Vor fünf Jahren ist das Sebastianigelöbnis in Oberschwarzach mit der Erhebung zum Immateriellen Kulturerbe in Bayern bereits geadelt worden. Jetzt erhielt das über 400 Jahre alte Brauchtum eine weitere Auszeichnung, auf die die Beteiligten und Verantwortlichen der Pfarr- und Marktgemeinde genauso stolz sind.
Am Donnerstagabend überreichte Albert Füracker (CSU) in seiner Funktion als bayerischer Heimatminister den "Heimatpreis" 2024 an eine 15-köpfige Delegation aus Oberschwarzach. Er würdigt den Erhalt der geschichtsträchtigen Tradition in Oberschwarzach.
Die Übergabe des "Heimatpreises", den insgesamt acht Gruppen und Einrichtungen aus Nordbayern erhielten, erfolgte während eines Festaktes am Dienstsitz des Finanz- und Heimatministeriums in Nürnberg. "Das war eine wunderschöne Veranstaltung", schwärmt Frank Wagner noch tags darauf im Gespräch mit dieser Redaktion. Der 50-Jährige steht seit dem Jahr 2022 an der Spitze der Oberschwarzacher Bürgerwehr, die mit ihrem Auszug und Auftritt einen zentralen Teil des Sebastianigelöbnisses darstellt.
Selbstverständlich ließen es sich die Vertreter der Oberschwarzacher Brauchtumspflege nicht nehmen, stilecht zur Preisübergabe zu reisen. Stilecht heißt in diesem Fall: Die Angehörigen der Bürgerwehr trugen schwarze Gehröcke und Zylinder, in der Hand hielten sie eine Hellebarde und ein Holzgewehr. Mit von der Partie waren auch drei Musiker der Steigerwaldkapelle, ohne die die traditionelle Sebastianifeier Ende Januar nicht vorstellbar wäre.
Bürgermeister in Gehrock und Zylinder
Die im Vergleich zu den Delegationen der weiteren Preisträger recht große Gruppe aus Oberschwarzach durfte zur Übergabe des Heimatpreises in Form eines weißen Porzellan-Löwen komplett auf die Bühne, wie Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz berichtet. Dieser trug, wie es sich gehört, ebenfalls Gehrock und Zylinder, denn schließlich reiht auch er sich jedes Jahr als Bürger in die Reihen der Bürgerwehr ein.
Der Auftritt der Oberschwarzacher habe Minister Füracker augenscheinlich beeindruckt, schildert Schötz. Dieser habe gut gelaunt sogar die mitgebrachte Gewehrattrappe in die Hand genommen. Ob die vom Oberschwarzacher Bürgermeister beim Heimatminister hinterlassene Einladung, das Sebastianifest im Januar 2025 zu besuchen, fruchtet ... wer weiß. "Für den Fall, dass er zu uns kommt, habe ich ihm jedenfalls einen Eintrag ins Goldene Buch der Marktgemeinde versprochen", sagt Schötz.
Füracker hatte, wie einer Pressemitteilung seines Ministeriums zu entnehmen ist, eingangs des Festakts in Nürnberg die Bedeutung von Heimat herausgestellt: Sie biete Menschen Halt in bewegten und turbulenten Zeiten. "Nur durch jeden einzelnen Beitrag der Bürgerinnen und Bürger, die Traditionen und Lebensweisen erhalten und pflegen, unsere Gemeinschaft stärken und zusammenhalten und Einsatz zeigen, können wir dieses Heimatgefühl im Ganzen aufrechterhalten", wandte sich Füracker der Mitteilung zufolge an die Preisträgerinnen und -träger. Die ausgezeichneten Projekte zeigten, "wie viel gelebte Gemeinschaft bewirken kann".
Preisträger der Oberpfalz und aus Franken
Neben dem Sebastianigelöbnis erhielten den Heimatpreis der Volkstumsverein Waldmünchen (Lkr. Cham), das Ovigo Theater (Lkr. Schwandorf), das Gärtner- und Häckermuseum Bamberg, der Verein zur Erhaltung von Jean-Pauls Einkehr- und Dichterstuben in der Rollwenzelei (Bayreuth), das Museum im Koffer Nürnberg, das Museum Limeseum (Lkr. Ansbach) und der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Die Verleihung des Heimatpreises erfüllt Schötz eigenen Worten nach nicht nur als persönlich am Brauchtum Beteiligter mit Freude. Er sei als Bürgermeister auch stolz darauf, dass dies ein "Preis für die ganze Gemeinde ist", wie er sagt. Denn letztlich sind neben der laut Wagner gut 60 Männern der Bürgerwehr nochmals etwa die gleiche Anzahl an Einwohnerinnen und Einwohner am Sebastianigelöbnis beteiligt, etwa als Musikanten, im Absperrdienst, als Fahnenträger oder Salutschützen. Und diese stammten nicht nur aus Oberschwarzach selbst, sondern auch aus Ortsteilen.
Auf Vorschlag des Bezirks Unterfranken
Der Vorschlag, das Sebastianigelöbnis mit dem Heimatpreis auszuzeichnen, stammt Schötz zufolge vom Bezirk Unterfranken. Doch bis zur eigentlichen Verleihung in Nürnberg sei man gebeten worden, darüber Stillschweigen zu wahren, berichtet der Bürgermeister.
Bürgerhauptmann Wagner hat sein im Jahr 2022 angetretenes Ehrenamt übrigens von seinem Vater Georg Wagner (1990 bis 2022) übernommen, und dieser wiederum von dessen Vater Franz Wagner, der von 1959 bis 1900 Bürgerhauptmann war. Heimat und die enge Verbundenheit mit dieser sind in der Familie Wagner insoweit eingefleischte Werte. Insoweit hat Frank Wagner sich besonders gefreut, dass er sich in Nürnberg am Rande der Heimatpreis-Verleihung mit den weiteren Besucherinnen und Besuchern sehr gut über das gemeinsame Verständnis von Heimat ausgetauscht hat, wie er berichtet. Für ihn steht fest: "Es sind die Menschen, die Heimat ausmachen."
Oberschwarzacher Sebastianigelöbnis
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