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Schweinfurt
Tauben-Streit mit Happy End in Schweinfurt: Wie geht es den Stadttauben heute?
Axel Kröner kommt aus Schweinfurt, lebt in Frankfurt. Dass er zwischen den Städten am Main pendelt, hat einen Grund. Und der dreht sich nicht nur um Tauben.
Freuen sich über den von der Stadt Schweinfurt eingerichteten Taubenschlag im Höpperles Turm: Axel Kröner von Pro Animale und Stadträtin Ulrike Schneider. Allerdings muss es nach Ansicht der Tierschützer weitere betreute Schläge in der Stadt geben.
Foto: Anand Anders | Freuen sich über den von der Stadt Schweinfurt eingerichteten Taubenschlag im Höpperles Turm: Axel Kröner von Pro Animale und Stadträtin Ulrike Schneider.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:06 Uhr

Lange wurde über die Stadttauben in Schweinfurts Innenstadt gestritten. Im März 2022 dann der Kompromiss: Die Stadt richtet Schläge ein, Tierschützer kümmern sich um die Stadttauben. Happy End. Und heute? Was hat sich seitdem getan? Treffen mit Axel Kröner, der für den Verein Pro Animale in Sachen Schweinfurter Stadttauben im Einsatz ist, und Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), die sich für die Stadttauben engagiert hat, am Höpperles Turm in Schweinfurt. Dort hat die Stadt einen betreuten Schlag eingerichtet.

90 Tiere können hier, im Obergeschoss des Turms, Platz finden. Aktuell sind es allerdings gerade mal drei gefiederte Bewohner. In einer Eingewöhnungs-Voliere äugen sie gurrend auf den Besuch. Tierschützer haben sie hierhergebracht, nachdem die Tiere halb verhungert oder verletzt aufgefunden worden sind. Jetzt geht es ihnen gut.

Besuch kommt öfter auch mal von der Einflugklappe her. Die Stadttauben erkunden langsam das neue Zuhause. Bis ein Schlag angenommen wird, dauert es, weiß Axel Kröner. Er ist für den Schweinfurter Verein Pro Animale für Tiere in Not vor Ort, mit dem die Stadt 2022 einen Vertrag geschlossen hat. Das Happy End einer langen Diskussion. Die Stadt hat "mehr als Wort gehalten", sagt Kröner, verweist auf den zweiten Schlag, im Harmoniegebäude. Der wird gerade fertiggestellt und ist für bis zu 300 Stadttauben ausgelegt.

Keiner weiß, wie viele Stadttauben es in Schweinfurts Innenstadt tatsächlich gibt

Wie viele Stadttauben über Schweinfurts Dächer flattern, weiß keiner. Auch nicht Axel Kröner. Der 57-Jährige ist gebürtiger Schweinfurter, hier verwurzelt. Seit einigen Monaten pendelt der Wahl-Frankfurter zwischen den beiden Städten am Main; unterstützt die Tierschützer, die sich um Schweinfurts Stadttauben kümmern. Da ist auf der einen Seite der Verein Pro Animale und auf der anderen die Stadttaubenhilfe White Angels, die sich nach wie vor um verletzte Tiere kümmern.

Warteschlange am Taubenschlag im Höpperles Turm in Schweinfurt? Bis Stadttauben Schläge als ihr neues Zuhause akzeptieren und nutzen, dauert es. Vorher schauen die Tiere immer wieder neugierig vorbei.
Foto: Anand Anders | Warteschlange am Taubenschlag im Höpperles Turm in Schweinfurt? Bis Stadttauben Schläge als ihr neues Zuhause akzeptieren und nutzen, dauert es. Vorher schauen die Tiere immer wieder neugierig vorbei.

Axel Kröner tut in Schweinfurt das, was er als Aktiver des Stadttaubenprojekts Frankfurt in der Banker-Stadt auch macht: Taubeneier austauschen und durch Attrappen ersetzen. Dass die farbig markiert sind, hilft dabei, nachzuvollziehen, wann die Kunst-Eier ausgelegt worden sind.

Bunt, mit Herzchen oder Smiley-Aufdruck: Warum Tauben das nicht misstrauisch macht

Die Tauben stören sich nicht daran. Hauptsache, die Attrappen sind gleich groß und schwer wie ein echtes Taubenei. Am Ende, erklärt Kröner, legen die Stadttauben, die als Nachfahren der hochgezüchteten Brief- und Haustauben auf rasche Vermehrung ausgelegt sind, weniger Eier. Das heißt auch: weniger Küken, von denen 90 Prozent ohnehin ihren ersten Geburtstag nicht erleben (Kröner), und eine kleinere, gesündere Population.

