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Schweinfurt
Wärmewende: Setzt Schweinfurt auf Fernwärme oder ein ganzes Paket von Lösungen? Noch gibt es keinen Plan B
Hohe Anschlusskosten für Fernwärme – das bremst die Wärmewende aus. Sagt die SPD. Ihr Antrag, dass die Stadt Geld zuschießt, wurde abgelehnt. Das Thema bleibt.
Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt, kurz GKS, liefert Fernwärme für Schweinfurt und seine Industrie. Ein Gesellschafter neben den Großbetrieben sind die Stadtwerke, sie versorgen Privatleute und schließen diese auch an die Fernwärme an. Doch das ist immer teurer.
Foto: Anand Anders | Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt, kurz GKS, liefert Fernwärme für Schweinfurt und seine Industrie. Ein Gesellschafter neben den Großbetrieben sind die Stadtwerke, sie versorgen Privatleute und schließen diese ...
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 24.06.2024 02:38 Uhr

Es sind einige Fälle, vielleicht nicht die Regel, aber sie kommen vor: Gerade in der Schweinfurter Innenstadt sind die Kosten für einen Anschluss an die Fernwärme teilweise so hoch, dass Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer entsetzt abwinken. Statt wie früher eine Pauschale von 2139 Euro, verlangen die Stadtwerke von Interessierten inzwischen einen Anteil der tatsächlich entstehenden Kosten. In zwei Fällen liegen sie sogar im fünfstelligen Bereich.

In der Krummen Gasse sollte ein Hausbesitzer knapp 17.000 Euro zahlen, in der Rückertstraße ein anderer sogar rund 24.000. Das bremse die Wärmewende und den von der Stadt eigentlich angepeilten Ausbau der Fernwärme komplett aus, sagt die SPD. Zwei solcher Fälle hatte die Fraktion ausgemacht – und einen Antrag gestellt: Die Stadt sollte prüfen, ob die Stadtwerke die Anschlusskosten nicht reduzieren könnten. Falls nicht, müsse man einen Zuschuss durch die Stadt prüfen. Das Thema wurde hin und her diskutiert, vertagt – und nun vom Haupt- und Finanzausschuss abgelehnt.

Das, obwohl der Stadtrat im Oktober 2021 den Ausbau der Fernwärmeversorgung in Schweinfurt im Rahmen der Klima-Offensive selbst beschlossen hat. Doch wie kann ein solcher Ausbau gelingen, wenn die Kosten allein für einen Anschluss teilweise so hoch sind? Gar nicht, meint die SPD.

Nicht nur Privatleute, auch der Bauverein kann sich keinen Anschluss leisten

Und das habe fatale Folgen, wie es Stadtrat Ralf Hofmann beschrieb. Auf Privatleute, die sich gegen den Anschluss entscheiden, aber auch auf Bauvorhaben von Wohnungsbaugesellschaften, die sich den Anschluss an die Fernwärme aus dem GKS auch nicht leisten könnten. Der Bauverein, dem Hofmann vorsteht, könne es sich jedenfalls aktuell nicht leisten, die Fernwärme voranzubringen, auch wenn sich die Stadtwerke in den Verhandlungen kooperativ zeigten.

Der Ausbau der Fernwärme ist schwierig und teuer, vor allem in der Innenstadt.
Foto: Anand Anders | Der Ausbau der Fernwärme ist schwierig und teuer, vor allem in der Innenstadt.

Auch wenn die hohen Herstellungskosten nachvollziehbar, die Baupreise explodiert seien und er die Begründung der Stadtwerke nachvollziehen könne – die kommunale Wärmewende werde vor allem im Bereich des Geschossbaus ohne die Fernwärme nicht gelingen. Und damit auch nicht der Weg zur Klimaneutralität. Die kommunale Wärmeplanung müsse bis 2028 vorliegen – "bis dahin können wir nicht alle Bauvorhaben auf Standby setzen", so Hofmann.

SPD: Ist der Ausbau der Fernwärme nicht möglich, braucht es einen Plan B

Die Verwaltung hatte darauf verwiesen, dass "vor dem Hintergrund weiter steigender Baukosten und ungewisser regulatorischer Rahmenbedingungen im Wärmesektor ein wirtschaftlicher Fernwärmeausbau unter Risikoaspekten zunehmend schwieriger" werde. Stimmt, sagt dazu Ralf Hofmann. Vor allem der Bund müsse verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Auch dass der Ausbau in der Innenstadt schwieriger und teuer sei, kann die SPD nachvollziehen.

Der Knackpunkt allerdings ist ein anderer: Bleibt die Stadt dabei und will, wie vom Haupt- und Finanzausschuss entschieden, neben ihrer bisherigen Förderung von 2000 Euro beim Anschluss an die Fernwärme keinen weiteren Zuschuss zahlen, braucht es einen Plan B, sagt Hofmann.

Oberbürgermeister Remelé: Wir werden Lösungen finden

Eine vage Antwort darauf gab Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Die SPD habe zu Recht eine alternative Wärmeplanung angemahnt. In Schweinfurt, so sein Credo, wird es für die Wärmewende nicht nur die Fernwärme brauchen, sondern einen Strauß von Alternativen. Wo man die Fernwärme wirtschaftlich anbieten, wo sie leicht verlegt werden könne, mache Fernwärme Sinn. Das sei "nicht unbedingt im städtischen Bereich". Kommunale Unternehmen, so Remelé, setzten hohe Erwartungen in alternative Technik, zum Beispiel Flusswärmepumpen. Er mahnte, nicht zu schwarz zu malen. "Wir werden Lösungen finden."

Dass man sich strategisch Gedanken machen müsse, dass die Zeit dränge, weil "Heizungen jetzt umgerüstet werden" und die Leute wissen müssten, was komme, das sieht auch Finanzreferentin Anna Barbara Keck. Sie kündigte eine Sondersitzung des Stadtrats im Juli zum Thema an. Dabei müsse man auch prüfen, wie weit der Auftrag des Stadtrats an die Stadtwerke für einen Ausbau der Fernwärme "noch passt" und in welchem Umfang die Stadt dabei sei, um das Thema weiterzubringen. Vorgelegt wird dann auch ein Kostenvergleich, den Stadtrat Frank Firsching (Die Linke) fordert – zwischen Fernwärme, anderen klimaneutralen und auch herkömmlichen Heizungen. 

 
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