In der Vision ist der Gewerbepark Conn-Barracks schon längst erblüht. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen für den Umbau des ehemaligen US-Militärgeländes zu einem Gewerbe- und Industriepark. Jahrelang gab es zähe Verhandlungen mit dem Freistaat Bayern wegen der Weiternutzung der Anker-Einrichtung, die sich seit 2019 auf dem Gelände befindet. Jetzt ist die Zielgerade in Sicht, doch nun ist man sich nicht mehr einig.
"Im Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks hat sich im Laufe des Jahres eine kontroverse Diskussion über die Umsetzung der Konversion entwickelt, auch auf Grund der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Zinsniveaus", bestätigt Landrat Florian Töpper auf Nachfrage der Redaktion. Was heißt das?
Der Zweckverband hat sich nach Abzug der Amerikaner im Jahr 2014 gegründet, um die Entwicklung des knapp 200 Hektar großen Geländes in die Hand zu nehmen. Ihm gehören neben Stadt und Landkreis Schweinfurt die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn an. Letztere haben die größten Flächenanteile auf ihren Gemarkungen. Seit Mitte Mai 2019 befindet sich auch die unterfränkische Anker-Einrichtung des Freistaats Bayern auf einem Teil der Conn Barracks.
Das gemeinsame Ziel im Zweckverband war immer, die Konversion komplett in Eigenregie abzuwickeln. Also die Grundstücke zu kaufen, zu erschließen und auch selbst zu vermarkten, um das Heft in der Hand zu haben. Die Gemeinde Geldersheim sieht sich anscheinend nun aber nicht mehr in der Lage, diesen eingeschlagenen Kurs mitzugehen. Das zumindest lassen die Äußerungen aus dem Rathaus befürchten.
Finanzielle Risiken abwägen – Wie soll es weitergehen?
Man müsse die finanziellen Risiken abwägen, sagt Bürgermeister Thomas Hemmerich. Angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen stelle sich die Frage, "wie weit können wir mitgehen." Die Grundstücks- und Erschließungskosten werden sich erst nach Jahrzehnten amortisiert haben. "Da braucht man einen langen Atem."
Bisher habe Geldersheim alles mitgetragen. Doch inzwischen müsse man auch im eigenen Haus hart kalkulieren. "Bei uns kommt jedes Ding auf den Prüfstand." Daher sollten bei der Entwicklung des Gewerbeparks noch andere Varianten geprüft werden. Zum Beispiel, dass ein Investor den Konversionsprozess abwickelt.
Das lehnt Bürgermeisterkollegin Bettina Bärmann kategorisch ab. "Für Niederwerrn gibt es nur eine Option: Die Entwicklung des Areals muss in öffentlicher Hand bleiben." Darauf werde man bestehen. Das "Sahnestück" Conn Barracks sei viel zu wertvoll, um es einem Investor zu geben. "Wir wollen hochwertige Arbeitsplätze", betont Bärmann, "und vor allem die Fachkräfte in der Region halten." Es sollen viele verschiedene Unternehmen" angesiedelt werden. Keine Riesen. Bei der Einbindung eines Investors habe man da aber keine Mitsprache mehr.
Auch für den Landkreis Schweinfurt ist klar: Die Entwicklung ist langfristig zu betrachten und soll den Wirtschaftsstandort für die nächsten Jahrzehnte stärken und sichern. "Hierfür muss es uns als Zweckverband möglich sein, selbst zu steuern, welche Unternehmen und welche Branchen sich dort ansiedeln können", sagt Landrat Florian Töpper. Um dies sicherzustellen, müsse der Zweckverband das Gelände erwerben und selbst entwickeln. "Die 90 Hektar Nettobaufläche sind ein Schatz für die Region Schweinfurt", und eine positive Signalwirkung sei bereits durch den Kauf gewiss.
Auch die Stadt Schweinfurt bekennt sich zu dem vereinbarten Weg. Oberbürgermeister Sebastian Remelé sagt: "Wir halten grundsätzlich am Erwerb und der eigenen Vermarktung fest." Geld für die Konversion hat die Stadt – im Gegensatz zum Vorjahr – im Haushalt 2024 aber nicht eingestellt. Der Rathauschef glaubt nämlich nicht daran, dass der Grundstückskauf 2024 über die Bühne gehen wird.
Ermittlung des Kaufpreises ist noch nicht abgeschlossen
Eigentümerin der Flächen ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die die Liegenschaften der Bundesrepublik verwaltet. Ihr gegenüber hatte der Zweckverband 2022 offiziell seine Kaufabsicht mitgeteilt und sein Erstzugriffsrecht auf die Conn Barracks gesichert. "Seitdem haben wir dafür auch Geld im Haushalt bereitgestellt", verweist Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann auf ihre zukunftsgerichtete Finanzplanung. Sie will so schnell wie möglich kaufen, "weil uns die Entwicklung dort drüben enorm wichtig ist".
Geldersheims Bürgermeister Thomas Hemmerich hingegen will erst einmal den Kaufpreis wissen. Aktuell läuft noch die Wertermittlung. Danach könne man sich Gedanken machen, wer den Gewerbepark entwickelt.
Wenn durch die starke Einbindung eines Investors eine strategische Entwicklung der Conn Barracks aber nicht mehr möglich sein sollte, seien dem Landkreis Schweinfurt daneben auch rechtliche Grenzen gesetzt, gibt Landrat Florian Töpper zu bedenken. "Ein Verbleib des Landkreises Schweinfurt im Zweckverband könnte bei einem solchem Umsetzungsmodell dann rechtlich unmöglich werden."