Fast 500 Taubeneier hat der Tierschützer in Schweinfurt inzwischen eingesammelt

Knapp 500 Taubeneier hat Kröner inzwischen eingesammelt. Die meisten dort, wo die Tauben in Schweinfurt wild leben. Beispielsweise an der Unterführung zwischen Hahnenhügelbrücke und Landwehrstraße, wo viele Stadttauben nisten. Mit einer langen Leiter kommt Kröner hoch hinauf, kann in dem Spalt der Unterführung nach Taubeneiern suchen. 

Knapp 500 Taubeneier haben Tierschützer wie Axel Kröner bisher in Schweinfurt eingesammelt, vor allem an wilden Brutplätzen wie an der Unterführung zwischen Hahnenhügelbrücke und Landwehrstraße.
Foto: Anette Klotzek | Knapp 500 Taubeneier haben Tierschützer wie Axel Kröner bisher in Schweinfurt eingesammelt, vor allem an wilden Brutplätzen wie an der Unterführung zwischen Hahnenhügelbrücke und Landwehrstraße.

Einen Bezug zum Klettern zu haben, ist für Taubenschützer nicht unwichtig. Genau so ist Kröner auch zum Tierschutz gekommen. Aktive fragten den Hobbykletterer, ob er "mal aushelfen" könne. Axel Kröner konnte – und blieb dabei.

Warum es bisher nur ein Anfang ist und wo es mehr Taubenschläge brauchen würde

Wie viele Stadttauben gibt es eigentlich in Schweinfurt? Eine Antwort darauf würde eine Zählung geben. Die, sagt Kröner, sei aufwändig, aber geplant. Stadträtin Ulrike Schneider verweist auf die Erfahrung der Stadttaubenhilfe White Angels. Als die durch eine außerordentliche Genehmigung während der Corona-Zeit am Martin-Luther Platz die hungernden Tiere füttern durfte, zählten die Tierschützer dort laut Schneider um die 500 bis 600 Tiere, die täglich anflogen.

Genau dort, im Dachboden der alten Reichsvogtei, könnte die Stadt auch einen weiteren Taubenschlag einrichten, meint Schneider; ebenso am Bergl. Dass es mit den Schlägen im Höpperles-Turm und im Harmonie-Gebäude sowie dem von Stadtrat Stefan Labus gespendeten Taubenturm im Motherwell-Park nicht getan sein wird, hatte Umweltreferent Jan von Lackum selbst vergangenes Jahr erklärt.

Einfach, aber schön und praktisch zu reinigen: Die Einrichtung im Taubenschlag im Höpperles Turm. Aktive des Vereins Pro Animale haben die Boxen und Wände des Taubenschlags liebevoll verziert.
Foto: Anand Anders | Einfach, aber schön und praktisch zu reinigen: Die Einrichtung im Taubenschlag im Höpperles Turm. Aktive des Vereins Pro Animale haben die Boxen und Wände des Taubenschlags liebevoll verziert.

Auch Jasmin Poyotte, Gründerin der Stadttaubenhilfe White Angels Schweinfurt, zieht knapp ein Jahr nach dem Happy End im Taubenstreit ein positives Fazit: "Schön, das nach all den Meinungsverschiedenheiten nun ein guter Schritt in die richtige Richtung getan wurde. Das Taubenproblem und Taubenleid wir sich im Laufe der Zeit deutlich verbessern."

Tierschützer starten Informations-Kampagne und bieten kostenlose Eier-Päckchen an

Dieses Jahr wird für Schweinfurts Tierschützer ein wichtiges, kündigt Axel Kröner an. Im April wollen sie eine Öffentlichkeits-Offensive starten, um die Menschen zu informieren und mitzunehmen. Denn ohne die Bevölkerung wird es am Ende nicht gehen.

Geplant sind Info-Flyer, ein kleines Fest im Sommer am Höpperles-Turm, wo die Tierschützer zeigen wollen, wie sie arbeiten und eine ganz besondere Aktion: das Eier-Päckchen. Zwei Kunststoffeier soll es enthalten und kostenlos an Menschen abgegeben werden, bei denen Stadttauben brüten, vielleicht sogar auf dem Balkon.

 
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  • N. H.
    Ja, es ist einiges passiert für und mit den Schweinfurter Stadttauben. Die Entwicklung ist positiv und wenn mit Hilfe der Informations- und Eierattrappenvergabe im April mehr Eier auch an wilden Nistplätzen getauscht werden, wobei eben auch die zusätzlichen Taubenschläge gut wären - dann sie es gut aus für Mensch und Zuchttauben-Nachkommen in Schweinfurt.
    Es sollte ein friedliches Miteinander werden, da dann die Stadttauben ein Daheim haben und eine kleine, gesunde Population auf Dauer eher wenig auf den Strassen, Plätzen und Balkonen der Menschen zu finden wäre.
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  • M. S.
    Zitat UrOma99: "da dann die Stadttauben ein Daheim haben und eine kleine, gesunde Population auf Dauer"

    Zuerst: Ich finde es gut, dass jetzt wohl eine gewisse Zufriedenheit auf allen Seiten herrscht.

