
Im März hatten die Besitzerinnen von 406 Wohngebäuden in der Gerolzhöfer Altstadt die Chance, ihr Interesse an einer möglichen Nahwärmeversorgung zu äußern. Die Abfrage erfolgte online oder in Papierform. Zwischenzeitlich liegen erste Ergebnisse daraus vor.
"Die Teilnehmerzahl blieb leider überschaubar", fasst Stadtteilmanager Daniel Hausmann, der die Abfrage seitens der Stadt organisiert hat, die Resonanz zusammen. Obwohl drei Wochen Zeit war, an der Abfrage teilzunehmen, lagen Ende März lediglich 37 Datensätze zu Wohngebäuden vor, von denen drei aufgrund fehlender oder fehlerhafter Angaben zur Anschrift nur bedingt nutzbar sind. Dies entspricht einer Rücklaufquote von gut neun Prozent.
Eine solche Quote sei "sicherlich nicht das Nonplusultra", findet Thomas Gollwitzer, Bereichsleiter Sektorplanung und Innovation des Instituts für Energietechnik (IfE) an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden. Dieses hat Untersuchungen durchgeführt und auswertet. Rücklaufquoten ähnlicher Erhebungen belaufen sich seiner Erfahrung nach zwischen drei und 50 Prozent. Die Beteiligung in Gerolzhofen reiche immerhin aus, um auf Basis der eingesammelten Daten einen möglichen Nahwärmeverbund im Detail planen zu können, falls es so weit kommen sollte.
Fast 70 Prozent der Befragten wünscht sich schnellen Anschluss
Entscheidend hierfür ist unter anderem das vorhandene Interesse der Anrainer, ihr Gebäude per Nahwärme mit Heizenergie versorgen zu lassen. Hier liefert die Abfrage ein klares Ergebnis: 25 der 37 Teilnehmenden bekunden grundsätzlich ein aktuelles Anschlussinteresse an ein Nahwärmenetz, 16 von ihnen haben derzeit eine Heizung, die älter als 20 Jahre ist. Acht der Befragten haben angegeben, womöglich in ein paar Jahren anschließen zu wollen, unter anderem auch deshalb, weil ihre aktuelle Heizung erst wenige Jahre alt ist. Alle Angaben zur Abfrage – das muss unbedingt beachtet werden – waren jedoch unverbindlich.
Der angegebene Gesamtenergieverbrauch der 37 Gebäude liegt bei knapp 1,3 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Größter Anteil an den bisher verwendeten Heizenergien hat Erdgas, das in 23 Gebäuden zum Einsatz kommt. Erdölheizungen sind in neun Gebäuden verbaut. Zusätzlich wird in 13 Anwesen Holz zum Heizen verbrannt.
Um zu entscheiden, ob eine Nahwärmeversorgung in diesem Fall überhaupt wirtschaftlich zu betreiben wäre, ist ein weiterer Kennwert entscheidend: die Wärmebelegungsdichte. Diese drückt nach Auskunft von Gollwitzer vom IfE aus, wie viel Wärme im Jahr pro Meter durch die Leitung eines Wärmenetzes fließt. Hier gelten 500 Kilowatt als unterer Schwellenwert. Dieser wird im Fall der ausgewerteten Daten der 37 Gebäude in Gerolzhofen, die über eine Leitungslänge von knapp 2170 Metern verbunden werden müssten, knapp erreicht.
Daten für städtische Gebäude werden noch nachgeliefert
Laut Hausmann sind die innerhalb des abgefragten Gebiets liegenden sieben städtischen Gebäudekomplexe noch nicht berücksichtigt. Hierzu zählen unter anderem das Alte Rathaus, das Bürgerspital mit Volkshochschule und Stadtbibliothek, das Amtsgebäude der Verwaltungsgemeinschaft sowie das Kinderhaus St. Martin. Die Daten für diese Gebäude sollen zeitnah noch erfasst und einberechnet werden. Bis Ende Oktober dürfte dann eine vollständige erste Auswertung der Bedarfsabfrage für ein Nahwärmenetz im Kern von Gerolzhofen vorliegen. Diese soll dem Stadtrat vorgestellt werden, sagt Hausmann.

Der Stadtrat muss dann entscheiden, wie es weitergeht: Soll tatsächlich ein Nahwärmenetz in der Altstadt geplant werden? Dies würde eine Ausschreibung des Projekts notwendig machen. Je nachdem, wer ein Wärmenetz betreibt, sind laut Gollwitzer vom IfE unterschiedliche Zeiträume zu erwarten, bis ein solches in Betrieb geht. Ein einzelner Betreiber könnte ein solches durchaus in zwei Jahren auf die Beine stellen. Sollte das Wärmenetz in Händen einer Genossenschaft liegen, dauere es in der Regel länger.
Bis in der Gerolzhöfer Altstadt ein zentral versorgtes Wärmenetz – ein solches wurde übrigens bereits im Jahr 2016 angedacht, dann aber nie konkretisiert – funktioniert, wären zudem eine Reihe weiterer Fragen zu klären, angefangen vom Standort einer Wärmezentrale, dem verwendeten Energieträger und der letztlich entscheidenden Frage, wer von denjenigen, die bis jetzt ein grundsätzliches Interesse bekundet haben, im Falle einer Umsetzung tatsächlich mit von der Partie ist. Von dieser Zahl hängt dann nicht nur ab, ob sich das Projekt überhaupt rentiert, sondern auch, welche Kosten jeder Einzelne zu tragen hat. Umgekehrt ist es laut Hausmann auch dann möglich, sich einem Wärmeverbund anzuschließen, wenn man sich an der Abfrage vom März nicht beteiligt hat.