Eine Ära geht zu Ende, und gleichzeitig beginnt eine neue. Die Rede ist vom Amt des Bürgerhauptmanns der Oberschwarzacher Bürgerwehr. Zwar endete nach 32 Jahren am Wochenende die Amtszeit von Georg Wagner, aber zum Glück für die Bürgerwehr hatte sich mit seinem Sohn Frank wenigstens ein Bewerber auf die von der Marktgemeinde ausgeschriebene Position beworben. Es geht also weiter und es bleibt "in den Händen der Familie Wagner", wie Marktgemeinderat Jürgen Moller, in Vertretung von Bürgermeister Manfred Schötz verkündete.
Es sind große Fußstapfen, in die er tritt, das weiß Frank Wagner. Und doch zeigte er gleich bei seiner Antrittsrede, dass er mit ebenso viel Herzblut das Amt ausfüllen wird wie sein Vater. Mit einem Augenzwinkern berichtete er von seinen Anfängen bei der Bürgerwehr, als er 1990 gemeinsam mit Opa Franz und Vater Georg in der heimische Scheune geübt hatte und zunächst in der letzten Rotte Aufstellung fand. Die Sebastiani-Tradition sieht er als wichtige Gemeinschaftsaufgabe, durch die gerade in der heutigen Zeit Hoffnung, Zuversicht und Glauben vermittelt werden könne. Sein Appell an alle: "Nicht nur ich bin Sebastiani, wir alle sind Sebastiani".
Doch der Abend galt nicht nur der Vorstellung des neuen Hauptmanns. Es war vielmehr der Abend des scheidenden Bürgerhauptmanns Georg Wagner. Marktgemeinderat Jürgen Moller verlas ein Grußwort von Bürgermeister Manfred Schötz, in dem Georg Wagner als Motor, Kopf und Seele des Bürgeraufzugs bezeichnet wurde. "Du warst maßgeblich daran beteiligt, dass der gelobte Feiertag des Marktes Oberschwarzach zu Ehren des Heiligen Sebastian am 18. Dezember 2019 in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde", so der Bürgermeister.
Auch Altbürgermeister Josef Radler würdigte das jahrelange Engagement des scheidenden Hauptmanns und hatte deshalb auch einen Wunsch mitgebracht. "Es ist an der Zeit, den scheidenden Bürgerhauptmann Georg Wagner für all seine Verdienste nun zum Ehrenbürgerhauptmann zu ernennen", so der Aufruf von Radler. Wünsche hatte auch Pfarrer Stefan Mai dabei. Und zwar für die 411-Jahre alte Tradition des Sebastianitages. Der Ursprung des Wortes Tradition liege ja im lateinischen Verb "tradere", das mit "überliefern" übersetzt werden kann und in diesem Sinne die Weitergabe wichtiger Tradition von Generation zu Generation bedeute. Eine weitere mögliche Übersetzung wäre aber auch das Verb "verraten". "Tradition kann auch verraten werden, wenn man sie nicht neu interpretiert", so der Geistliche. Er wünschte sich deshalb zum Einen das "Weitertragen" der Tradition, zum Anderen aber auch die Beschäftigung mit der Frage, wie diese neu interpretiert werden könne, welche neuen Akzente gesetzt werden und welche Bedeutung die Tradition überhaupt für die aktuelle Zeit haben kann.
Mit einem ganz persönlichen Rückblick auf die Geschichte des Sebastianifestages verabschiedete sich der scheidende Bürgerhauptmann. "Wie kam das Amt des Bürgerhauptmanns eigentlich 1959 zur Familie Wagner?", wird sich vielleicht so mancher schon einmal gefragt haben. Die Antwort lautet: Damals fragte Bürgermeister und Bürgerhauptmann, Eduard Herold, bei Franz Wagner an, ob dieser das Amt des Bürgerhauptmanns von ihm übernehmen könne, da es Herold aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr wahrnehmen konnte. Fast so lange wie sein sein Sohn Georg bekleidete Franz Wagner dann dieses Amt, nämlich 31 Jahre.
Während seiner Amtszeit wurde Franz Wagner bereits von seinem Sohn unterstützt. So gibt es seit 1978 Teilnehmerlisten und die Öffentlichkeitsarbeit wurde ausgebaut. Georg Wagner wurde bis heute nicht müde, Spenden zu sammeln, sei es für die Sebastianifahne, die Ausstattung oder andere Belange der Bürgerwehr. Höhepunkte seiner Amtszeit waren das 400. Jubiläum im Jahr 2012, das zusätzlich noch mit einem Gemeinschaftsfest gefeiert wurde und der Aufnahme des Sebastiani-Gelübdes in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.
Zum Abschluss vergaß es Wagner nicht, sich bei allen Teilnehmern der vergangenen 32 Jahre, den Helfern und Unterstützern, der Steigerwaldkapelle, den Sponsoren und der Geistlichkeit sowie dem Chronisten Walter Kieswetter für ihren Einsatz zu bedanken. Ein ganz persönlicher Dank ging an seine Frau Waltraud, der "Mutter der Bürgewehr", wie sie von manchen genannt wird. Sie hatten ihn nicht nur all die Jahre tatkräftig unterstützt, sondern sie kümmert sich bis heute mit viel Herzblut und Einsatz um die Instandhaltung und Aufbewahrung der Gehröcke und Zylinder der Bürgerwehr. Für Waltraud Wagner gab es deshalb nicht nur von der Marktgemeinde einen Blumengruß, sondern auch vom scheidenden Bürgerhauptmann.