
Heiligabend. Edgar Müller schaut sich im Fernsehen "Weihnachten mit Andy Borg" an, er sitzt gemütlich in seinem Sessel. Auf einmal stehen vier Feuerwehrleute vor ihm in seinem Wohnzimmer. Warum? Nachbarn hatten einen Schlag aus seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Bergl gehört und sich Sorgen um den 86-Jährigen gemacht. Als er die Tür nicht öffnete, vermuteten sie einen medizinischen Notfall und starteten die Rettungskette.
Wie sich später herausstellte, war Müller nichts passiert. Ein Stuhl war umgefallen. Klopfen und Klingeln hatte er nicht gehört. Die Klingel hat er abgestellt, erzählt er kurz darauf. Gerade in der Vorweihnachtszeit klingelt öfter ein Paketdienst bei ihm, bittet, die Tür zu dem mehrstöckigen Haus aufzumachen. Edgar Müller ist zwar ein hilfsbereiter Mensch, aber das ist ihm zu viel geworden. Fernsehen schaut er mit Kopfhörern, damit er den Ton nicht so laut aufdrehen muss. Deswegen hat er nicht mitbekommen, dass Leute vor seiner Tür sind und hineinwollen.
Edgar Müller freut sich, dass sich die Nachbarn Sorgen um ihn gemacht haben und ihm helfen wollten. Vor kurzem sei nämlich ein Hausbewohner gestorben, längere Zeit in der Wohnung gelegen, bis jemand den Geruch bemerkte. Das habe die Hausgemeinschaft wohl sensibel gemacht, meint er.
37 Jahre bei der Berufsfeuerwehr gearbeitet
Edgar Müller hat selbst aufgeschrieben, was er erlebt hat. Im Folgenden sein Text: "Ich bin 86 Jahre alt und dank aufmerksamer Nachbarn erlebte ich, dass plötzlich in meinem Wohnzimmer vier Feuerwehrmänner standen. Vor meiner Türe standen zwei Polizisten und zwei Sanitäter. Ich dachte, was wollen die vier Feuerwehrleute in meinem Wohnzimmer. Ich selbst war 37 Jahre bei der Schweinfurter Feuerwehr berufsmäßig. Dann stellte sich heraus, Nachbarn unter mir hatten ein lautes Geräusch aus meiner Wohnung gehört. Mir war nämlich ein schwerer Stuhl umgefallen und ich dachte mir nichts weiter dabei.
Meine Nachbarn mit anderen Nachbarn zusammen sind ums Haus gelaufen, haben an meine Türe geklopft, doch ich hatte meine Kopfhörer auf und schaute gerade Fernsehen. Wie sich dann herausstellte, hat die Feuerwehr sehr laut geklopft und ich habe es trotzdem nicht gehört, sodass meine ehemaligen Feuerwehrkollegen die Türe geöffnet haben und plötzlich vor mir in meinem Wohnzimmer standen. Dass ich da geschockt war, kann man sich vorstellen. Die Geschichte ist dann gut ausgegangen und alle, den ich das erzähle, sagen, du hast aber sehr außergewöhnliche fürsorgliche Nachbarn, die so auf dich aufpassen. Danke meine liebe Nachbarschaft für ihre Umsichtige und fürsorgliche Aufmerksamkeit"
Appell, aufeinander aufzupassen
Edgar Müller erzählt aber noch ein bisschen mehr. Zum Beispiel, warum er das aufgeschrieben und sich an die Redaktion gewandt hat. "Leute, passt auf Eure Nachbarn auf", ist sein Appell. Natürlich beantwortet er auch gerne die Frage, wie die Feuerwehr denn in seine Wohnung gekommen ist, ohne die Tür aufzubrechen. Feuerwehrleute können so was, sagt er. Das gehe ganz einfach mit einem "Häkele", sagt er.
Wer den 86-Jährigen kennt, weiß, dass er gerne Scherze macht. Schließlich war er lange Jahre bei den Antönern aktiv und ist einfach ein fröhlicher Mensch. Nach einer kurzen Schrecksekunde nach dem Feuerwehrbesuch ist ihm auch seine Schlagfertigkeit zurückgekommen. "Wollt ihr mir Grüße vom OB überbringen", hat er die vier Feuerwehrler gefragt. Das sorgte für Heiterkeit. Und sicher auch für Erleichterung. Denn die Rettungskräfte wussten ja nicht, was sie in der Wohnung erwarten würde.
Edgar Müller ist seinen Nachbarn sehr, sehr dankbar. Er hat sie auch gleich beruhigt, als sie befürchteten, er oder sie müssten vielleicht den Einsatz zahlen, weil ja nichts passiert war. "Ihr habt einen Notfall vermutet, wolltet helfen", wenn da Rettungskräfte kommen, muss niemand eine Rechnung bezahlen. Anders ist die Lage, wenn jemand aus Jux einen Alarm absetzt, sagt Edgar Müller.
Nachbarn, geht aufeinander zu. Es kann nicht sein, dass man im MFH nicht weiß, wer neben einem wohnt.