Sachbericht. Das hört sich so trocken, so nüchtern an. Man erwartet vor allem Zahlen. Wenn man sich mit dem Sachbericht 2019 des Frauenhauses für die Region Main-Rhön( getragen vom Verein Frauen helfen Frauen) in Schweinfurt beschäftigt, stößt man aber vor allem auf Schicksale, auf Konflikte und Tragödien, die einen nur schwer loslassen.
Entführung auf offener Straße
Zum Beispiele diese Fälle: Eine Bewohnerin wurde zusammen mit ihrem Kind auf offener Straße von ihrer Familie in ein Auto gezerrt und entführt. In einem anderen „Fall“ entführte ein Vater sein Kind ins Ausland ohne Wissen der Mutter und des schon vorher involvierten Jugendamtes. Eine Frau und ihre drei erwachsenen Kindern und ihre alte Mutter wurden seit Jahren vom neuen Ehemann und dessen Familie misshandelt. Mutter und Tochter suchten Schutz im Frauenhaus, die beiden Söhne und die Oma waren noch in der Gewalt der Familie. Mit Polizeihilfe wurde die Oma in ein Heim gebracht, die Flucht für die Söhne geplant. Diese drei Fälle gingen gut aus. Drei Frauen wurden aber in der Region in den letzten Jahren ermordet. "Wir unterstützen zwei Frauen mit ihren Kindern, die einen Mordversuch gerade so überlebt haben", heißt es im Bericht.
Das Hilfsangebot ist laut Bericht rund um die Uhr erreichbar, dafür sorgen ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterinnen. Hierfür wurden insgesamt 5562 Stunden nachts, am Wochenende und an Feiertagen im Bereitschaftsdienst aufgewendet. 2019 konnten 81 Frauen nicht aufgenommen werden. Ein Grund: Platzmangel. Auch infolge der angespannten Personalsituation (Umstrukturierung, Krankheit, Verrentung, Stellenwechsel) habe man – wenn auch nur sehr vereinzelt – eine Aufnahme ablehnen müssen; man habe den Anspruch, die neuen Bewohner adäquat betreuen zu können.
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"Gerade in den ersten Tagen braucht eine Frau, die gerade vom vertrauten Heim, aber vom gewalttätigen Mann/ Vater zu uns geflüchtet ist, sehr viel Zuspruch und Unterstützung." Manche Frauen und Kinder seien sehr verstört, brauchen akut ärztliche Versorgung, einen Rechtsbeistand oder Unterstützung der Polizei, um Sachen aus der ehemaligen Wohnung holen zu können.
Kann eine Schutzsuchende nicht aufgenommen werden, suche man nach Lösungen, zum Beispiel nach Unterbringungsmöglichkeiten bei Verwandten, Freunden oder Bekannten, bis ein Platz im Frauenhaus frei wird. Nicht in jedem Fall stelle übrigens die Flucht in ein Frauenhaus die sinnvollste Möglichkeit dar, zumal damit fast immer ein Schul- und Arbeitswechsel verbunden ist oder sogar ein stabiles soziales Umfeld und Helfersystem wegbrechen kann.
Schwierige Situation für Asylbewerberinnen und Migrantinnen
Im Berichtszeitraum lebten 13 Asylbewerberinnen im Frauenhaus, von denen neun anerkannte Flüchtlinge waren. Unsichere Aufenthalte verunsichern die gewaltbelasteten Frauen enorm und setzen auch die Mitarbeiterinnen unter Druck, heißt es. Der Bericht listet ein Problem auf: Arrangierte Ehen und Zwangsheirat werden in Deutschland nicht anerkannt, so dass manche Mütter plötzlich als ledig und und somit in ihrer Umgebung als ehrlos gelten. Ist der Aufenthalt einer Frau außerdem an die Ehe mit dem gewalttätigen Mann gebunden, den sie verlassen möchte, ergebe sich oft eine verzweifelte Situation.
Kontakt: (0 97 21) 78 60 30