Die Zahl der türkischen Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Deutschland ist in diesem Herbst auf einen neuen Höchststand gestiegen. Über 55.000 türkische Staatsbürger haben in diesem Jahr in Deutschland Asyl beantragt (Stand Anfang Dezember). Menschen aus der Türkei liegen damit hinter Asylbewerbern aus Syrien auf Platz zwei der Statistik der Bundesregierung und noch vor den Afghanen.
Warum beantragen derzeit so viele Menschen aus der Türkei in Deutschland Asyl? Und warum kommen zuletzt so viele von ihnen in Unterfranken an? Antworten zu den wichtigsten Fragen.
Wie viele türkische Asylbewerber sind 2023 nach Unterfranken gekommen?
Im Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 4. Dezember dieses Jahres sind 731 türkische Staatsangehörige in der Anker-Einrichtung Unterfranken in Geldersheim im Kreis Schweinfurt angekommen. Aufs Gesamtjahr betrachtet waren es 789 Personen.
Gut 300 der türkischen Asylbewerberinnen und Asylbewerber wohnen laut Regierung von Unterfranken aktuell in der überfüllten Anker-Einrichtung selbst. Rund 400 weitere Menschen aus der Türkei sollen im Rahmen der sogenannten Anschlussunterbringung in dezentralen Unterkünften oder Notunterkünften in ganz Unterfranken untergebracht werden oder sind dort schon untergebracht – etwa in Kitzingen.
Im Kreis Main-Spessart müssen für die Unterbringung türkischer Flüchtlinge jetzt auch zwei Schulturnhallen genutzt werden, nämlich die Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld und die Erwin-Amman-Halle in Karlstadt. In Marktheidenfeld sind laut der Aussage des Pressesprechers des Landratsamts Main-Spessart schon türkische Asylbewerber eingetroffen, in Karlstadt startet die Belegung nächste Woche.
Warum landen die Menschen aus der Türkei ausgerechnet in Unterfranken?
Anker-Einrichtungen in Bayern spezialisieren sich üblicherweise auf die Aufnahme bestimmter Nationalitäten. Das sei deshalb sinnvoll, weil sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann mit der Kultur und den Herkunftssprachen der Migrantinnen und Migranten besser auskennen, sagt der unterfränkische Einrichtungsleiter Benjamin Kraus. So ist die Anker-Einrichtung im Landkreis Schweinfurt schon lange etwa für Somalia, die Elfenbeinküste und Algerien zuständig, nicht aber für die Türkei.
Wenn jedoch besonders viele Personen einer bestimmten Nationalität ins Land kommen, wird im bundesweiten Zugangssystem für die Erstverteilung von Asylbewerbern der Verteilungsschlüssel geändert. So war dies auch im Fall der Türkinnen und Türken.
"Unser Anker-System war in diesem Jahr nur in der 44. und 48. Kalenderwoche für die Aufnahme der Türken zuständig", sagt Einrichtungsleiter Benjamin Kraus. "Allein in der 44. Kalenderwoche kamen 640 Menschen türkischer Nationalität und in der 48. Kalenderwoche 150", sagt er.
Auch in der letzten Woche dieses Jahres wird das unterfränkische Zentrum nochmals für die Aufnahme von Türkinnen und Türken zuständig sein.
Sind die Flüchtlinge aus der Türkei wirklich Erdbebenopfer?
Im Februar 2023 wurde der Südosten der Türkei von einem Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richterskala erschüttert. Bei der Naturkatastrophe starben über 50.000 Menschen, rund 200.000 weitere Menschen wurden obdachlos.
"Viele der Leute, die jetzt kommen, stammen tatsächlich aus dem Erdbebengebiet in der Osttürkei", sagt Jaqueline Heß, die Abteilungsleiterin der Flüchtlingsbetreuung der Diakonie im Anker-Zentrum Geldersheim. Es handele sich bei den Neuzugängen oftmals um Familien mit Kindern.
Die Neuankömmlinge aus der Türkei würden angeben, dass die Erdbebenhilfe des türkischen Staates auslaufe. Zudem berichten Heß zufolge die osttürkischen Asylbewerber, dass es Erdbebenhilfe "oft nur mit unfassbar bürokratischem Aufwand" geflossen sei, manchmal nicht reiche und manchmal die Opfer überhaupt nicht erreicht hätte.
Was sind weitere Asylgründe bei den aktuell in Unterfranken ankommenden türkischen Staatsangehörigen?
Zahlreiche türkische Staatsangehörige beantragten Asyl wegen "staatlicher Verfolgung“, die sich gegen die kurdische Freiheitsbewegung und weitere ethnische Minderheiten, gegen politische Oppositionelle oder auch unabhängige Journalisten richte, sagt Jacqueline Heß.
Laut der Abteilungsleiterin der Flüchtlingsbetreuung im Anker-Zentrum beantragen auch etliche türkische Staatsangehörige hier Asyl, weil sie sich der LSBTIQ-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, intergeschlechtlich, queer) zugehörig fühlen. Staatlich verfolgt würden diese Menschen in der Türkei zwar nicht, so Heß, aber gesellschaftliche Akzeptanz erführen sie nicht.
Wie läuft das Verfahren für die türkischen Asylbewerberinnen und Asylbewerber ab?
Wenn türkische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger hier Asyl beantragen, brauchen sie zwei persönliche Termine beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. In einem ersten Termin wird eine Akte angelegt und der Asylantrag förmlich gestellt. Diesen ersten Termin erhalten die Asylbewerberinnen und Asylbewerber nach der Erfahrung des Leiters des unterfränkischen Anker-Zentrums üblicherweise nach zwei bis vier Wochen.
Der zweite Termin ist die Asylanhörung, bei der die Asylgründe abgefragt werden. Auf diesen zweiten Termin warten die Menschen nach der Erfahrung von Kraus "in der Regel mindestens rund drei Monate". Abhängig sei dies aber von vielen Faktoren, wie etwa der Personalausstattung des Bundesamts oder den Zugangszahlen.
Wie viel Zeit dann vergeht, bis eine Entscheidung in einem Asylverfahren fällt, vermag Kraus nicht zu sagen: "Da gibt es so unglaublich viele Variablen, da ist eine seriöse Aussage nicht möglich." Die Anerkennungsquote bei Asylanträgen türkischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger liegt aktuell bei rund 15 Prozent.
Es ist mir nicht klar, auch wenn das viele Erdbebenopfer sind (warum kommen die jetzt) warum das Land, was Milliarden von uns bekommt, dem die Touristen das Geld nachtragen, was nicht arm ist, das nicht tut bzw. der Präsident Erdogan sein Volk nicht unterstützt? Oder entledigt er sich hier nur einer Minderheit, die eh gegen ihm ist?
Wer hat das Unglück verbockt durch nachlässige und vernachlässigte Bauvorgaben?
Werde ich jetzt gesperrt?