Es könnte nicht widersprüchlicher sein: Während am Montagmorgen am Balthasar-Neumann-Gymnasium in Marktheidenfeld im Zimmer von Schulleiter Hartmut Beck ein kurzfristig einberufenes Krisen-Pressegespräch zum Thema "Schulturnhalle wird Flüchtlingsunterkunft" stattfindet, nehmen Lehrer und Schüler am späteren Vormittag bei der Landkreis-Ehrung den Preis für die "Sportlichste Schule in Main-Spessart" entgegen.
Am vergangenen Freitag hatte das Landratsamt im Ausschuss für Gesundheit und Teilhabe und in einem anschließendem Pressegespräch über die Unterbringungssituation Geflüchteter im Landkreis informiert. Darin wurde erklärt, dass erneut die Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld ab dem 1. Dezember für bis zu 200 Geflüchtete genutzt werden solle.
Diese Entscheidung stößt in Marktheidenfeld auf großes Unverständnis. Neben Schulleiter Hartmut Beck, seinem Stellvertreter Michael Dreßler sowie Direktorats-Mitarbeiter Andreas Neiderer sind auch die Elternbeiratsvorsitzende Tanja Schwab und ihre Stellvertreterin Michaela Fleckenstein gekommen, außerdem Bürgermeister Thomas Stamm.
Main-Spessart-Halle Marktheidenfeld stand schon 2021 und 2022 teilweise nicht zur Verfügung
"Muss es sein, dass man wieder unsere Halle nimmt?", eröffnet Hartmut Beck die Runde. Sowohl 2021 als auch 2022 stand die Halle im zweiten Schulhalbjahr mehrere Monate nicht als Sporthalle zur Verfügung. Diente sie 2021 als Ausweichmöglichkeit für Kreistagssitzungen und Ausschüsse, waren 2022 ukrainische Geflüchtete darin untergebracht. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund des geschlossenen Wonnemars auch kein Schwimmsport in Marktheidenfeld angeboten werden kann.
"Wir haben das bisher alles hingenommen", so Beck. Dass sie jetzt an die Öffentlichkeit gehen, liege zum einen an der, aus ihrer Sicht Unwucht der Verteilung im Landkreis sowie an der zunehmenden Belastung von Schülerinnen und Schüler, die wiederholt die Leidtragenden seien. "Die Kinder sind teilweise doppelt betroffen. Morgens fällt ihr Schulsport weg und abends ihr Vereinssport", schildert auch Andreas Neiderer.
Halle wird genutzt vom Gymnasium, der Realschule und etlichen Vereinen
So dient die Halle neben dem Schulsport für Gymnasium und Realschule auch etlichen Vereinen aus der Umgebung als Trainingsstätte und für Heimspiele. Was die Sperrung der Halle für diese zum Beispiel bedeutet, verdeutlichte Michael Dreßler. Er ist ehrenamtlich im Vorstand des Sportvereins Altfeld aktiv. Im Januar 2024 plant der Verein in der Main-Spessart-Halle ein Fußball-Turnier mit über 60 geladenen Fußballmannschaften. "Wir sind seit Sommer in Planung und haben Stand heute noch keine Info, ob wir das Turnier absagen müssen", so Dreßler. Wenn das so komme, stünden auch finanzielle Verluste im Raum.
Betroffen sind auch Schülerinnen und Schüler, die im Frühjahr Abitur machen und Sportnoten brauchen. Den Sportunterricht nach draußen zu verlegen, sei zu dieser Jahreszeit nicht möglich, beschreibt Michael Dreßler. Zwar gebe es freie Zeitfenster, in denen alternative Sportstätten, wie die Renkhoff-Halle des TV Marktheidenfeld oder die Mittelschul-Turnhalle genutzt werden könnten.
Diese freien Zeiten allerdings in das eh schon komplexe Korsett eines Stundenplans zu integrieren, sei eine Mammutaufgabe, so Neiderer. Zudem müssen die Hallen erstmal angelaufen werden. Je eine Viertelstunde Fußweg hin und zurück gilt es zum Beispiel zur Mittelschule-Halle einzuplanen, erläutert Michael Dreßler. Wieviel Zeit dann noch für Sportunterricht bliebe, könne man sich ausrechnen.
Nachricht durchgesickert: "Der Sportunterricht fällt auf unbestimmte Zeit aus"
Dass dieses Szenario bereits jetzt dem ein oder anderen Schüler Sorge mache, vor allem aber auch den Eltern, berichten die beiden Elternbeiratsvorsitzenden. "Seit Dienstag klingelt permanent das Telefon", berichtet Tanja Schwab. "Der Sportunterricht fällt auf unbestimmte Zeit aus", diese Nachricht sei auch in Marktheidenfeld bereits im Vorhinein durchgesickert.
