Neben Müll wird im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) in Schweinfurt immer noch Kohle verbrannt. Steinkohle. Das ist schlecht für die Umwelt, teuer und ein Auslaufmodell. Maximal zehn Jahre könnte das Gemeinschaftskraftwerk neben dem Müll aus ganz Unterfranken noch Kohle verbrennen, rechnet Geschäftsführer Ragnar Warnecke vor. Dann wäre nach den gesetzlichen Vorgaben Schluss.
Die Uhr tickt, auch im Fall der Klärschlammentsorgung. 2032 darf Klärschlamm nicht mehr auf Feldern ausgebracht werden. Was früher als Dünger galt, ist heute ein Abfallprodukt, das keiner mehr will; belastet mit Schwermetallen und Arzneimittelrückständen. Kommunen müssen die Schlämme aus ihren Kläranlagen in Zukunft also anders entsorgen. Zum Beispiel im GKS.
In Bayern, sagt Geschäftsführer Warnecke, wird das Schweinfurter Gemeinschaftskraftwerk wohl eine der wenigen Anlagen sein, die Klärschlämme verbrennen. Er weiß nur noch von einem Fall: Schwandorf. Auch dort denke man über Klärschlammverbrennung nach. Ansonsten geht es bei den meisten darum, den Klärschlamm der eigenen Anlage zu trocknen, um ihn anderswo entsorgen zu lassen. In Hofheim und Aschaffenburg gibt es schon Trocknungsanlagen. Würzburg, Bamberg, Coburg spielten auch mit dem Gedanken, sagt Warnecke.
Er und sein Team haben Kontakte in alle Richtungen geknüpft, um sich als Entsorger anzubieten. Schon früh ist das GKS in das Thema Klärschlammverbrennung eingestiegen. Seit 2020 läuft sie, allerdings noch in überschaubaren Mengen und in den bisherigen Linien. 2023 waren es rund 4000 Tonnen, ähnlich wie im Vorjahr.
84 Millionen Euro investiert das GKS in neue Gebäude und neue Technik
Damit Klärschlamm die Steinkohle ersetzt, die es neben dem Müll braucht, um genug Fernwärme für die Großindustrie und private Verbraucher zu produzieren, muss das GKS investieren. Einen mittleren Millionenbetrag allein für die Klärschlammverbrennungsanlage; 84 Millionen Euro insgesamt, wenn man weiter notwendige Um-, Neubauten und Technik dazurechnet.
Und trotzdem wird die Fernwärme, die das GKS an seine Gesellschafter abgibt, günstiger werden. Sogar günstiger als heute, sagt Warnecke. Denn mit dem Umstieg spart das GKS bares Geld. Zum einen muss es keine Kohle kaufen, sondern verdient mit der Abnahme von kommunalem Klärschlamm Geld; zum anderen fallen so gut wie keine CO2-Abgaben mehr an, sagt Warnecke. Ein weiterer Pluspunkt: auch die Emissionen werden geringer sein und die Fernwärme dann "weitgehend CO2-neutral". Das Landesamt für Umweltschutz, sagt Warnecke, sehe die Schweinfurter Pläne als Leuchtturmprojekt.
2025 wird das GKS den ersten Antrag auf Baugenehmigung stellen. Ende 2028 soll die Anlage dann in Betrieb gehen und kommunalen Klärschlamm im großen Stil verbrennen, hauptsächlich aus Franken, so Warnecke. 60.000 Tonnen getrockneter Klärschlamm werden die 30.000 Tonnen Kohle ersetzen, die das GKS pro Jahr verbrennt, um die nötige Fernwärme zu erzeugen. Um Spitzen abfangen zu können, werden künftig auch Holzpellets eingesetzt.
Mit Klärschlamm statt Kohle setzt das GKS auf einen sicheren Energieträger, erklärt der GKS-Geschäftsführer. Klärschlamm gibt es immer, und das in relativ konstanten Mengen. 1,6 Millionen Tonnen Trockensubstanz fallen pro Jahr in Deutschland an. Viel Schlamm, der entsorgt werden muss. Verbrannt wird er in der geplanten Anlage (ebenso wie Müll) bei 435 Grad Celsius. Die Auflagen für die Emissionen sind streng, erklärt Warnecke.
Zwischen 300 und 370 Gigawattstunden Fernwärme im Jahr
Bis zu 370 Gigawattstunden Fernwärme produziert das GKS im Jahr; in diesem werden es um die 300 sein, schätzt Warnecke. Der Grund: die milden Temperaturen. Die Nachfrage ist da. Falls nötig, könnte das GKS weit mehr liefern, theoretisch ganz Schweinfurt versorgen, hatte Warnecke 2023 erklärt. Die Quelle sei nicht das Problem, sondern die Verteilung. 70 Prozent der Fernwärme gehen an die Industrie, 30 Prozent an die Stadtwerke, die private Verbraucher und Gewerbebetriebe beliefern.