
Lohnt sich für Zulieferer der Einstieg ins Rüstungsgeschäft? Diese Frage stellen sich derzeit viele Unternehmen in Deutschland. Angesichts der geplanten Milliardeninvestitionen der künftigen Bundesregierung herrsche in der Branche eine "Goldgräberstimmung", sagt Caroline Trips, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Unterfranken.
Die Annahme: Besonders für die angeschlagene unterfränkische Automobil- und Zulieferindustrie könnte der Umstieg zum Verteidigungsbereich eine Strategie sein - verbunden allerdings mit Risiken. Die IHK lud deshalb zu einem Vernetzungstreffen nach Schweinfurt, das Interesse war beachtlich.
Götz Witzel, Unternehmensberater bei der Wimcom GmbH aus Höhr-Grenzhausen in Rheinland-Pfalz, war als Referent geladen. Er berät Firmen bei Militärpartnerschaften und zeigte mit weiteren Branchenkennern auf, wo für die Industrie Chancen und Fallstricke liegen und wann sich der Einstieg im Rüstungsgeschäft lohnt.
Um was geht es bei den Investitionen in die Bundeswehr?
Das NATO-Ziel für die Verteidigungsausgaben sieht vor, dass jeder Mitgliedsstaat mindestens zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Verteidigungshaushalt investiert. Deutschland habe seit 1991 allerdings signifikant weniger in den Militärhaushalt investiert, weil man für höhere Ausgaben keine Notwendigkeit sah, sagt Berater Götz Witzel. "Durch die neue geopolitische Lage, sieht man die Notwendigkeit, die Bundeswehr wieder zu ertüchtigen und das zu investieren, was man in den vergangenen Jahren gespart hat."
Warum ist die Bundeswehr als Geschäftspartner für die Industrie attraktiv?
Aufgrund des erheblichen Nachbeschaffungsbedarfs sei die Bundeswehr ein vielversprechender Kunde, sagt der Unternehmensberater. Die geplanten Milliardeninvestitionen seien "kein Strohfeuer, sondern nachhaltig". Der Bedarf sei langfristig, dazu sei das Rüstungsgeschäft mit dem Staat "zahlungssicher".
Der Standortvorteil Bayern komme dazu: Laut Maximilian Epp, Referent für Verteidigungswirtschaft bei der IHK München, ist etwa ein Drittel der deutschen Wehrindustrie im Freistaat angesiedelt.

Welche Güter benötigt die Bundeswehr dringend?
"Die gesamte Bundeswehr über alle Teilstreitkräfte hinweg braucht viel und schnell", sagt Berater Witzel. Das beginne beim Rasenmäher und ende beim Satelliten - und biete also Chancen für eine Vielzahl an Unternehmen. Gutes Beispiel sei der "Puma": Etwa 70 Prozent der Bauteile des Panzers kommen laut Witzel von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Neben den großen Namen wie Rheinmetall stünden hinter dem "Puma" auch Dutzende kleine Firmen.
Das Schlagwort dafür laute "Dual-Use", sagt Sven Rochier, Projektmanager der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bayern Innovativ. Dies meine die Möglichkeit, Technologien oder Waren zugleich für militärische und für zivile Zwecke zu nutzen. Im Automotive- und Logistikbereich seien die Chancen, die Bundeswehr zu beliefern, enorm, sagt Witzel mit Blick auf Landsysteme, Radfahrzeuge oder Panzer.
Auch Schaeffler-Vorstand Klaus Rosenfeld hatte kürzlich betont, dass Steuergeräte nicht nur in Autos, sondern auch in Panzern benötigt würden. Er kündigte an, das Geschäftsfeld genauer zu prüfen.
Worin liegen die größten Hürden für Unternehmen?
"Der Militärbereich in Deutschland ist hochgradig reguliert", sagt Witzel. Nicht die Bundeswehr selbst würde die benötigten Güter beschaffen, dies sei vielmehr Aufgabe unabhängiger Behörden, Einrichtungen oder Unternehmen. Vor jeder Anschaffung würde der Bedarf gründlich geprüft, sagt der Berater: Dies müsse man wissen und "die Sprache sprechen können, um zu verstehen, was die Bundeswehr als Kunde exakt will".
