Turbo-Konversion, das ist ein geflügeltes Wort, das nur für die von der Stadt Schweinfurt zu verantwortende Konversion der rund 80 Hektar Fläche ehemaliger US-Armee-Liegenschaften in der Stadt zutrifft. Dort wurden in den vergangenen neun Jahren unter anderem in der Ledward Kaserne neue Gebäude der Technischen Hochschule oder in Bellevue ein neues Wohnquartier verwirklicht.
Von Turbo-Konversion in Sachen Conn Barracks im Landkreis kann dagegen keine Rede sein. Nach wie vor laufen die Verhandlungen zwischen der Bundesimmobilienanstalt und dem Zweckverband über den Verkauf der Grundstücke, außerdem ist auf einem Teil der Fläche das unterfränkische Ankerzentrum des Freistaates Bayern angesiedelt. Dass es im Landkreis nur schleppend läuft, sorgt im Stadtrat Schweinfurts immer wieder für Diskussionen, da die Gewerbeflächen in der nur knapp 36 Quadratkilometer großen Stadt nahezu ausverkauft sind.
Kürzlich stimmte der Ausschuss für Kreisentwicklung des Kreistages dafür, den eingeschlagenen Kurs in Sachen Entwicklung der Conn Barracks beizubehalten. Der Landkreis will weiterhin gemeinsam mit den Gemeinden Niederwerrn und Geldersheim sowie der Stadt Schweinfurt das Gelände kaufen und zu einem Gewerbepark entwickeln. Genau darauf zielte nun auch ein Antrag von SPD, CSU, Grünen, Linken, Freien Wählern, proschweinfurt und FDP ab, der im Stadtrat bei der Verwaltung auf Wohlwollen stieß.
Bekenntnis der Stadt Schweinfurt zur Entwicklung der Conn Barracks
In dem Antrag wird gefordert, die Stadt solle drei Millionen Euro in den Haushalt 2024 als ihren Anteil am Kaufpreis einstellen und weiter darauf hinwirken, die rund 200 Hektar große Fläche "zu einem hochwertigen Ansiedlungsstandort mit Arbeitsplätzen in Zukunftsbranchen" zu entwickeln. Anlass war, dass nach jahrelanger Einigkeit jetzt Diskussionen über die Umsetzung der Konversion aufgekommen sind.
Die Gemeinde Geldersheim zieht angesichts der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des hohen Zinsniveaus nicht mehr richtig mit. Die Varianten, wie eine reine Investorenlösung oder eine gemeinsame Projektgesellschaft mit einem privaten Investor, lehnt der Zweckverband aber ab, denn sie würden die Einflussnahme des Zweckverbands schwächen oder gar ganz verhindern.
Für SPD-Stadtrat Ralf Hofmann, der den Antrag einbrachte, ist es wichtig, dass "Schweinfurt ein Zeichen für die Entwicklung dieses wichtigen Zukunftsprojektes" setzt. Das findet auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), der aber gemeinsam mit Finanzreferentin Anna Barbara Keck dazu riet, erst die Kaufpreisverhandlungen abzuwarten und dann Geld einzustellen, über einen Nachtragshaushalt. Dass man sich beteiligen werde, sei völlig unstrittig. Zu erwarten sei aber ohnehin, dass es erst Ende 2024 konkrete Zahlen geben werde. Jetzt schon Geld einzustellen, würde unter Umständen auch die Genehmigung des Haushaltes durch die Regierung gefährden.
Das Areal gehört fast ausschließlich zu Niederwerrn & Geldersheim. Kann bei einem interkommunalen Industrie- und Gewerbepark trotzdem auch die Stadt SW an den Einnahmen beteiligt werden? Wenn nicht, wäre das ein weiterer Grund, die ausgebliebenen Eingemeindungen nachzuholen.
Die infolge der Gebietsreform flächenkleinste kreisfreie Stadt Deutschlands (kleiner als z. B. Schwabach!) kann der Freistaat nicht weiter ausbluten lassen. Sie hat viel zu wenig Einwohner & Einkommensteuer und nun auch zurückgehende Gewerbesteuer, soll aber Mammutaufgaben lösen, wie z. B. die Mainbrücken.
Der Stadt fehlt nicht nur Geld, sondern auch Personal, das bei Eingemeindung von den Vorortgemeinden mit dem der Stadt SW vereinigt werden könnte, zu einer viel effizienteren Einheit, als bisheriges Einzelkämpfertum & Kirchturmpolitik!
OB Remele sagte vor einigen Jahren, dass er eine Initiative zur Nachholung der Eingemeindungen machen will - was ist daraus geworden?