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Lülsfeld/Landkreis Kitzingen
Störfall im Umspannwerk: Tausende Menschen im Raum Gerolzhofen und im Landkreis Kitzingen waren ohne Strom
Ein technischer Defekt in einem Schalthaus bei Brünnstadt setzte zwei 20-Kilovolt-Trafos außer Gefecht. Tausende Menschen erlebten daraufhin den Blackout-Fall.
Jürgen Kriegbaum (rechts), geschäftsführender Vorstand der ÜZ Mainfranken, und Stefan Stühler, der Leiter des Krisenmanagements der ÜZ, betrachten den Schaden am betroffenen Schaltfeld.
Foto: Michael Mößlein | Jürgen Kriegbaum (rechts), geschäftsführender Vorstand der ÜZ Mainfranken, und Stefan Stühler, der Leiter des Krisenmanagements der ÜZ, betrachten den Schaden am betroffenen Schaltfeld.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 05.02.2025 02:40 Uhr

Erst flackerte das Licht für Bruchteile einer Sekunde. Dann war's plötzlich zappenduster. So erlebten wohl die meisten Menschen den Beginn des Stromausfalls, der am Freitag um 7.47 Uhr den südlichen Landkreis Schweinfurt sowie Teile des nördlichen Landkreises Kitzingen traf. Bis 9.09 Uhr dauerte es nach Angaben des betroffenen Netzbetreibers, der Überlandzentrale (ÜZ) Mainfranken in Lülsfeld, bis in allen betroffenen Orten der Strom wieder floss.

Ausgangspunkt der Misere war eine im Schalthaus des Umspannwerks Brünnstadt verbaute Netzkupplung. Das Schalthaus der ÜZ ist erst seit kurzem in Betrieb. Weshalb im Schaltfeld die Kabelverbindung zum 20.000-Volt-Mittelspannungsnetz im laufenden Betrieb ausfiel, ist laut Stefan Stühler, dem Leiter des Krisenmanagements der ÜZ, noch unklar. Er geht von einem technischen Defekt aus.

Monteure der ÜZ hätten vor Ort Rauch festgestellt und die Feuerwehr alarmiert. Aus Sicherheitsgründen musste gegen 8 Uhr auch der zweite Trafo vor Ort abgestellt werden, erläuterte Stühler. Waren zunächst, mit dem Ausfall des ersten Trafos, der Großraum Gerolzhofen und Volkach sowie Teile des Steigerwalds betroffen, traf es mit Wegfall des zweiten Trafos auch weite Teile des Großraums Kitzingen, Wiesentheid, Lülsfeld und Oberschwarzach, teilte die ÜZ mit. Von der Versorgungsunterbrechung seien rund 400 Trafostationen – fast ein Drittel aller Stationen im Netzgebiet der ÜZ – betroffen gewesen. Der Schaden für das Unternehmen belaufe sich auf etwa 80.000 Euro.

Auswirkungen in dieser Größenordnung sind selten

Eine Störung in dieser Größenordnung verzeichnet die ÜZ "alle 20 bis 30 Jahre", betonte Jürgen Kriegbaum, geschäftsführender Vorstand der ÜZ. Glücklicherweise habe der Notfallplan des Netzbetreibers ebenso "perfekt funktioniert" wie die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, der Polizei, dem Rettungsdienst und den Behörden.

Rußspuren zeugen von dem technischen Defekt im Schalthaus. Dank funktionierender Sicherheitseinrichtungen breitete sich das Feuer in der Anlage nicht weiter aus.
Foto: Michael Mößlein | Rußspuren zeugen von dem technischen Defekt im Schalthaus. Dank funktionierender Sicherheitseinrichtungen breitete sich das Feuer in der Anlage nicht weiter aus.

Die Feuerwehren entrauchten das Gebäude. Feuer mussten sie nicht löschen. Nach Angaben von Kreisbrandinspektor Alexander Bönig rückte die Feuerwehr Michelau vorsichtshalber zu der ebenfalls vom Stromausfall betroffenen Funk-Relaisstation am Zabelstein aus, um diese mit Notstrom zu versorgen. Von dort aus werden die Wehren im Landkreis Schweinfurt per Sirene alarmiert. Die Feuerwehr Oberschwarzach besetzte das Gerätehaus, um für Notfälle gerüstet zu sein.

