Meteorologen berichten vom wärmsten Februar seit 140 Jahren. Das wirkt sich auch auf den Beginn der Amphibienwanderung aus. Diese hat im Raum Gerolzhofen bereits begonnen, berichtet Sonja Müller vom Bund Naturschutz (BN).
Sie ist Mitglied in der BN-Ortsgruppe Gochsheim. Seit 25 Jahren ist sie als Naturschützerin aktiv, wenn es darum geht, Amphibien das Leben zu retten. Sie gilt damit landkreisweit zu den erfahrensten ehrenamtlichen Amphibien-Schützern.
Bereits in der vergangenen Woche hat sie an zwei Tagen 18 Kröten und Frösche an der Straße entlang des Gochsheimer Flugplatzes eingesammelt. Vergangenen Sonntag waren es 28 an nur einem Tag. Das ist für Mitte Februar äußerst ungewöhnlich, sagt Müller, wobei es nicht das erste Mal ist, dass Amphibien einen Frühstart hinlegen und bereits Mitte Februar unterwegs sind. Im Jahr 2020 etwa war dies ebenfalls zu beobachten.
Tiere befinden sich in Lauerstellung
Die zuletzt leicht rückläufigen Temperaturen haben zwar dazu geführt, dass aktuell kaum Amphibien unterwegs sind. Zum Wandern ist es ihnen etwas zu kalt. Doch die für Februar noch immer milden Nachttemperaturen von ein paar Grad über null reichen aus, dass die Tiere aktiv bleiben und sich quasi in Lauerstellung befinden, berichtet die BN-Helferin.
In weiten Teilen des Landkreises Schweinfurt besteht der Amphibienschutz während der sogenannten Krötenwanderung vor allem darin, mobile Schutzzäune an Straßen aufzustellen, die die Wanderrouten der Tiere durchschneiden. Freiwillige Helferinnen und Helfer tragen die Amphibien, vor allem Kröten und Frösche, dann sicher über die Straße.
Im südlichen Landkreis, im Raum Gerolzhofen, dagegen steht kein einziger Amphibienschutzzaun, bestätigt Philipp Keller, Leiter des Bereichs Naturschutz am Landratsamt Schweinfurt. Hier existiert seit einigen Jahren an den beiden Hotspots der Amphibienwanderung ein fest installiertes Schutzsystem in Form von kleinen Tunneln, die die Straßen unterqueren. "Das ist quasi ein Schutzzaun, der nicht mehr betreut werden muss", beschreibt Keller die aus Sicht der Naturschützer komfortable Lösung.
Barrieren auf beiden Fahrbahnseiten
Einer der beiden auf diese Weise amphibiensicher ausgebauten Streckenabschnitte befindet sich an der Staatsstraße 2275 zwischen der Traustädter Kreuzung und Donnersdorf. Auf etwa 350 Metern wurden dort beim Ausbau der Straße im Jahr 2017 beidseits der Fahrbahn am Fuß der Böschung Gräben und Betonwände errichtet. In regelmäßigen Abständen führen Tunnel durch den Wall, auf dem die stark befahrene Straße verläuft.
Die Amphibienschutztunnel wurden als ein Teil der landschaftspflegerischen Maßnahmen errichtet, teilt das Staatliche Bauamt Schweinfurt auf Anfrage mit. Amphibienschutztunnel sollen gewährleisten, dass die wandernden Tiere die Straßen sicher und ohne weitere Unterstützung queren können. "In der Regel ist es deshalb nicht notwendig, dass Amphibienschutztunnel durch zusätzliche Naturschutzhelfer begleitet werden müssen", erklärt Nina Marder, Pressesprecherin der Behörde. Für Unterhaltung und Pflege der Anlagen sei die Straßenmeisterei zuständig.
Kurze Zäune lotsen die Amphibien
Zwar befinden sich am Anfang und Ende des besonders geschützten Streifens noch kleine mobile Zäune. Doch diese dienen laut Keller von der Naturschutzbehörde nur dazu, Amphibien den richtigen Weg zu weisen – in Richtung der Tunnel. "Der Gemeindebauhof in Donnersdorf baut diese Zäune auf und betreut diese auch", sagt Keller.
Dieser Abschnitt der Staatsstraße war früher, bevor es die festen Schutzeinrichtungen gab, im Frühjahr meist übersät mit zermatschten Kadavern überfahrener Kröten und Frösche. Die Straße liegt direkt zwischen dem Laichgebiet der Amphibien im Herrensee und dem Höckersee bei Kleinrheinfeld.
Weiteres Tunnelsystem an Oberschwappacher Seen
Nicht weit entfernt befindet sich der zweite dauerhafte Amphibienschutz im südlichen Landkreis Schweinfurt. An der Straße von Donnersdorf in Richtung Oberschwappach, kurz vor der Landkreisgrenze an den Oberschwappacher Seen, wurden beim Bau eines Radwegs am Fuß der Straßenböschung Gräben angelegt und Tunnel gebaut, die beide Straßenseite miteinander verbinden.
Dass an beiden Stellen aktuell keine Amphibien zu beobachten sind, darf nach Ansicht von Sonja Müller vom BN nicht täuschen. Sie erwartet für die Tage, an denen es etwas wärmer wird, einen Massenstart bei der Amphibienwanderung. Eine Sorge begleitet sie dabei: Falls im März – was nicht ungewöhnlich wäre – nochmals Schnee und Frost kämen, würde es die Amphibien kalt erwischen. Dann wären die Tiere akut gefährdet – nicht nur vom Verkehr.