"Im Vorhinein der Pressekonferenz von Freitag ist Stillschweigen vereinbart worden", so Hartmut Beck. Daran habe man sich in Marktheidenfeld auch gehalten und den Elternbeirat erst nach der Sitzung am Freitag informiert. Dieser wusste allerdings bereits Bescheid, weil Eltern bei Blaulichtorganisationen arbeiten, die in die Aufbauarbeiten der Unterkunft eingebunden sind.
"Die Informationspolitik ist unmöglich", beschreibt es Michaela Fleckenstein. "Hätten wir das vorher offiziell gewusst, wären wir auch in die Sitzung und hätten uns beschwert." Bei der Sitzung in Karlstadter waren auch Vertreter des TSV Karlstadt sowie der Leichtathletikgemeinschaft (LG) Main-Spessart vor Ort. Da habe man sich mehr Transparenz vom Landkreis gewünscht, so Fleckenstein.
Von Seiten der Eltern würden ihnen auch massiv Ängste geschildert. Hartmut Beck sieht vor allem auch die Sicherheits-Situation auf dem Schulhof kritisch, der wurde in der Vergangenheit zum Umschlagplatz für rangierende Lkws und zur E-Ladestation. "Es muss verhindert werden, dass wir Erstanlaufstelle für alle Neuzugänge im Landkreis sind", fasst der Schulleiter zusammen.
Thomas Stamm: Als Stadt im Gesamtgefüge an der Grenze
"Wir sind auch als Stadt im Gesamtgefüge an unserer Grenze", schilderte Bürgermeister Thomas Stamm, was die Entscheidung für Marktheidenfeld aus seiner Sicht bedeute. 321 Menschen insgesamt sind derzeit in den Asylunterkünften im ehemaligen Krankenhaus und in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht.
"Man muss ja auch immer überlegen: Wir wollen die Menschen auch integrieren", so Stamm. Dabei sei die Volkshochschule derzeit an ihrer Grenze. "Wir sind komplett voll und es fehlt an Lehrkräften und Räumen", so Stamm. Zudem müssten die Neuzugänge alle erfasst werden. "Momentan liegt ein zu großes Gewicht auf Marktheidenfeld, das geht auf Dauer nicht gut", so Stamm.
Natürlich sei es erstmal für den Landkreis das einfachste, die eigenen Liegenschaften herzunehmen. Seiner Meinung nach gebe es aber noch genügend weiße Flecken im Landkreis, die weniger belastet seien. Es müsse auch Landkreis-intern eine gerechtere Verteilung geben.
Wie es jetzt weiter geht? "Wir wissen es offiziell nicht", so Schulleiter Beck. Aufbauarbeiten der Feuerwehr sollen am kommenden Wochenende laufen. In der Sitzung wurde der 1. Dezember genannt, an dem die ersten Geflüchteten in der Main-Spessart-Halle unterkommen sollen.
Sehr schade dass hier in den Kommentaren diese Verantwortlichkeit vor Ort nicht erwähnt wird sondern grob vereinfachend (ohne konkret angesprochene Personen, ohne konkreten Vorschlag) gegen "die" Flüchtlingspolitik geschrieben wird. Die ist ganz offensichtlich wesentlich komplexer, als dass dafür zwei oder drei Zeilen ausreichen würden ... und es entlässt die Verantwortlichen aus ihrer Verantwortung!
Kaum haben sie die Versorgung der Flüchtlinge auf das Notwendige beschränkt und Sachleistungen statt Geld
Sie sind das Sprachrohr der Bürger, bitte handeln Herr Stamm !!!
a) Im Artikel wird (m.M.n. zu Recht) eine CSU-Landrätin (LANDKREIS!) kritisiert.
b) Wähler fühlen sich in ihren Vorurteilen gegen Grüne und Ampel (BUND) bestärkt.
c) Und bei der nächsten Wahl im Kreis wird dann .. welche Konsequenz gezogen?
wer das beschlossen hat, dass wieder mehr Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden.
Bin mal gespannt ob ich eine Antwort bekomme
Das müssen wir jetzt schon über Jahrzehnte immer wieder feststellen und unsere also
beliebten Parteigrößen schauen tatenlos zu .
Vielleicht sollte die Main Post mal nachfragen wie die Flüchtlinge im Landkreis Main Spessart
verteilt sind und welche Gebiete immer wieder außen vor bleiben. Und ob es immer wieder in
erster Linie Marktheidenfeld betrifft , aber die dürfen dafür die höchsten Umlagen zahlen !