
1989 war Heinrich Hackenberg das erste Mal in Indien und sah die große Not der armen Menschen, vor allem der Kinder in den Slums von Kalkutta. "In einem Verschlag lag ein an Tuberkulose erkranktes Mädchen – dem Tode nahe", erinnert sich der heute 82-Jährige und beschloss zu helfen. Er gründete noch im selben Jahr gemeinsam mit Familienangehörigen und Gleichgesinnten aus Schweinfurt den "Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt". 35 Jahre später steht das damals schwer erkrankte Mädchen seinem Lebensretter nun als gesunde junge Frau gegenüber.
Die Begegnung hatten die Salesianer von Don Bosco im Rahmen der Patenelternreise des Schweinfurter Hilfsvereins im November 2024 organisiert. "Tränen sind geflossen", erzählt Hackenberg, der bei diesem Besuch auch auf sein allererstes Patenkind Julia traf.
Die Patenelternreise des Schweinfurter Hilfsvereins war der Höhepunkt des Vereinsjahrs 2024. Bei der sehr gut besuchten Jahresversammlung, traditionell im Hambacher Gasthof Hühnernest, berichtet Hackenberg von dem "großartigen Erlebnis".
1500 Kinderpatenschaften vermittelt
Knapp 1500 Kinderpatenschaften hat der Schweinfurter "Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt" seit seiner Gründung im Jahr 1989 schon vermittelt. Kinderpatenschaften sind eines der Hauptanliegen des 317 Mitglieder zählenden Vereins. Mit dem Patengeld von nur 118 Euro im Jahr können Schulbesuch, Schulgebühren, Schulkleidung, alle Schulmaterialien und das Essen für ein Kind bezahlt werden, im Notfall sogar die medizinische Versorgung.
Die Reisegruppe besichtigte außerdem verschiedene Projekte, die der Verein mit seinen Spendengeldern vor Ort unterstützt. "Aktuell haben wir elf Projekte in Indien", sagt Vorsitzender Hackenberg. Das Gebiet erstreckt sich von Kalkutta, wo Müllkinder betreut werden, bis hinauf in den Himalaya, wo es mehrere Schulprojekte gibt.
Im Slum Kapali in Kalkutta liegt der Fokus vor allem auf den Bau von kostengünstigen Häusern. Hier leben die Menschen in ärmlichen Hütten an einem Abwasserkanal, bei starkem Regen rutschen die Ufer samt der Hütten ab. Der Schweinfurter Hilfsverein lässt Zug um Zug neue feste Häuser mit Betonboden und erhöhtem Eingang bauen. Inzwischen stehen schon 162 Häuser, 30 weitere sind im Aufbau. Ein Haus kostet laut Hackenberg 500 Euro.
Auch die Schweinfurter Auenschule hat sich im vergangenen Jahr an dem Bauprojekt beteiligt. Schülerinnen und Schüler sammelten gemeinsam mit Lehrkräften Geld und stifteten für eine vierköpfige Familie eine feste Unterkunft. Am Hauseingang prangt der Name der Sponsoren.
Indischer Bischof las Messe für Pateneltern
Ein Wiedersehen gab es im Rahmen der Patenelternreise auch mit Bischof Nirmol Vincent Gomes. Seit 1987 begleitet der indische Geistliche, der dem Orden der Salesianer Don Bosco angehört, den Schweinfurter Verein. Der Kontakt zu Hackenberg entstand in seiner Zeit als Aushilfspfarrer in der Pfarrei Oerlenbach, in der er regelmäßig zu Besuch weilt. Die Gläubigen schätzten laut Hackenberg vor allem seine herzliche und menschliche Art und sein Akkordeonspiel, das er in jeder Messe zelebriert habe. Auch in Kalkutta packte der Bischof sein Akkordeon wieder aus, als er für die Reisegruppe aus Deutschland eine Messe las. Am Grab von Mutter Teresa legte Hackenberg mit den Pateneltern ein Blumengebinde ab.
Bei der Jahresversammlung verlas Hackenberg eine Grußbotschaft des Bischofs. Er bedankte sich für "alles, was ihr für unsere Kinder macht". Auch aus Namibia erreichte den Schweinfurter Verein ein Dankesbrief. Dort arbeitet der Verein mit den Benediktinerschwestern zusammen und finanziert unter anderem den Brunnenbau in ländlichen Regionen. Zweiter Vorsitzender Herbert Weichold war im vergangenen Jahr vor Ort, um die Projekte zu besichtigen. Bisher wurden 14 Brunnen gebohrt, weitere sind geplant. Mit dem Wasser werden auch die Felder bewässert, auf denen die Dorfgemeinschaften Gemüse anbauen, um es auf Märkten oder an Hotels zu verkaufen.
Mit Spendengeldern Projekte in Indien und Namibia finanziert
Insgesamt 363.000 Euro hat der Schweinfurter Verein im vergangenen Jahr nur aus den Spendengeldern seiner Mitglieder in seine Projekte in Indien und Namibia investiert. Allein von den Pateneltern kamen 278.934 Euro. Mit den Mitgliedsbeiträgen können die laufenden Kosten gedeckt werden.
Unermüdlicher Motor ist von Anbeginn an Vorsitzender Heinrich Hackenberg. Seinem großen Engagement ist es zu verdanken, dass der Verein so viel Gönner hat und dadurch so viel Gutes für Menschen, vor allem Kinder, in Armut tun kann. 2013 erhielt Hackenberg dafür die Bundesverdienstmedaille. Den Mitgliedern versprach er bei der Jahresversammlung: "Solange ich lebe, werde ich weiter helfen."