Zu weiteren Einsätzen, neben dem am Brünnstädter Umspannwerk, kam es aufgrund des Stromausfalls nicht, berichtete Klaus Wörner, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle Schweinfurt. Es waren keine Aufzüge steckengeblieben, auch sonst geriet niemand in Not.

Sicherheitskonzepte haben sich laut Kreisbrandrat bewährt

Im Landkreis Kitzingen besetzten Kreisbrandrat Dirk Albrecht zufolge die Feuerwehren Volkach, Gaibach, Sommerach, Wiesentheid und Prichsenstadt ihre Gerätehäuser – ohne tätig zu werden. Die von den Gemeinden speziell für einen flächendeckenden Stromausfall erstellten Sicherheitskonzepte hätten sich laut Albrecht bewährt.

Polizei-Pressesprecher Dennis Stegner meldet in Rücksprache mit der Polizei-Einsatzzentrale in Würzburg keine nennenswerten Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Stromausfall.

Ein technischer Defekt in einem Schalthaus (im Bild) des Umspannwerks Brünnstadt, das die ÜZ Mainfranken betreibt, sorgte am Freitagmorgen für einen großflächigen Stromausfall im südlichen Landkreis Schweinfurt und in Teilen des nördlichen Landkreises Kitzingen.
Foto: Eva Gerhart/ÜZ Mainfranken | Ein technischer Defekt in einem Schalthaus (im Bild) des Umspannwerks Brünnstadt, das die ÜZ Mainfranken betreibt, sorgte am Freitagmorgen für einen großflächigen Stromausfall im südlichen Landkreis Schweinfurt und ...

Das Fachklinikum Mainschleife in Volkach wurde problemlos über das vorhandene Notstromsystem versorgt. Der OP-Betrieb startete etwas verspätet, berichtet die administrative Leiterin, Jenny Schlereth. Auch in der Geomed-Klinik in Gerolzhofen liefen Notstromgeneratoren und versorgten die Abteilungen. "Wir waren anfangs nur leicht erschrocken", sagte der technische Leiter der Klinik, Andreas Hohmann. Einen solch massiven Stromausfall habe er seit 20 Jahren nicht erlebt.

Unternehmen verzeichnen Schäden durch Stromausfall

Anders als bei den Kliniken verzeichnete Erik Kamm, Werkleiter von Efesis/Saint-Gobain Abrasives in Gerolzhofen durchaus Schäden durch den Stromausfall. Unter anderem sei ein Datenbanksystem zerstört worden. "Es entstand Schaden, aber kein kapitaler", sagte Kamm auf Anfrage. Generatoren versorgten während der 27 Minuten, die das Werk ohne öffentlichen Strom war, die hochempfindlichen keramischen Öfen, in denen Schleifscheiben über sieben Tage hinweg gebrannt werden. Selbst ein kleiner Temperaturabfall würde die Schleifscheiben zerstören.

Ein technischer Defekt in einem Schalthaus (im Bild) des Umspannwerks Brünnstadt, das die ÜZ Mainfranken betreibt, sorgte am Freitagmorgen für einen großflächigen Stromausfall.
Foto: Eva Gerhart/ÜZ Mainfranken | Ein technischer Defekt in einem Schalthaus (im Bild) des Umspannwerks Brünnstadt, das die ÜZ Mainfranken betreibt, sorgte am Freitagmorgen für einen großflächigen Stromausfall.

Der Volkacher Bäcker Rupert Mahler berichtete von Backwaren, die nicht fertiggebacken konnten und die er wegwerfen musste. Es spricht von "teils chaotischen Szenen", im Licht von Taschenlampen. So extrem, sagt Mahler, habe er noch keinen Stromausfall erlebt.

