Aufgeregtes Gurren, Picken und immer wieder Tauben, die zur Gruppe heranflattern. Ein fast idyllisches Bild am Martin-Luther-Platz. Seit 26. Februar dürfen dort Mitglieder der Stadttaubenhilfe "White Angels" füttern. Artgerecht, mit Körnern. Die meisten Tauben, die dazu kommen, leben rund um den Platz. Stadttauben sind standorttreu, verlassen ihr Quartier kaum. Rund 80 bis 120 Tauben, schätzt Jasmin Poyotte, leben und brüten allein rund um den Martin-Luther-Platz. Der bisher einzigen Stelle, an der die Tierschützer mit einer Ausnahmegenehmigung der Stadt bis zum Ende des Lockdowns füttern dürfen. Das generelle Fütterungsverbot in Schweinfurt gilt nach wie vor.
Nur einmal, ganz am Anfang hat es Ärger gegeben. Eine der Beteiligten hat sich inzwischen entschuldigt, sagt Poyotte. Für sie ist die Sache damit erledigt. Was die Tierschützer dann erlebten, hat sie wirklich gefreut: Menschen, die das Füttern gut finden, die es unterstützen, alte Frauen, die lächelnd auf der Bank sitzen und den Tierschützern zusehen. Eine Frau, die Poyotte spontan zehn Euro in die Hand drückt – für Futter. Denn es sei toll, was die Tierschützer machen, sagt sie.
Zwei, drei Stunden investieren die Tierschützer täglich. Auch diesmal ist Jasmin Poyotte am Martin-Luther-Platz lange beschäftigt. Und auch diesmal wird sie eine Taube mitnehmen. Der Jungvogel ist unterernährt, das Brustbein steht hervor. Poyotte wird ihn hochpäppeln müssen. Futter ist nicht da, auch wenn viele das denken. Picken Tauben beispielsweise im Gras, tun sie das, um Mineralstoffe zu finden, erklärt die Tierschützerin. Futter gibt es da nicht. Andere stürzen sich auf die paar Essensreste, die in der Innenstadt liegen. Immer noch sind wenig Menschen unterwegs.
Tierschützer: Füttern auf Zeit löst das Problem nicht
Das Füttern auf Zeit soll die Not der Tauben im Lockdown lindern. Ein Erfolg, aber keine Lösung, sagen die Tierschützer. Sie sehen weiterhin betreute Schläge nach dem Augsburger Modell, in denen gefüttert wird, als die Lösung für die Stadt, hoffen auf weitere Gespräche mit der Verwaltung und bieten ihre Mithilfe an. Sie würden das Füttern übernehmen und auch die Eier gegen Attrappen austauschen. So, wie es auch in Würzburg gemacht wird, wo es schon lange betreute Schläge gibt.
Im Verlauf der Corona-Krise, so Jasmin Poyotte, hat sich das Taubenproblem in Schweinfurt eher verschärft. Obwohl die Tiere kaum Futter finden und hungern, wie sie sagt. Wer nun meint, die Population geht zurück, täuscht sich. Tauben sind Stressbrüter. Sterben viele, brüten die anderen umso mehr. So hat sich die Zahl der Stadttauben in Schweinfurt von rund 350 vor den Lockdowns auf inzwischen 500 erhöht, schätzen Tierschützer.
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