dekoriert den Laden. Christine Friedmann organisiert den kompletten Einkauf der Waren. Etwa 40 Frauen und Männer übernehmen Ladendienst, mindestens eine Schicht pro Monat an einem Vor- oder Nachmittag. Für ihren Einsatz erhalten sie keinen Lohn. Müssten Gehälter bezahlt werden, würde es den Laden längst nicht mehr geben.
Ohne Ehrenamtliche geht's nicht
Denn: Der einzige Weltladen im Landkreis Schweinfurt kommt mit dem Erlös aus dem Verkauf zwar über die Runden, der Laden trägt sich, sagt Petra Aumüller, doch der Erlös würde niemanden ernähren. Der ehrenamtliche Einsatz ist daher Voraussetzung. Wenn am Jahresende Geld übrig bleibt, dann fließt dieses als Spende in soziale Projekte.
Die Corona-Zeit hat den Weltladen getroffen, nicht nur wegen der Schließzeiten. Der Umsatz liegt auch heute noch unter dem des Jahres 2019. Zudem seien einige Helferinnen und Helfer des Ladenteams abgesprungen, teilt das Führungsteam des Trägervereins mit, der sich grundsätzlich über Neumitglieder freuen würde.
Viele der Kundinnen und Kunden sind Stammkunden, sagt Doris Geißler. "Es sind Menschen, die sich bewusst für fair gehandelte Waren interessieren." Von zwei Trends profitiert der Weltladen laut Norbert Kneißl: dem zu mehr Nachhaltigkeit und dem zum Kauf von Bio-Waren. Denn alle Produkte in den Ladenregalen seien nicht nur zu 100 Prozent biologisch angebaut, sondern enthielten Rohstoffe von bester Qualität, was sich beispielsweise bei Gewürzen im Geschmack zeige. Petra Aumüller wünscht sich, dass dies auch bei mehr jungen Menschen ankommt.
Perspektive gegen die Flucht
Dabei geht es dem Weltladen noch um viel mehr, als seine Kundinnen und Kunden mit Qualität zu überzeugen: "Der Kauf von Faitrade-Waren ist die beste Unterstützung der Menschen vor Ort, in den Herkunftsländern der Waren, die dort größtenteils auch hergestellt werden", sagt Doris Geißler. Den Erzeugern über gerechte Löhne die Perspektive für eine lebenswerte Existenz zu eröffnen – dies verhindere auch die Flucht notleidender Menschen in andere Länder.
Über diese und viele weitere Themen informiert der Eine-Welt-Verein bis heute bei Veranstaltungen und Aktionen. Die Verantwortlichen erinnern an die indische Woche im Jahr 2000, an den Besuch des für den Friedensnobelpreis nominierten Pater Shay Cullen im Jahr 2003, der über seinen Kampf gegen sexuelle Ausbeutung und den Schutz von Kindern auf den Philippinen berichtete, oder den wöchentlichen Verkauf von Bananen in der Grundschule Oberschwarzach, der vergangenes Jahr eingestellt wurde. Zudem ist der Verein maßgeblich dafür verantwortlich, dass Gerolzhofen seit Juli 2016 offiziell als "Fair-Trade-Stadt" ausgezeichnet ist.
Für den Start ins neue Jahr hat Petra Aumüller ein Ziel: Sie möchte im Laden gerne unverpackte Waren anbieten. Verein und Laden entwickeln sich also weiter.