Die ÜZ kompensierte den Ausfall des Schalthauses in Brünnstadt eigenen Angaben nach dadurch, dass durch Umschaltungen über die Umspannwerke Bergtheim, Heidenfeld und Knetzgau zunächst Gerolzhofen, Volkach und Wiesentheid, und Zug um Zug auch das Umland wieder an die Stromversorgung angebunden wurden.

Zum schnellen Wiederhochfahren der Versorgung trug auch bei, dass im betroffenen Gebiet Photovoltaikanlagen und das Wasserkraftwerk an der Staustufe bei Wipfel Strom produzierten. "Dieser Strom musste nicht von anderswo hergeführt werden", sagte Kriegbaum.

 
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  • Robert Hippeli
    Bis zu 72 Minuten Stromausfall, von der Zwangsabschaltung, ausgelöst durch Brand, bis zum Aufbau einer Ersatzstromversorgung ist im flachen Land durch die ÜZ eine phantastisch gute Leistung! Gott seih Dank, haben wir in der BRD noch so einen hohen Standard!

    Kliniken und operierente Arztpraxen sind verpflichtet selbst für so eine Ereignis vorsorge zutreffen - was ja wohl auch gut funktionierte.

    Den Handwerksbetrieben unterliegt es in ihrem eigenen Risikomanagement, ob oder ob sie nicht für solche Fälle Vorsorge treffen.

    Produzierten Industriebetriebe haben ihre Hausaufgabe nicht gemacht, wenn durch einen Stromausfall des Netzbetreibers Datenbanken zerstört werden oder Daten verloren gehen.

    Für Haushalte ist so ein Ausfall, gerade jetzt im Winter, im einen oder anderen Fall ärgerlich bis sehr ärgerlich, aber kein Weltuntergang.

    Kurzum, alle Betroffene können aus so einem Ausfall nur lernen und Rückschlüsse ziehen. Wer nicht dazu lernt, verliert das Recht zum jammern! :-)
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  • Rupert Mahler
    Dann nochmal für alle Besserwisser im in den Kommentaren:
    Letze Woche hatten wir in der Bäckerei eine Brennerstörung (hat nichts mit der Üz zu tun) die wurde repariert, aber der Ofen ging in der Nacht zum Samstag trotzdem nicht. Totalausfall des Ofens, Chaos pur. Samstag neuer Monteur, der deutschen Sprache nicht so mächtig, und versuchte den Brenner in 5 (fünf) Stundne zu reparieren. Ofen schien zu funktionieren. Denkste! Montag um 2:00 wieder Brennerstörung. Neues Ersatzteil wurde bestellt, konnte aber erst in der Nacht zum Dienstag geliefert werden, dann Dienstag früh um 10:00 Uhr konnte der Brenner erst repariert werden. Dann heute wieder Chaos mit dme Stromausfall. Und dann soll ich mich bei der Üz nochbedanken. Das Problem ist halt man ist vielleicht auch ein bisschen verwöhnt weil die Üz hier auch einen gut Job macht. Nur in diesem Moment war es einfach Sch.... . Daher ist ja wohl auch mal meckern erlaubt.
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  • Peter Koch
    Was hat jetzt die missglückte Brennerreparatur mit dem Stromausfall zu tun? Klar, ohne Strom zündet der Brenner nicht. Aber dagegen würde ein kleines Notstromaggregat vom Full aus Herlheim locker helfen.
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  • Dietmar Eberth
    Bei normalen Haushalten, was ist eigentlich vertraglich bei der ÜZ bei einer (ungeplanten) Versorgungsunterbrechung festgelegt? Häufigkeit, Dauer, Haftung?
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  • Georg Ries
    Das können Sie alles in der Niederspannungsverordnung nachlesen! §18 NAV
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  • Dietmar Eberth
    Das hatte ich schon. Darin ist nur eine Begrenzung der Haftung auf max. 5000 Euro festgelegt. Aber nichts unter welchen Bedingungen. Oder kann der Bäcker Rupert Mahler für jeden Schaden bei der ÜZ einreichen?
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  • Arnold Friedrich
    Was sich hier für dramatische Ereignisse bei dem halbstündigen Ausfall ereignet haben, scheint ja ein halber Weltuntergang gewesen zu sein. Ironie aus.
    Nur mal als Gedankengang: Im hoch industrialisiertem Amerika sind nach Wirbelstürmen oder wie jetzt nach den Blizzards teils mehrere 100 000 tsd Haushalte oder ganze Millionen Städte oft für mehrere Tage ohne Strom, und das Leben geht auch weiter.
    Ein bisschen mehr Gelassenheit würde uns allen guttun.
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  • Lisa Reschke
    Ich war froh dass die Uez das so schnell wieder in Ordnung gebracht hat. Danke
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  • Rupert Mahler
    sorry, das waren beim zweiten Stromausfall mindestens 25 Minuten.
    Hey, wir leben im Jahre 2025. und dann stromausfall, und alles bricht zusammen!!!
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  • Dietmar Eberth
    Welchen Betrieb haben Sie. Sie sollten an eine unabhängige Stromversorgung denken?
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  • Matthias Braun
    technische Defekte wird es auch in 100 Jahren noch geben. Gut dass das Überlandwerk das Problem schnell lösen konnte. Im Allgemeinen muss man sagen , dass die Infrastruktur in Deutschland (Wasser, Gas, Strom,Wärme ...) über das Jahr sehr zuverlässig funktioniert.
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  • Dominik Berthel
    DANKE ÜZ 👍
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  • Edith Kram
    Herr Braun,
    da haben Sie grundsätzlich Recht.

