Betroffene Autobesitzer fragen sich seit Monaten, wann der mutmaßliche Lackkratzer vor Gericht steht. Eine Information aus dem zuständigen Landgericht Schweinfurt dürfte sie wenig freuen: Noch ist nicht einmal darüber entschieden, ob es überhaupt zu einem Prozess kommt.
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"Aufgrund vorrangig zu bearbeitender Haftsachen und einem Referatswechsel ist bislang über die Zulassung der Anklage nicht entschieden worden", erklärte Kerstin Leitsch, Pressesprecherin am Landgericht, am Mittwoch. Mit einer Entscheidung sei "bis Ende Juli" zu rechnen. "Dementsprechend ist derzeit auch noch nicht absehbar, wann mit einer Terminierung zu rechnen ist."
Für 1700 Fälle verantwortlich?
Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hatte im Oktober 2018 Anklage gegen einen damals 25-Jährigen erhoben. Sie legt ihm die Beschädigung von 1700 Fahrzeugen zur Last. Gesamtschaden: rund 2,3 Millionen Euro. Der Student mit Hauptwohnsitz in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) war im April 2018 auf frischer Tat in Schweinfurt ertappt worden: Morgens um 3 Uhr hatte eine Anwohnerin Kratzgeräusche auf der Straße gehört, den Kratzer gesehen und die Polizei gerufen.
Zuvor hatte eine Serie von Sachbeschädigungen im Raum Würzburg und Schweinfurt Autobesitzer verunsichert. Monatelang jagte eine Sonderermittlergruppe der Polizei sogar mit Unterstützung eines Profilers den Unbekannten – ohne auf eine heiße Spur zu stoßen.
Vorübergehend in der Psychiatrie
Nach seiner Festnahme war der Mann zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht worden. Zwischenzeitlich ist er aber wieder auf freiem Fuß. Dass der Student selbst im Falle eines Schuldspruchs den angerichtete Schaden begleichen kann, ist indes unwahrscheinlich.