"Beim dritten Mal wird man süchtig", sagt Elmar Fietz. Seine Sucht heißt Ballonfahren. Fietz ist Vorsitzender des 1982 gegründeten Freiballonclubs Franken e.V. Schweinfurt. Der Verein hat 21 Mitglieder, fünf sind aktive Piloten. "Oben ist man frei", schwärmt Fietz.
Etwa 500 Fahrten hat der 63-Jährige seit seiner Jungfernfahrt 1992 bereits genossen. Passiert ist nie etwas, sagt Fietz. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle. Die Piloten durchlaufen eine eineinhalbjährige Ausbildung, werden unter anderem an Luftfahrtschulen ausgebildet. Ihre Pilotenscheinprüfung legen sie beim Luftamt ab. Sobald sie 50 Jahre alt sind, werden sie jedes Jahr gründlich untersucht. Nur wer ein fliegerärztliches Tauglichkeitszeugnis hat, darf noch mit einem Ballon in die Höhe steigen.
Drei Ballons besitzt der Freiballonclub Franken. Die Hüllen haben eine Haltbarkeit von etwa zehn Jahren und werden von regionalen Unternehmen gesponsert. Einmal im Jahr werden sie von einem Luftfahrtsachverständigen beim TÜV geprüft. Jeder Ballon ist beim Luftfahrtbundesamt eingetragen, erklärt der Vorsitzende. Der Verein ist als Halter für Unterhalt und Wartung zuständig.
Im Korb befinden sich vier Gasflaschen und zwei Brenner. Die Brenner sind jeweils an unterschiedlichen Gasflaschen angeschlossen. "Die werden unterschiedlich gespeist", erklärt Fachmann Fietz: "Wenn bei einem Brenner etwas ausfallen sollte, fährt man einfach mit dem anderen weiter." Würde das allerdings eintreten, wäre eine Sicherheitslandung vorgesehen. Die 3400 Kubikmeter-Hülle des Ballons ist mit Stahlseilen am Korb befestigt, das Material des unteren Teils der Hülle ist unbrennbar.
Der Klimawandel macht den Ballonfahrern zu schaffen
Bevor der Pilot abheben kann, muss er sich auf einem Online-Portal über das Wetter beraten lassen. Die letzte Entscheidung, ob es hochgeht, obliegt immer dem Piloten. 16 km/h Windgeschwindigkeit gilt dabei als Betriebsgrenze für einen Start. Aber: "Wind muss sein", erklärt Fietz. Eine Windflaute wäre problematisch, da der Ballon dann nicht mehr vorwärtskommt. Zu schneller Wind hingegen ist für das Landen ein Problem.
Ballonfahren kann man eigentlich das ganze Jahr über. "Jede Jahreszeit hat was für sich", sagt Elmar Fietz. Allerdings macht der Klimawandel auch den Ballonfahrern immer mehr zu schaffen. "Wir haben kein stabiles Wetter mehr", sagt der Vereinsvorsitzende. "Früher konnten wir eine Woche im Voraus planen, heute lassen sich gerade einmal drei Tage vorausplanen."
In der Schweinfurter Umgebung dürfen die Ballons bis etwa 3000 Meter in die Höhe fahren, darüber beginnt der kontrollierte Luftraum, in dem die Ballons nur mittels eines Transponders emporsteigen dürfen. Denn nur so können sie auf dem Radar erkannt werden.
Die meisten Fahrten finden allerdings in einer Höhe von 300 bis 1000 Metern statt. Bei einer Invasionswetterlage, also wenn der Luftaustausch nicht mehr stattfindet, geht es auch mal über 1500 Meter rauf. "Dann sieht man schön die Rhön", berichtet Pilot Fietz. Nach unten sei die Sicht dann allerdings stark eingeschränkt.
Jede Fahrt wird an die Wünsche der Passagiere angepasst. Viele würden gerne mal ihr Haus oder das vom Nachbarn von oben sehen, erzählt Fietz. Daher sei auch jede Fahrt anders. "Es darf für den Piloten nicht zur Routine werden. Man muss immer hellwach sein." Immer mit dabei ist ein sogenannter "Verfolger" - also jemand, der mit einem Auto mit Hänger unten am Boden die Route begleitet und in ständiger Funkverbindung zum Piloten steht. "Wir landen ja irgendwo, wo uns der Wind hinführt", erklärt Fietz. Vor und nach der Landung müssen alle helfen, den Ballon auf- und später abzubauen.
Viele Passagiere sind vor einer Fahrt mit einem Ballon nervös. Doch das sind die Piloten gewohnt. Vor dem Start empfiehlt er den Gästen gerne einen "Angstwiss", sagt Fietz und lacht herzlich. Die Fahrten dauern, je nach Wetterlage, meist eine bis eineinhalb Stunden. Oben sind die Passagiere dann "begeistert-entspannt". Das Feedback sei in der Regel "bombig". Auch Fietz selbst findet sein Hobby "bombig": "Oben bist du weg, alles was da unten ist, bleibt zurück."
Ballontreffen mit anderen Vereinen sind für alle ein Highlight
Besondere Erlebnisse für die Vereinsmitglieder sind die Ballontreffen, bei denen mehrere Ballons gleichzeitig in der Luft sind. Fietz absolutes Highlight war ein Treffen im Jahr 2000 im US-amerikanischen Albuquerque, als 850 Ballons gleichzeitig in der Luft waren. Als jährliches Highlight fährt der Freiballonclub Franken jeden Winter ins Voralpenland nach Oberstdorf.
Überhaupt gehören Veranstaltungen bei befreundeten Vereinen fest zum Vereinsleben der Ballonfahrer. Ebenso wie das monatliche Vereinsstammtisch-Treffen der 21 Mitglieder, die aus dem Schweinfurter Landkreis und den Haßbergen kommen, in den "Berger Stuben" in Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). "Menschen, die an der Luftfahrt interessiert sind, sind bei uns immer herzlich willkommen", sagt der Vorsitzende.
Aktuell kann aufgrund der Kontraktregelung der Corona-Maßnahmen allerdings nicht abgehoben werden. Mit nur einem Passagier im Korb würde es an Gewicht fehlen, was sich gerade beim Landen ungünstig auf die Stabilität des Ballons auswirken würde. Aber wenn die Inzidenzen wieder runter gehen, kann es für den Freiballonclub wieder hochgehen. "Unsere Piloten scharren schon mit den Hufen", sagt Fietz. Schließlich ist man hoch oben im Ballon frei und die Sorgen bleiben unten an Land.
Die Vereinsserie "Unterfranken. Deine Vereine" zeigt, wie Vereine die Region bereichern. Alle Beiträge der Serie finden Sie gesammelt zum Nachlesen unter mainpost.de/dossier/vereinsserie-2021/