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Bergrheinfeld/Bayreuth
Tennet will sein Stromnetz loswerden: Was heißt das für die umstrittene SuedLink-Trasse durch Unterfranken?
Seit Jahren sorgt die SuedLink-Stromtrasse in Unterfranken für Proteste. Jetzt führt Betreiber Tennet Verhandlungen mit dem Bund, die Fragen aufwerfen.
Die geplante Stromtrasse SuedLink hat in der Vergangenheit immer wieder für Proteste von Anwohnern gesorgt, wie hier im Oktober 2022 bei Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). Jetzt verhandelt SuedLink-Betreiber Tennet mit dem Bund über den Verkauf seines Stromnetzes.
Foto: Anand Anders | Die geplante Stromtrasse SuedLink hat in der Vergangenheit immer wieder für Proteste von Anwohnern gesorgt, wie hier im Oktober 2022 bei Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt).
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 13.02.2024 07:07 Uhr

Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit der Bundesregierung über den Verkauf seines deutschen Stromnetzes an den Staat verhandeln. Das wirft die Frage auf, wie es mit dem Tennet-Vorhaben SuedLink weitergeht – also jener 700 Kilometer langen Leitungstrasse, die unter anderem durch Unterfranken führen und in einigen Jahren Windkraft-Strom aus dem Norden Deutschland in den Süden bringen soll.

Für SuedLink "heißt das erst einmal gar nichts", sagte Tennet-Sprecherin Manuela Wolter am Freitag zu den Verhandlungen ihres Unternehmens mit dem Bund. Alles gehe weiter seinen geplanten Gang.

Warum Tennet mit dem Bund verhandelt

Grund der Verhandlungen ist der hohe Eigenkapitalbedarf für die Energiewende, den Tennet am Freitag allein für den Ausbau seines deutschen Netzes auf 15 Milliarden Euro bezifferte. SuedLink ist nach Tennet-Angaben "das größte Infrastrukturvorhaben der Energiewende in Deutschland" und sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Proteste.

Eigentümer der Tennet-Muttergesellschaft ist der niederländische Staat. In Deutschland hat das Unternehmen seinen Sitz in Bayreuth und ist einer der vier Übertragungsnetzbetreiber, die für das überregionale Stromnetz im Land verantwortlich sind.

Sprecher: SuedLink wird "nicht teurer"

Das deutsche Tennet-Netzgebiet ist das flächenmäßig größte der vier Betreiber und reicht in einem Nord-Süd-Korridor von der Nordsee bis zur österreichischen Grenze. In Unterfranken soll die SuedLink-Trasse durch die Landkreise Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Schweinfurt und Main-Spessart führen und bei Altertheim (Lkr. Würzburg) nach Baden-Württemberg weitergehen. Im Westen von Schweinfurt ist ein Ableger zu einer Konverterstation bei Bergrheinfeld vorgesehen. 

Mit im Boot ist der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW in Stuttgart. Auch dort wird betont, dass die Verhandlungen von Tennet mit dem Bund nichts an den SuedLink-Plänen änderten. Das Vorhaben "wird, Stand jetzt, auch nicht teurer", betonte TransnetBW-Bürgerreferent Christopher Göpfert am Freitag auf Anfrage. SuedLink soll zehn Millarden Euro kosten und Ende 2028 fertig sein.

Ob alles so kommen wird, ist offen. Bislang gibt es nur Pläne, Kabel sind in Unterfranken noch nicht verlegt worden. Mit Baurecht für die ersten SuedLink-Abschnitte sei Ende 2023 zu rechnen, hieß es im Dezember von TransnetBW. Drei Monate zuvor hatten Tennet und TransnetBW in Würzburg ein gemeinsames Büro eröffnet, um das Projekt in der Region voranzubringen.

Tennet will sein Stromnetz loswerden: Was heißt das für die umstrittene SuedLink-Trasse durch Unterfranken?

Sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung haben umfangreiche - und teure - Ausbaupläne für die jeweiligen Stromnetze. Das würde die Finanzkraft des Unternehmens jedoch übersteigen, wie aus der aktuellen Mitteilung hervorgeht. Bereits 2020 hatte die niederländische Regierung publik gemacht, dass sie zur Deckung des Geldbedarfs eine Beteiligung des Bunds bevorzugen würde.

Aus der Tennet-Mitteilung geht hervor, dass die niederländische Regierung kein Interesse hat, die Investitionen in Deutschland mitzufinanzieren. "Der Eigenkapitalbedarf von Tennet für dieses Jahrzehnt steigt", hieß es darin. "Es ist deutlich geworden, dass die niederländische Regierung es präferiert, die niederländischen Aktivitäten von Tennet zu finanzieren, derzeit schätzungsweise zehn Milliarden Euro."

Der Eigenkapitalbedarf für die deutschen Aktivitäten von Tennet werde derzeit auf rund 15 Milliarden Euro geschätzt. Dafür "sucht die niederländische Regierung eine strukturelle Lösung", heißt es in der Mitteilung weiter. Auf deutscher Seite hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im November Gesprächsbereitschaft über die Zukunft des deutschen Tennet-Netzes erklärt.

Rund um TransnetBW gibt es im Übrigen ähnliche Diskussionen: Das Energieunternehmen EnBW will offenbar Teile seines Tochterunternehmens verkaufen – vielleicht an das Land Baden-Württemberg. Das jedenfalls meldete der SWR Mitte Januar. Hintergrund sei das Bestreben, durch einen Verkauf an frisches Geld für den milliardenschweren Ausbau der Nord-Süd-Stromautobahnen zu kommen.

(Mit dpa-Informationen.)

 
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  • alnotalk
    Die Daseinsvorsorge gehört grundsätzlich in staatliche Hand.
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  • Funkenstern
    Es ist definitiv an der Zeit, diese Infrastruktur nach Hause zu holen.
    Wenn die nicht mehr leisten können, abschiessen. Dieses globale Geklüngel muss aufhören, damit wir wieder Herr im eigenen Hause werden!
    Aktion!!!
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    • Antworten