Die Omikron-Welle hat die Region Schweinfurt fest im Griff. Die Inzidenz in Stadt und Landkreis steigt seit Tagen. Vor allem Kinder und Jugendliche infizieren sich derzeit mit dem Virus. Während der allgemeine Inzidenzwert am Freitag dieser Woche in der Stadt Schweinfurt bei 1100 liegt, ist der Wert bei den fünf bis 14-Jährigen mit 2592 mehr als doppelt so hoch. Weshalb ist das so, und wie wirkt sich die hohe Inzidenz in den Schulen und Kindertagesstätten aus?
"Kinder in der Altersgruppe der fünf bis 14-Jährigen sind aufgrund der fehlenden oder teilweise unvollständigen Impfung die am wenigsten geschützte Bevölkerungsgruppe", erklärt Andreas Lösch, Pressesprecher des Schweinfurter Landratsamts, am Donnerstag auf Nachfrage dieser Redaktion. Gleichzeitig hätten die Kinder, trotz genereller Kontaktbeschränkungen im privaten Umfeld, durch Schul- oder Kindergartenbesuch die meisten Kontakte.
Mindestens ein Coronafall an jeder Schule in der Region
Im Zeitraum vom 20. bis zum 26. Januar wurden in Stadt und Landkreis Schweinfurt 631 Kinder und Jugendliche im Alter von Null bis 19 Jahren positiv auf das Virus getestet, informiert Lösch. 323 Fälle davon entfielen auf die Altersgruppe der fünf bis 14-Jährigen.
Die hohe Inzidenz in dieser Altersgruppe macht sich auch in den Schulen der Region bemerkbar. "Aktuell sind alle Grund- und Mittelschulen und auch alle Realschulen und Gymnasien in Stadt und Landkreis Schweinfurt mit mindestens einem gemeldeten positiven Coronafall betroffen", berichtet Lösch. Laut dem Pressesprecher sind die Zahlen jedoch nur eine Momentaufnahme, da sich wegen des Infektionsgeschehens die Anzahl der betroffenen Personen, Gruppen, Klassen, Schulen und auch Kindergärten sehr schnell ändert.
Wie brisant die Lage ist, macht Sabrina Neckov, Schulleiterin der Rückert-Grundschule in Schweinfurt deutlich. "Bei uns brennt es gewaltig", sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion Mitte der Woche. Von den 210 Kindern der Rückert-Grundschule waren laut Neckov zu diesem Zeitpunkt zwischen 15 und 20 Prozent mit Corona infiziert. Doch nicht nur erkrankte Kinder bleiben dem Unterricht fern, berichtet die 40-Jährige. "Auch die Kontaktquarantäne kommt noch dazu."
Zweimal pro Woche machen die Grundschulkinder einen Pooltest, jeden Montag müssen sie sich zusätzlich einem nasalen Selbsttest unterziehen, sagt sie. Ist der Pooltest positiv, müssten auch alle Einzeltest ausgewertet werden, doch seien die Kapazität der Labore erschöpft.
Lange Wartezeiten auf Testergebnisse
Sobald eines der Kinder ein positives Ergebnis bei einem der Tests hat, muss es zum PCR-Test, sagt Neckov. Doch bis dann eine Bestätigung oder Entwarnung komme, dauere es. "Wir haben momentan Kinder, die erst nach drei bis fünf Tagen die Auswertung des PCR-Tests erhalten. Solange können sie nicht in die Schule gehen", berichtet die Schulleiterin.
Ob ein Kind oder eine ganze Klasse in Quarantäne muss, das können Lehrerinnen, Lehrer und auch Schulleitung nicht entscheiden, sagt Neckov. "Uns sind da absolut die Hände gebunden." Die Entscheidungen treffe allein das Gesundheitsamt.
Die Schulleiterin sitze Tag für Tag auf "heißen Kohlen". Beispielsweise kamen die Testergebnisse am Mittwoch nicht rechtzeitig, informiert Neckov. Die Folge: "60 Kinder mussten daraufhin zum Schnelltestbus oder zum Testzentrum." Kompliziert werde es vor allem dann, wenn nur ein Teil einer Klasse in Quarantäne müsse. "Für die Lehrkräfte ist es ein Spagat. Sie müssen Homeschooling vorbereiten, gleichzeitig aber noch die restlichen Kinder in der Schule unterrichten."
