
Seine Feuertaufe erlebte das neue Schalthaus am Umspannwerk in Brünnstadt bereits am 31. Januar. Gerade erst fertiggestellt und ans Netz gegangen, sorgte ein technischer Defekt für reichlich Rauch, Ruß und einen großflächigen Stromausfall, der nur alle paar Jahrzehnte vorkommt. Mehr als eine Stunde waren Menschen im Raum Gerolzhofen und im Landkreis Kitzingen von der Energieversorgung abgeschnitten.
Bei der offiziellen Eröffnung erinnerte Jürgen Kriegbaum an dieses einschneidende Ereignis. Es habe im Zusammenhang mit dem Bau die eine oder andere Herausforderung zu bewältigen gegeben, resümierte der geschäftsführende Vorstand der Überlandzentrale (ÜZ) Mainfranken in Lülsfeld. Besonders gefordert war die ÜZ nicht nur an jenem Tag, sondern auch bei der Inbetriebnahme: Diese verglich Kriegbaum mit einer "Operation am offenen Herzen" der Stromversorgung in der Region.
Offizieller Abschluss nach zweijähriger Baumaßnahme
Zwei Jahre haben die Arbeiten gedauert. Das Schalthaus ist nach Angaben des ÜZ-Chefs ein "weiterer Meilenstein der Energiewende" durch den Energieversorger im Landkreis Schweinfurt. Außerdem wird es benötigt, um die immer größere Menge an regenerativ erzeugtem Strom aufnehmen und den weiter steigenden Energiebedarf decken zu können.
Der Neubau war laut Kriegbaum gerade aus diesem Grund "zwingend notwendig". Nach fast 50 Jahren sei die Technik an ihre Nutzungsgrenze gekommen. Bis 1995 war das Umspannwerk das zentrale seiner Art im Netzgebiet der ÜZ, das die Versorgung der Region, vom Steigerwald bis zum Main, sicherstellte. Doch die Welt hat sich laut dem Energieversorger um 180 Grad gedreht, denn seit vielen Jahren werde deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht.
Bereits in der vergangenen Woche war zu spüren, wie notwendig die modernisierte Infrastruktur in dem größten Umspannwerk im Netzgebiet der ÜZ Mainfranken ist. "Aktuell stellen wir fast jeden Tag einen neuen Rekord an Einspeiseleistung auf", berichtete Jürgen Kriegbaum.

Anhand von zwei Zahlen wird deutlich, welche riesige Menge an Sonnen- und Windstrom mittlerweile ins Netz eingespeist wird: Einer maximalen Last von 79 Megawatt steht eine ausgebaute EEG-Leistung, also aus regenerativen Erzeugeranlagen, von fast 500 Megawatt gegenüber. Die Folge: Tägliche Abschaltungen. Dies geschehe, erläuterte er, aufgrund des sonnigen Wetters mit Windeinspeisung ins Netz heuer erheblich früher als üblich.
Region ist das Rückgrat der Energieversorgung der Stadt
5,2 Millionen Euro hat das moderne Schalthaus gekostet. In den vergangenen zehn Jahren hat die ÜZ nach eigenen Angaben mehr als 80 Millionen Euro in den Netzausbau investiert. Aus ehemals zwei Umspannwerken, die der Versorgung dienten, sind heute sechs geworden – und weitere sind schon in Planung.
Reichlich Lob verteilten Landrat Florian Töpper und Frankenwinheims Bürgermeister Herbert Fröhlich. "Die Energiewende wird hier konkret begreifbar", sagte er anlässlich der Eröffnungsfeier und dankte dem Energieversorger für dessen Investitionen. Ihm zufolge ist damit die Energieversorgung in der Region sichergestellt. Es zeige auch, was der ländliche Raum in dieser Hinsicht leiste, und dass dieser "das Rückgrat des städtischen Raums" sei.
In dieser Hinsicht war Bürgermeister Fröhlich wichtig zu betonen, dass die Netzentgelte in Regionen mit einem hohen Anteil an Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien seit Januar glücklicherweise reduziert worden seien. "Eine solche Region sind wir", konstatierte er, weshalb er überhaupt nicht verstehen konnte, dass der Netzausbau bisher "nur auf den Rücken der Bewohner der ländlichen Region ausgetragen wurde."

Deshalb hofft Fröhlich, dass nun auch Dachflächen in Städten vermehrt für Photovoltaikanlagen genutzt werden, "und nicht nur überwiegend unsere landwirtschaftlichen Flächen." Wie überaus wichtig die Energieversorgung ist, verdeutlichte ihm der kürzliche Stromausfall durch einen Trafobrand im Umspannwerk.
Forderung nach Speicherausbau auch durch Energieversorger
Auch Jürgen Kriegbaum zeigte sich sehr erleichtert über die Anpassung der Netzentgelte durch die Bundesnetzagentur zu Jahresbeginn. Neben dem Netzausbau hält er außerdem den Ausbau mit Speichern für wichtig.
Gerne hätte die ÜZ solche am Umspannwerk installiert. Mit diesen hätte man die eine oder andere Abregelung von Einspeiseanlagen in jüngster Zeit nicht vornehmen müssen, so der ÜZ-Chef zum Thema Überlastung der Netze.
Das Problem: Netzbetreiber dürfen aktuell keine eigenen Speicher betreiben, obwohl die ÜZ sehr viele Anfragen dazu erhalte. Kriegbaum fordert deshalb verlässliche regulatorische Festlegungen, die den Speicherausbau und dessen Nutzung sowie auch die Wirtschaftlichkeit regeln.

Nach der Großinvestition richtet die ÜZ bereits den Blick in die Zukunft: Ende 2026 wird ein zusätzlicher Netztransformator in Brünnstadt die beiden bestehenden unterstützten. Kostenpunkt: rund zwei Millionen Euro.
Auch das Bayernwerk plant seinen Angaben zufolge eine Modernisierung und Erweiterung der Leitungsfelder im örtlichen Umspannwerk. Für Kriegbaum steht fest: "Wir stellen uns auch weiterhin den Herausforderungen der laufenden Energiewende und werden es auch bewältigen."