
Dass Wärmepumpen nicht nur mit Luft funktionieren, davon hat man schon einmal gehört. Von Wärmepumpen, die an oder in Flüssen arbeiten, eher weniger. Genau eine solche Wärmepumpe, eine im XXL-Format, könnte bald bei Schweinfurt stehen. Am Main, um genau zu sein. Denn der birgt ein "Gold", das an diesem Fluss noch nicht viele heben: Wärme.
Wie das funktioniert? Die Flusswasserwärmepumpe entzieht dem Wasser Wärme. Wie bei der Luft wird mit dieser Wärmeenergie das Kältemittel in der Wärmepumpe verdampft. Dieser Dampf wird dann komprimiert, damit Druck und Temperatur steigen. Die erzeugte Wärme des Kältemitteldampfs wird durch Kondensation in einem Wärmetauscher auf das Fernheizwasser übertragen. Das Ergebnis: heißes Wasser mit bis zu 99 Grad Celsius. Von hier aus kann es, wie bei der Fernwärme aus dem Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS) auch, an die Haushalte geleitet werden.
Der Vorteil der Flusswärmepumpe, sagt Projektingenieur Simon Koderer: Im Wasser steckt sehr viel mehr Energie als in der Luft. Und: die Flüsse haben relativ stabile Temperaturen, auch im Winter immer Plusgrade. Ein Blick auf die Daten der Station Schweinfurt: Aktuell hat das Wasser im Main 7,4 Grad; im Januar waren es auch schon mal niedrigere Temperaturen, um die drei Grad. Trotzdem reicht dies aus, um eine Wärmepumpe zu betreiben. Und: es würde durchaus Sinn machen. Zu dem Ergebnis kommt jedenfalls das Gutachten der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE), das dem Bauausschuss des Schweinfuter Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung vorgestellt worden ist.

Die Schweinfurter Stadtwerke hatten die Forschungsgesellschaft mit einer Konzeptstudie beauftragt, nachdem die Stadt einen dahingehenden Auftrag weitergereicht hatte. Ursprung des Ganzen war ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen. Das Ergebnis zeige, so Reginhard von Hirschhausen, dass diese Technik ein wichtiger Teil sein könnte für die Wärmeplanung der Stadt Schweinfurt. Bis 30. Juni 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung erstellen.
Dabei nicht nur auf eine Technik zu setzen, hält Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Kästner "auch in Sachen Energiesicherheit" für sinnvoll. Die Flusswärmepumpe, sagt er, "könnte ein ergänzender Baustein in unserem System sein". Und: weil die Technik dafür an vielen Standorten stehen könnte, der Main schlängelt sich auf 7,2 Kilometern durch das Stadtgebiet, ist sie ebenfalls interessant. Können sich doch von einem zweiten Standort aus noch mehr Fernwärme-Anschlüsse erreichen lassen als bisher. Wesentlicher Knackpunkt beim Ausbau der Fernwärme ist immer der Leitungsbau. Der ist teuer und rechnet sich auf manche Strecken nicht.
Studie: Rund 35 Prozent des Wärmebedarfs in der Stadt könnte die Anlage decken
Zurück zur Technik: Um 1,5 Grad würde man das Mainwasser abkühlen, so die Annahme der Studie. Ein moderater Wert, sagt Gutachter Koderer. Und: im Sommer, wenn der Main auch mal um die 23 Grad hat, könnte eine Abkühlung des Wassers auch ökologisch sinnvoll sein. Bei der Flusswärmepumpe gibt es zwei Möglichkeiten, in oder außerhalb des Flusses. Die Studie geht von einer Anlage am Ufer aus, an dem etwa 118 Kubikmeter Mainwasser pro Sekunde vorbeifließen.