Zudem müssten Lieferanten und Geschäftspartner besonders qualifiziert sein, um an den formalen Ausschreibungen teilzunehmen. Die Systeme der Bundeswehr müssten andere Anforderungen erfüllen als zivile Produkte, erklärt Witzel. Während beispielsweise ein Auto bei Temperaturen von minus 20 bis plus 40 Grad Celsius fahrtüchtig sein müsse, gilt für militärische Systeme eine Skala von minus 45 bis plus 55 Grad Celsius, um einsatzbereit zu bleiben. Das erfordere präzise Spezifikationen und sorgfältige Tests.
Neben den Vorschriften spiele auch die Ethik eine Rolle. Trotz eines gestiegenen Ansehens der Industrie würden viele zivile Kunden empfindlich auf Unternehmen reagieren, die auch im Rüstungsbereich tätig sind, warnt Witzel.
Wo bekommen Unternehmen Informationen?
Wer mit der Bundeswehr Geschäfte machen wolle, brauche Geduld, Kontakte, Informationen und strategischen Willen, erklärt der Unternehmensberater. "Hier gibt es keine schnellen Gewinne, oder leicht erreichbare Erfolge." Ein möglicher Ansprechpartner in Unterfranken sei das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Veitshöchheim. "Die Ortsbehörde übernimmt die territoriale Wehrverwaltung", sagt Witzel. Dort können Produkte geprüft und für den Verkauf an die Bundeswehr zugelassen werden.
Naja, am Ende wird sowieso wieder 80% der Summe irgendwo nutzlos in der Verwaltung versickern. Da werden sicher wieder tausende "Planstellen" beim Staat benötigt, um den ganzen Batzen zu verwalten.
Sonst wären wir nicht in Deutschland.
Einhalt gebietet die Redaktion nicht.
Seltsam…
Klar, und vorher gegen Bürgergeldempfänger hetzen, um gewählt zu werden. Passt alles.
Ich ändere meine Meinung: die AfD gehört nicht verboten, man muss dafür sorgen, dass sie stärker wird.
Die Lügner und Besitzstandswahrer von CDU/CSU sind sehr viel schädlicher für dieses Land und verlogener als es die AfD je sein könnte - mein Tip an die AfD, nicht mehr gegen die "Migranten" hetzen, die sind nicht das Problem!
Aber ich sehe das schon mit Unbehagen, wie jetzt quer durch die Mitte der demokratisch gelesenen Parteien die Goldgräber*innenstimmung um sich greift, und jeder irgendwas vom Sonderkuchen abbekommen möchte.
Kriegstüchtig zu werden ist einfach so viel lukrativer, als friedenstüchtig zu werden.
Und da, wo die Milliarden winken,
da nimmt man scheinbar auch widerwillig eine Merzkanzlerschaft in Kauf.
Es ist so bizarr, dass eine Vielzahl der Menschen einfach nicht lernfähig ist.
Wenn Sie vor drei Jahren nur 100 Aktien von Rheinmetall gekauft haben, sind Sie heute 120 000 Euro reicher.
Und der bayerische Vize-Ministerpräsident beleidigt unter dem Beifall der ganz Schlichten die Bürgergeldempfänger als "Taugenichtse" und Linnemann die 500 irgendwas Euro/Monat als "zu hoch" ....so läuft mittlerweile "Politik" in diesem Land.
Natürlich, deshalb hat die CSU-Riege schon wieder Euro-Zeichen in den Augen....
Wir werden als Bürger Schritt für Schritt dahin gebracht, dass wir alles gut heißen, was diese Geister-Regierung unter Friedrich Merz "plant": zuerst die Ängste schüren, dann vor vollendete Tatsachen stellen.
Unfassbar, wie einfältig der Mensch sein kann. Wir brauchen keine Aufrüstung, wir brauchen endlich intelligente Politiker, die sich nicht von autoritären und regressiven Reflexen leiten lassen. Schade, dass die Grünen umgefallen sind!
Einen Krieg braucht es gar nicht mehr, wenn Typen wie Putin, Trump und Kleingeister wie Merz ganze Gesellschaften in diese Richtung treiben - ganz ohne Gegenwehr.
Von wegen billige Autohupe an den Panzer schrauben und gut ist's. Und so ähnlich sieht es mit allen Teilen für die BW aus.
Wozu braucht ein Panzer denn eine Hupe und warum muss die auch unter Wasser funktionieren?
Norbert Heßdörfer