Schulbetrieb wird dank Tests aufrecht erhalten
Etwas besser sah die Lage Mitte der Woche an zwei anderen Schweinfurter Schulen aus. "Bisher hält sich noch alles im Rahmen", sagt Roland Eirich, Schulleiter des Walther-Rathenau-Gymnasiums und der gleichnamigen Realschule. "Wir haben noch keine einzige Klasse komplett in Quarantäne schicken müssen." Von den 1300 Schülerinnen und Schülern der beiden Schulen sind laut Eirich 30 infiziert oder befinden sich in Quarantäne.
"Natürlich trifft es mal den einen oder anderen", sagt Eirich. Aktuell funktioniere der Schulbetrieb aber noch. Der Schulleiter ist überzeugt, dass das Testen der richtige Weg ist, um den Unterrichtsbetrieb aufrecht zu erhalten. Dreimal die Woche müssten sich Schülerinnen und Schüler testen. Und falls ein Kind ein positives Testergebnis habe, müssten sich die Klassenkameraden daraufhin täglich testen lassen. "Das ist auch notwendig, meiner Meinung nach", macht Eirich deutlich.
Auch im Landkreis ist der Inzidenzwert mit 2492 in der Altersgruppe der fünf bis 14-Jährigen hoch. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild. Von den 400 Schülerinnen und Schülern der Staatlichen Realschule Schonungen waren am Ende der Woche 23 Kinder infiziert oder mussten als Kontaktperson in Quarantäne, sagt Schulleiterin Christine Seuffert.
In den Kindertagesstätten der Region gibt es ebenfalls positive Fälle. Laut dem Pressesprecher des Landratsamts waren am Donnerstag in Schweinfurt neun Kitas betroffen, im Landkreis acht. Das bringt Folgen mit sich. "In Kindertagesstätten erfolgt bereits bei einem nachgewiesenen Positivfall eine Quarantäne der gesamten Gruppe", berichtet der Pressesprecher.
Vor einer Infektionswelle verschont geblieben ist in den letzten Tagen die Kita St. Josef in Schweinfurt, berichtet Leiterin Kathrin Schmittknecht am Donnerstag im Gespräch mit dieser Redaktion. In der Kita werde ebenfalls dreimal die Woche getestet. Von den 63 Kindern sei zur Zeit eines mit Corona infiziert. "Toi, toi toi. Im Moment ist es ruhig bei uns", sagt die Leiterin erleichtert.
Viele Eltern von Kita-Kindern in Quarantäne
Doch dass eine Pandemie wütet, merken Schmittknecht und ihr Team momentan vor allem aus einem anderen Grund: "Wir haben ganz viele Eltern, die in Quarantäne sind oder positiv getestet sind. Dann bleiben natürlich auch deren Kinder zuhause."
Ähnlich ist die Lage am Donnerstag in der Kindertagesstätte Storchennest in Grettstadt, wie Leiterin Katja Wolz im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Coronafälle unter den 180 Kindern gebe es keine. Fünf Kinder befänden sich jedoch in Quarantäne, da deren Eltern positiv getestet seien.
Kein Ende der Infektionswelle in Sicht
Das Schweinfurter Gesundheitsamt geht derweil davon aus, dass sich die Lage in Schulen und Kindergärten in den nächsten Tagen zuspitzen wird. "Nach Aussagen des Gesundheitsministers Karl Lauterbach wird der Höhepunkt der aktuellen Omikron-Welle Mitte Februar erwartet – bis zu diesem Zeitpunkt rechnet auch das Gesundheitsamt Schweinfurt mit weiterhin steigenden Infektionszahlen", erläutert Lösch. Bis sich die Situation in den Betreuungs- und Bildungseinrichtungen also wieder normalisiert, dürfte es noch einige Zeit dauern.
In MSP z.B. liegt die Inzidenz bei gerade mal 12,3T(M) und 11,4(W)/100000 der Altersgruppe
Quelle: RKI COVID-19-Fälle nach Altersgruppe und Geschlecht/100.000 Einwohner
Was läuft bei den Eltern und bei den Jugendlichen selbst schief? Die Schulen lässt man im Regen stehen und setzt sie "verdammt" unter Druck. Sie tun ihr aller bestens. Aber sie werden allein gelassen, auch von den Politikern und sogar von den Eltern. Es wird nur gefordert und gefordert. Was, wenn diese permanten Überforderungen auf Dauer über die Kräfte des Lehrpersonals und auch des Kindergartenpersonals gehen. Dann geht gar nichts mehr. Und dann? Dann ist es sehr spät. Gleiches gilt auch für die Menschen im gesamten Gesundheitswesen. Vielen wird dann auch die Kraft fürs Handeln fehlen. Dies wäre ein weiterer sprichwörtlicher "Sargnagel" für das Wohl und Wehe von Kindern und Jugendlichen. Es muss halt immer erst was passieren.