    Nur sollte man Herrn Mahler verstehen, dass es schon traurig ist, dass wir zwar zum Mond fliegen und Maschinen das Denken (KI) überlassen wollen, aber bei Strom und Kommunikation nicht besser sind als z.B. Albanien.

    Während eines Stromausfalls können sie heutzutage nicht mal mehr Hilfe (Feuerwehr, Notarzt) holen, da auch das Internet und damit auch VoIP ausfällt. Wohl dem, der noch ne alte Telefonleitung hat.

    Handy? Wenn die "weißen Flecken" nicht wären.........

    Gerhard Fleischmann
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  • Fabian Leicht
    Hallo Edith Kram / Gerhard Fleischmann,

    was genau meinen Sie damit, wenn Sie schreiben, dass wir "bei Strom und Kommunikation nicht besser sind als z.B. Albanien"?
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  • Dietmar Eberth
    Bei Strom ist Deutschland mit durchschnittlich etwa 12min (Stromausfall pro Jahr) noch "geringfügig" besser als Albanien.

    "Schlusslichter in Europa sind Albanien (2008 Minuten pro Jahr) und die Türkei (2682 Minuten pro Jahr)."

    https://cubeconcepts.de/saidi-deutsches-stromnetz-weiterhin-stabil/
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  • Alfred Neumann
    Das stimmt so nicht. Das Internet ist von der Struktur her auf selbstsuchende Alternativwege ausgelegt. Und die Vermittlungsstellen, über die Ihre VoIP-Verbindung läuft ist mit Akkus gepuffert. Ein geladenes Handy in der Schublade liegen zu haben, gehört auch Senioren inzwischen zum Standard.
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  • Rupert Mahler
    Hey, das liegt am Netzbetreiber, Telekom ging nicht!!!!!
    erst erkundigen und dann schreiben.
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  • Arnold Friedrich
    @ Mahler
    Vorher wissen Sie ob das Netz der Telekom tot. Haben Sie Ihren Router und Ihr Schnurlostelefon mit notstromaggregat betrieben? Erstellen testen dann meckern
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  • Dietmar Eberth
    Mit zunehmender Versorgungssicherheit steigen die Kosten immer mehr an durch redundante Systeme, ggf. bis zum Kunden. Ich schätze mal, 99% der Kunden können mit den Versorgungsunterbrechungen "leben". Die 1% der Kunden die höhere Anforderungen haben, müssen halt Geld dafür in die Hand nehmen.
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  • Hans-Joachim Krämer
    Genau deshalb werden Feuerwehrhäuser besetzt bei einem Stromausfall.
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