Angenommen wird eine 20-Megawatt-Pumpe. Rund 35 Prozent des Gesamtwärmebedarfs in der Stadt könnte sie im Winter bereitstellen, so die Studie. Rund 16,3 Millionen Euro würde sie kosten. Heruntergerechnet mit Kosten, die anfallen, wie Strom oder Instandhaltung, liegt der Preis pro Kilowattstunde rein rechnerisch bei 9,7 Cent. Das sei nicht konkurrenzfähig, sagt Koderer offen. "Aber es gibt Förderprogramme." Mit einem Investitionskostenzuschuss von 25 Prozent könnte der Preis pro Kilowattstunde auf 7,2 Cent sinken. Und: eine weitere Förderung sei denkbar, meint der Gutachter. Helfen könnten auch die aktuellen Pläne in den Koalitionsverhandlungen, die Stromsteuer abzusenken sowie Umlagen und Abgaben.
Am Main gibt es Interesse, am Rhein einen Wettkampf der Städte
Sein Rat war deutlich: Vor die Welle kommen und eine der ersten Kommunen sein, "die sich den Goldschatz sichern", die Wärme im Flusswasser. Denn am Main ist in dieser Hinsicht noch nicht viel passiert. Zwar überlegen und planen auch andere Städte - Würzburg, Bamberg, Aschaffenburg. Doch ein regelrechter Wettkampf der Städte wie am Rhein sei noch nicht ausgebrochen.
Die wesentliche Botschaft der Studie ist für Andreas Göb, Bereichsleiter Technik bei den Stadtwerken: "Der Main bietet mehr als ausreichend Potenzial für die Wärmeversorgung Schweinfurts, aber nicht überall wird es wirtschaftlich sein, die Wärme hin zu transportieren."
Wie sicher ist die Investition für die Klärschlammverbrennung im GKS?
Fragt sich nur, ob es nicht zu viel Fernwärme sein wird, meint Adi Schön (Freie Wähler). Schließlich hat auch das GKS in Aussicht gestellt, mehr Haushalte mit Fernwärme versorgen zu können. Außerdem läuft aktuell die Planung für den Umbau des GKS zur Klärschlammverbrennung. Sie soll langfristig die Kohle ersetzen, die bislang noch nötig ist, um Fernwärme herzustellen – auch und vor allem für die Industrie. Über 80 Millionen Euro stehen für diesen Umbau im Raum.
Ob diese Investition sinnvoll ist, daran gibt es offenbar bei manchen Zweifel. Holger Laschka (Grüne) schlug vor, mit dem GKS und den Gesellschaftern in die Diskussion zu gehen. Die Investition in eine Flusswasserwärmepumpe wäre deutlich geringer. Und, so Laschka: "Wir wissen heute noch nicht, ob diese Investition (in das GKS, Anm. d. Red.) jemals zustande kommt." Laut Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist ein Termin mit dem GKS schon angesetzt. Die Wärmepumpe am Main könnte "eine Alternative sein zum großen Umbau des GKS, wenn dieser aus irgendwelchen Gründen nicht zustande kommen sollte".
Davon allerdings geht man beim GKS selbst nicht aus. Wie Geschäftsführer Ragnar Warnecke auf Nachfrage der Redaktion erklärt, habe sich an den Plänen nichts geändert. Man gehe auch davon aus, dass die Finanzierung funktioniere. Von der Industrie jedenfalls seien keine gegenteiligen Signale gekommen.
Da darf man lachen.
Der ökologische Nutzen wird ja nicht eingepreist -> unberechenbar, die Abkühlung hindert invasive Arten…
Förderung: zahlt der Steuerzahler, zusammen mit seinen anderen Grundkosten.
Die Unternehmen sollten anfangen ein Zukunftsfond Investition zu bilden und nicht nur alles runterzujammern.
Wertschöpfung dieser Art muss der Staat mit erhöhten Abschreibungen subventionieren, nicht mit Investgeld. Erst muss gebaut werden!
An der Stelle der Infrastrukturellen Ausbauten gebe ich Ihnen recht.
Das System der Wärme und Energiegewinnung darf aber nicht diesem wirtschaftlich herbeigeredetem Szenario unterworfen werden. Der Bürger zahlt am Ende eh alles, manchmal doppelt und dreifach!
Das muss endlich aufhören!
Ein weiterso wie vor Jahren in der Industrie darf es nicht geben, sonst sammeln in einigen Jahren wieder leute Zweige und Laub zum Heizen, weil sie sich andres nicht mehr leisten können.