Der außerordentlich milde und schneefreie Februar 2020 hat dieser Tage für einen ungewöhnlich frühen Start der Amphibienwanderung in der Region gesorgt. Davon wurden auch die Naturschützer überrascht, die nun in aller Eile an den bekannten Hauptwanderstellen die Schutzzäune aufstellen wollen.
Montagabend, 17. Februar, gegen 20.30 Uhr: Es ist mit rund zehn Grad bei einem leichten Nieselregen für die Jahreszeit viel zu mild. Kurz nach dem Verkehrskreisel bei Kleinrheinfeld in Richtung Donnersdorf sitzen zahlreiche Amphibien auf der nassen Fahrbahn. Dann kommt eine Strecke von gut hundert Metern, die frei ist. Danach sind wieder mehrere Amphibien zu sehen. Viele sind bereits überfahren.
Unterirdische Tunnels
In diesem Bereich wurden beim Neubau der Strecke im Jahr 2017 im Bereich der Kreuzloch-Senke unter der Straße Krötentunnels eingebaut sowie seitlich an den Straßenrändern kleine Betonwände, die die seltenen und geschützten Tiere zu den Tunnels führen sollen. Denn hier im Bereich ist einer der Hotspots der Krötenwanderung im Landkreis, wenn sich die Amphibien aus dem Wald direkt rechts von der Straße auf den Weg zu ihrem Laichgebiet im Herrensee und im Höckersee bei Kleinrheinfeld aufmachen. Leider biegen nicht wenige der Tiere falsch ab, wenn sie auf die kleinen Betonwände treffen: Statt in Richtung Tunnel laufen sie in die "falsche" Richtung, bis die Wände schließlich enden, um dort dann die Straße in Richtung See zu überqueren. Oftmals mit tragischen Folgen.
Ab acht Grad geht es los
Dass es in diesem Jahr außerordentlich früh mit der Krötenwanderung begonnen hat, dies bestätigt auch Sonja Müller vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Schweinfurt. In den Jahren 2016 und 2017 hatte man auch schon im Februar, damals aber erst gegen Monatsende, die ersten Anwanderer registriert, dann wurde es aber wieder kalt und es ging erst in der zweiten März-Woche weiter. "Aber da waren es nicht gleich so viele wie in diesem Jahr." Die Wanderung habe heuer sehr früh begonnen. "Ich denke, sie waren die letzten Tage schon in den Startlöchern, da es für Februar einfach zu warm und schön feucht war. Und sobald es abends acht Grad und wärmer ist, machen sie sich auf den Weg."
Sonja Müller betreut einen anderen Hotspot der Amphibien-Wanderung im Landkreis: den Bereich an der Kreisstraße von Gochsheim kommend am Flugplatz bei Schwebheim. Am Faschingssonntag haben sie und Helfer dort 37 Kröten und am Rosenmontag nochmals 30 Tiere aufgesammelt und sicher über die Straße gebracht. "Leider steht noch kein Zaun und wir haben auch einige Verluste." Da sei es gut, dass es jetzt wieder deutlich kälter geworden ist. "So bleiben sie erst einmal ruhig im Wald." In Absprache mit dem Landratsamt Schweinfurt soll nun aber so schnell wie möglich, wohl Anfang nächster Woche, beim Flugplatz der Schutzzaun aufgebaut werden. Bei Wipfeld soll der Zaun noch in dieser Woche aufgestellt werden.
Schutzzäune aufgebaut
Im Landkreis Schweinfurt werden jährlich an den bekannten Amphibien-Hauptübergängen auf den Kreisstraßen bei Wipfeld, Gochsheim, am Ellertshäuser See und in Reichmannshausen vom Bauhof des Landkreis Schweinfurts nach Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde Zäune aufgebaut, teilt Uta Baumann, die Pressesprecherin des Landratsamts Schweinfurt, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Ehrenamtliche Ortsgruppen betreuen die aufgestellten Zäune mit täglichen Kontrollen morgens und abends. Zusätzlich zu den Zäunen werden in Kooperation mit den Gemeinden teilweise Straßen während der Amphibienwanderung auch ganz gesperrt.
Jedoch muss auch an die Helfer gedacht werden, die sich beim Sammeln, meist in der Dämmerung, an der Straße bewegen und diese mehrmals queren müssen. Daher hat das Landratsamt für die Zeit zwischen abends 20 Uhr und 10 Uhr am Morgen an den Amphibienübergängen ein Tempolimit von 50 km/h angeordnet. Das Landratsamt appelliert an die Vernunft der Straßenverkehrsteilnehmer, sich an das Tempolimit zu halten, um die ehrenamtlichen Helfer nicht zu gefährden.
So früh war es noch nie
Am Landratsamt in Schweinfurt wird auch Statistik geführt, wann die Krötenwanderung in den vergangenen Jahren eingesetzt hat. Uta Baumann hat die Daten zur Verfügung gestellt: 2015 war es am 10. März, ein Jahr später am 16. März und in 2017 war es am 4. März. In den Jahren 2007 und 2014 startete die Wanderung auch schon mal Ende Februar, und zwar am 25. und am 27. Februar. Dass die Amphibien aber schon Anfang bis Mitte Februar unterwegs waren, ist aus den vorliegenden Daten nicht ersichtlich.
Von einem bundesweit sehr frühen Start der Wandersaison bei Kröten, Fröschen und Lurchen berichtet auch der Naturschutzbund Deutschland auf seiner Homepage. Schon in der Nacht zum 1. Februar sei es im Tal der Mosel zu ungewöhnlichen starken Wanderungen gekommen. Mit dem kurzfristigen Auf und Ab der nächtlichen Temperaturen verlaufe die Krötenwanderung derzeit wie in Wellenbewegungen. Mit der momentanen Kühle ist die Wanderung praktisch zum Erliegen gekommen.
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