    Aber sollte es nicht das Ziel sein, dass es irgendwann mal keine Population mehr gibt bzw. der Eierklau für eine natürliches Verschwinden sorgt?

    Gerade von Tierschützern wird doch immer wieder erwähnt, dass diese verwilderten Tauben nicht allein in der Natur überleben würden. Wäre es dann nicht das beste wenn man durch sanfte Methoden dafür sorgt diesen Fehler rückgängig zu machen. Das dürfte ja auch im Sinne zahlreicher nachfolgender Taubengenerationen sein.
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  • H. G.
    @ einFranke
    Im "Sinne zahlreicher nachfolgender Taubengenerationen" ist es als Art zu überleben und nicht irgendwelche Fehler von menschlichen Vorvorderen rückgängig zu machen. Die Taube ist seit Jahrtausenden ein Kulturfolger. Nur der degenerierte Mitteleuropäer glaubt seinen Egowahn ausleben und in seinen Betonwüsten nur mehr Spielzeugtiere aus Plastik dulden zu dürfen. In Asien leben Millionen von Tauben auf engstem Lebensraum mit den Menschen zusammen, ohne dass Meister Proper ständig "Taubenkacke! Taubenkacke!" quäkt. Dort werden Tauben von buddhistischen Mönchen versorgt, die Taubenfutter an die Bevölkerung verkaufen, weil man sich dadurch in diesem Kulturkreis eine bessere Wiedergeburt sichert. Hierzulande werden barmherzige Menschen von anachronistischen Blockwarten denunziert, wenn sie ein gutes Werk tun, weil unser restfaschistisches System dies möglich macht. Erkenne den FEHLER.
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  • A. K.
    Stadttauben und ihre Nachkommrn stammen aus der Brieftaubenzucht .Wenn es nach ihren Worten das Ziel sein sollte, "dass es irgendwann gar keine Population mehr gibt" dann muss dringend & allem voran diese veraltete Tradition abgeschafft werden!
    Die Tiere werden maßenweise für sogenannten Brieftaubensport oder leider nach wie vor für Hochzeitsflüge für ein paar läppische Hochzeitsbilder ausgesetzt und etliche von ihnen schaffen es nicht zu ihrem Zuchtschlag zurückkehren. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig als sich, um zu Überleben, in Städten anzusiedeln, wo sie sich von Futterresten & Krümmeln der Menschen ernähren können.
    Es ist so wichtig, dass wir den Tauben helfen & ihr Leid verringern. Denn so lange der Mensch sie züchtet für Profit & Spaß aus purem Egoismus wird es ein "Taubenproblem" geben.
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  • H. G.
    @UrOma: Das einzig Nette, das "auf Straßen, Plätzen und Balkonen" zu finden ist bzw. wäre, sind Tauben, Spatzen, Rotkehlchen, Blaumeisen, Bienen, Schmetterlinge & sonstige vom Aussterben bedrohte Tiere. Die ersteren, da derzeit nicht vom Aussterben bedroht, wollen Sie in Unterkünfte locken oder sperren, damit die Menschen so wenig Kontakt wie möglich mit ihnen haben müssen? Jeder Verbrecher wird im Namen von Resozialisierung und Selbstbestimmung auf die Menschheit losgelassen, auch wenn der Gutachter sich geirrt hat und der Delinquent an der nächsten Ecke ein neues Opfer absticht. Das ist halt der Preis der Menschenrechte. Es gibt aber auch Tierrechte. Und der Mensch muss ganz einfach damit leben, dass es andere Arten als ihn auf diesem Planeten gibt, die ein Recht auf Leben haben, ein Recht, wertvolle Ausscheidungen zu produzieren (früher wurde Taubenkot als hervorragender Dünger verwendet), ein Recht, neben ihm ungestört zu koexistieren. Das ist der kostengünstigere Weg.
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  • H. G.
    Wir haben kein Übermaß an Tauben, wir haben ein Übermaß an Menschen auf dieser Welt. Nietzsche nannte sie die Hautkrankheit des Planeten. Diesen sollte man zuvörderst die Eier stehlen, die sie sowieso nicht in der Hose haben. Man fragt sich wo. Alle anderen Ansätze führen letztendlich in die Irre. Vor allem wenn man wie selbstverständlich davon ausgeht, dass fromme Tierschützer oder wohl besser TierschützerINNEN / Strafentlassene oder sonstige als Untermenschen Behandelte freudig Taubenkacke in Vogelbehausungen für umme abkratzen. Bitte ein Fußballergehalt für Bedienstete an diskriminierten Tieren, nach denen gerne wie nach Fußbällen getreten wird.
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