
Karl-Josef Johanni hat in seinem Arbeitsleben schon so einiges erlebt: die Krise der Schweinfurter Industrie in den 1990er-Jahren, die Übernahmen von Fichtel & Sachs durch Mannesmann, später ZF und schließlich die Transformation vom Verbrenner-Motor zur E-Mobilität. 51 seiner 66 Lebensjahre hat der gelernte Elektroniker aus Röthlein in den Schweinfurter Fertigungshallen bei ZF verbracht. 40 Jahre davon hier, bei den Maschinenbauern in Werk 2.
Eigentlich hat Johanni seinen Arbeitsplatz vor drei Monaten für immer hinter sich gelassen. Für einen letzten Termin mit der Presse ist der Rentner noch einmal an ihn zurückgekehrt. "Ich komme immer noch gerne hierher", sagt Johanni, der einen großen Teil seines Lebens bei ein und demselben Arbeitgeber verbracht hat. Hier in den Gängen zwischen Maschinen und Metallgeruch wird er "Charly" genannt.
185 Mitarbeitende im Maschinenbau bei ZF Schweinfurt
Neben ihm steht Johannes Bieber. Der 38-Jährige aus Oerlenbach ist Leiter für Qualität und Service bei ZF Maschinenbau. Insgesamt 185 Mitarbeitende schrauben hier hochkomplexe Maschinen zusammen: Prüfanlagen für die Türkei, Maschinen zur Rotormontage der Elektromotoren von Trucks in Mexiko, Serbien oder den anderen 31 Unternehmensstandorten weltweit.
Alles, was es in der Montagelinie für den Elektromotor eben so braucht, meint Bieber. 70 Prozent der hier gebauten Anlagen gehen ins Ausland. "Wir haben jedes Gewerk, was es benötigt, um eine Sondermaschine in der Montage- und Prüftechnik zu beschaffen, zu planen und zusammenbauen."
Von den USA über Spanien bis nach China
Das Metier von Johanni ist die Elektronik. Als Programmierer reiste der 66-Jährige 30 Jahre lang um die Welt. Er half, die ersten Werke in den USA, Spanien oder China aufzubauen oder übernahm dort die Wartung und die Inbetriebnahme von Maschinen. Er habe viele Veränderungen mitgemacht, die nicht immer nur negativ waren, sagt er. Begonnen hat Johanni seine Karriere bei ZF als Elektriker. Es folgte eine Weiterbildung zum Techniker. Später kam er in den Maschinenbau, wo er zuletzt als Teamleiter für die Schaltschrankbeschaffung in der Elektroabteilung bei ZF verantwortlich war.

Als Elektriker hatte er die Schaltschränke anfangs noch selbst zusammengesteckt, sagt Johanni. Doch mit der Zeit änderten sich die Maschinen. "Jedes Jahr kam etwas Neues dazu. Ich musste immer wieder dabeibleiben", sagt er. "Ich habe Veränderung immer auch als Möglichkeit gesehen, weiterzukommen, etwas Neues zu lernen." Alles nur Kopfsache? "Vieles", sagt Johanni. Man müsse durchaus Lust darauf haben, solche Transformationsprozesse mitzugehen. In der Industrie und insbesondere bei ZF seien diese jedoch seit jeher fester Bestandteil. "Ein Mitarbeiter, in der Elektronik, der stehen bleibt, ist nach einem Jahr weg, weil er nicht mehr mithalten kann", sagt Johanni.
Mitarbeitende loben ZF in Schweinfurt
Diesen Anpassungsdruck habe er selbst aber nie verspürt. Trotz des ständigen Wandels und wiederkehrender Krisen in der Industrie beschreibt sich Johanni selbst als Optimisten. "Wohl wissend, dass ich die letzten 51 Jahre auch etwas Glück hatte. Mit ZF hatte ich eine sehr faire Firma, die mir auch immer die Chance gegeben hat, mitzumachen und hier zu bleiben."
"Bei allen Veränderungen in den letzten Jahren wurde immer Angst geschürt, von außen." Auch in den Medien, kritisiert der 66-Jährige. "Natürlich macht man sich da Gedanken." Es habe immer wieder Aufs und Abs gegeben. "Wir als Maschinenbauer wurden schon 1000 Mal totgesagt. Heute sind wir immer noch da und vielleicht sogar noch wichtiger als vorher."
Mit Blick auf die derzeitigen Probleme der Branche wünsche er sich deshalb mehr Zuversicht. "Wir sollten nicht immer alles so negativ sehen. Dann wird auch eine Veränderung herumgehen. Und nach dieser Veränderung stehe ich vielleicht sogar besser da als vorher, wenn ich nur will."

