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Schweinfurt
Wanderausstellung "Häusliche Gewalt LOSwerden" in Schweinfurt will Aufmerksamkeit schaffen
Anlässlich des 43-jährigen Bestehens des Frauenhauses zeigt der Verein "Frauen helfen Frauen" eine Wanderausstellung zum Mitfühlen in Schweinfurt.
Die Wanderausstellung 'Häusliche Gewalt loswerden' will über das Thema informieren und sensibilisieren.
Foto: Josef Lamber | Die Wanderausstellung "Häusliche Gewalt loswerden" will über das Thema informieren und sensibilisieren.
Natalia Mleczko       -  Natalia Mleczko ist in Polen aufgewachsen und lebte dann in Rostock. Nach einer Ausbildung und diversen Jobs studiere sie auf dem Zweiten Bildungsweg Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen im Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 arbeitete sie als freie Journalistin. Natalia Mleczko ist seit April 2024 Volontärin bei der Main-Post.
Natalia Mleczko
 |  aktualisiert: 21.09.2023 02:59 Uhr

Ein Kissen, eine Kuscheldecke, eine Lampe – alltägliche Gegenstände, die sonst für Gemütlichkeit und Geborgenheit stehen, können zu lebensbedrohlichen Waffen für Opfer von häuslicher Gewalt werden. Täter in den eigenen vier Wänden scheuen vor nichts zurück. Mit dem allgegenwärtigen Thema der häuslichen Gewalt beschäftigt sich die  Wanderausstellung "Häusliche Gewalt LOSwerden" des bayerischen Sozialministeriums.

Vom 13. September bis zum 10. Oktober gastiert die Ausstellung auch in Schweinfurt. In den Räumlichkeiten des Vereins "Frauen helfen Frauen" in der Sattlerstraße können Besucherinnen und Besucher sich mit dem alltäglichen Problem der häuslichen Gewalt auseinandersetzten.

Auf kleinem Platz sind sechs Wandtafeln aufgestellt, die ein großes gesellschaftliches Problem darstellen, das oft im Verborgenen geschieht – die Gewalt in den eigenen vier Wänden. Besucherinnen und Besucher der Wanderausstellung können die Gefahr regelrecht hautnah erfühlen.

Die schwere einer Tischlampe oder die Härte einer Glasflasche, vermeintlich alltägliche Gegenstände werden zur Waffe. Vorhänge, Bettwäsche können ertastet werden. Sound-Installationen stellen leises Wimmern, zerberstendes Geschirr und Geschrei dar. Die Ausstellung geht an die Sinne.

Die Wanderausstellung 'Häusliche Gewalt LOSwerden' will über das Thema informieren und sensiblisieren. 'Häusliche Gewalt betrifft alle Gesellschaftsgruppen', sagt Sabine Dreibholz, fachliche Leiterin des Frauenhauses Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Die Wanderausstellung "Häusliche Gewalt LOSwerden" will über das Thema informieren und sensiblisieren. "Häusliche Gewalt betrifft alle Gesellschaftsgruppen", sagt Sabine Dreibholz, fachliche Leiterin des Frauenhauses ...

Häusliche Gewalt betrifft jeden

Leidtragende sind in der Regel Frauen, Jugendliche und Kinder. Die Lage ist ernst: Fast alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer von häuslicher Gewalt. Jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Jede vierte Frau erlebt häusliche Gewalt in ihrem Leben. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Ex-Partner eine Frau zu töten. 

Doch auch Männer erleben Gewalt. "Häusliche Gewalt betrifft alle Gesellschaftsgruppen", sagt Sabine Dreibholz, die fachliche Leitung des Frauenhauses Main-Rhön. "Alter, Bildung, Einkommen und gesellschaftlichem Status, spielen dabei keine Rolle."  

Eine der Wandtafeln thematisiert sexuellen Missbrauch an Kindern. Eine andere die Vergewaltigung durch den Partner. Aber auch die Kontrolle des Smartphones des Partners gehört dazu. Häusliche Gewalt hat viele Gesichter und ist für das Frauenhaus Main-Rhön an der Tagesordnung.

Der Verein wurde 1979 von einer Gruppe von Frauen gegründet. 1980 wurde das Schweinfurter Frauenhaus eröffnet. Damals lebten die Frauen auf engstem Raum miteinander. "Heute unvorstellbar", sagt Dreibholz.

Stadt bezuschusst seit 1983 das Frauenhaus

Seit 1983 wird das Frauenhaus durch die Stadt Schweinfurt bezuschusst. Seit 1990 beteiligen sich auch der Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Hassberge und Rhön-Grabfeld an der Finanzierung. Doch die Finanzierung bleibt heikel, denn die aktuelle Tagessatzfinanzierung widerspreche der Istanbul-Konvention, dem Abkommen zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, so Dreibholz. 

Interdisziplinäre Ansätze werden benötigt, um häusliche Gewalt einzudämmen. Es bedarf vieler Hilfs- und Unterstützungssysteme, wie die ProAktive Beratung, eine Hilfsmaßnahme für Opfer häuslicher Gewalt nach einem polizeilichen Einsatz. "Die Akzeptanz für Frauenhäuser ist mit der Zeit gewachsen", sagt Dreibholz. Das Frauenhaus plant im nächsten Jahr ein verbessertes Auszugs- und Wohnungsmanagement, um die Aufenthaltsdauer im Frauenhaus zu verkürzen.

Im Oktober findet eine Schulung für die ehrenamtliche Rufbereitschaft statt. Interessierte können sich beim Frauenhaus melden. Bis dahin würde sich die fachliche Leiterin über viele Besucherinnen und Besucher für die Wanderausstellung freuen. 

Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind montags, dienstags und donnerstags jeweils von 10 bis 16 Uhr sowie an den Samstagen 23. September und 7. Oktober jeweils von 10 bis 14 Uhr. Sonderführungen für Gruppen sind nach einer telefonischen Vereinbarung unter (09721) 786030 möglich.

 
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