Jemand, der sich gerade mitten drin in einer Veränderung befindet, ist Christofer Kaus. Im Alter von 17 Jahren kam der heute 34-Jährige zu ZF. Er absolvierte dort eine Ausbildung zum Mechaniker, arbeitete zunächst in der Fertigung im Schichtbetrieb und wechselte anschließend in den Maschinenbau, wo er Anlagen in Mexiko, China und Italien aufbaute. "Über die Jahre sind viele einzelne Dinge Schritt für Schritt dazugekommen", sagt er.
ZF will Mitarbeitende mitnehmen
"Wir haben zwei Weiterbildungsmodelle, bei denen wir unterscheiden", sagt Johannes Bieber. Einmal die berufsbegleitende Ausbildung, wie bei Christofer Kaus. Neben seiner Arbeit als Mechaniker absolviert der 34-Jährige gerade eine verkürzte duale Ausbildung zum Elektriker an der Berufsschule in Bad Neustadt.
Zum anderen bietet ZF bei den Maschinenbauern eine interne Weiterbildung an, bei der sich Mitarbeitende intern auf eine andere Stelle bewerben können und dafür anschließend allein im Unternehmen ausgebildet werden. Mit Arbeitspaten und individuellen Entwicklungsplänen, erzählt Bieber. "Diese Jobs, die wir brauchen, gibt es häufig nicht. Also gehen wir her, bilden Grundlagen aus, schaffen Wissen und mischen den Rest selber zusammen", fügt Johanni hinzu.
Was früher drei Jobs waren, macht heute einer
Kabelkanäle und Schläuche legen, die Installation der Elektrik – für jeden Bereich gab es früher eine extra Arbeitskraft. "Jetzt versuchen wir, das zu kombinieren", sagt Kaus. Was früher hydraulisch- mechanisch war, läuft heute elektrisch. Mechaniker, Elektriker und Programmierer in einem sozusagen. Man ersetze sich nicht, sondern arbeite besser, sagt Kaus.

Doch die Elektrifizierung und Digitalisierung verlange den Leuten einiges ab. Dabei mitzukommen, sei durchaus fordernd, meint Kaus. Durch die duale Ausbildung, die er aktuell durchläuft, müsse er viel Lehrstoff Zuhause nachholen. Arbeit und Ausbildung zusätzlich zu Familie samt Hausbau. Viel Zeit für ein Privatleben bleibe da nicht.
Mit 34 nochmal die Schulbank zu drücken, sei ungewöhnlich gewesen. "Die Schüler haben am Anfang gedacht, dass ich der Lehrer wäre", sagt Kaus. Am Ende habe es aber viel Spaß gemacht, zu lernen. Von Anpassungsdruck möchte aber auch Kaus nicht sprechen. "Wenn du dein Leben lang den gleichen Job machst, wird es eintönig. Durch die Veränderung hat man auch mehr Freude an der Arbeit."
Auf den Umgang kommt es an
Diskussionen über fehlende Motivation, wie sie häufig gerade jüngeren Generationen vorgeworfen werden, kann Abteilungsleiter Johannes Bieber nicht nachvollziehen. "Wir haben immer noch junge Menschen, die sich gerne weiterbilden und die das Potenzial dazu haben." Der Drang, sich weiterzuentwickeln, sei ungebrochen, so der 38-Jährige. Auch auf den Umgang komme es an, ergänzt Johanni.
"Wenn man die jungen Leute ernsthaft behandelt, kommen sie gerne früh rein und bleiben auch mal fünf Minuten länger", sagt Johanni. Jungen Mitarbeitern wie Christofer Kaus jedenfalls gibt die derzeitige Lage der Industrie sehr wohl zu denken. "Im Moment ist nicht alles so rosig. Aber ich kann auf jeden Fall noch ruhig schlafen." Er nehme die Situation ernst, vertraue aber auch auf die eigenen Fähigkeiten.
Die Zusammenarbeit mit der QS in Spanien und USA war konstruktiv und sehr schön.
Charly, waren die Aufgaben hochgesteckt, aber Momente wie: in USA auf Bayerische Bierbank Garnituren haben wir Dosenwurst mit Sennfelder Kümmeli gegessen. DANK der Organisation von EUCH. Da haben die Amerikaner große Augen gemacht .
Charly: war doch GUT, dass wir beim SACHS gearbeitet haben!!!