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Schweinfurt
Happy End im Streit um die Stadttauben: Schweinfurt bekommt betreute Taubenschläge
Jahrelang wurde in Schweinfurt hart debattiert. Jetzt liegt eine Lösung auf dem Tisch. Warum dabei auch der Höpperles Turm eine Rolle spielt.
Nicht am Main wie hier, sondern in der Innenstadt sollen Schweinfurts Stadttauben ein festes Zuhause bekommen. Stimmt der Stadtrat zu, ist der Weg frei für betreute Taubenschläge.
Foto: Martina Müller | Nicht am Main wie hier, sondern in der Innenstadt sollen Schweinfurts Stadttauben ein festes Zuhause bekommen. Stimmt der Stadtrat zu, ist der Weg frei für betreute Taubenschläge.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 13:53 Uhr

Ein Happy End kündigt sich in der Diskussion um Schweinfurts Stadttauben an, die mittlerweile seit fast drei Jahren läuft: Die Stadt will zwei Taubenschläge einrichten – einen im Höpperles Turm im Chateaudun-Park am Theater, einen im Harmoniegebäude. Dazu kommt der von Stadtrat Stefan Labus gespendete Taubenturm, der vermutlich im Motherwell Park am Obertor seinen Platz finden soll.

Das aber soll nur der Anfang sein, machte Umweltreferent Jan von Lackum in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses deutlich. Denn: um die Stadttaubenpopulation in den Griff zu bekommen, braucht es mehr. Aktuell geht man von rund 500 Stadttauben aus, die durch Schweinfurt flattern. In betreuten Taubenschlägen sollen sie artgerecht gefüttert werden und nisten. Die Eier können so gegen Attrappen ausgetauscht werden, die Population kann auf schonende Weise reguliert werden. Zusammengefasst wird das unter dem Begriff Stadttaubenmanagement.

Umsetzen will die Stadt das mit Hilfe von Tierschützern. Der Verein pro Animale Schweinfurt hat seine Zusammenarbeit angeboten, will Betreuung und Management übernehmen, im ersten Jahr sogar kostenfrei. Später müsse man über einen Zuschuss nachdenken, so von Lackum. Er empfahl, mit dem Verein einen Vertrag zu schließen.

Warum auch Kirchen einen Beitrag für die Stadttauben leisten könnten

Klar ist: In zwei Schlägen und einem Taubenturm können nicht alle Tauben untergebracht werden. Deshalb hat der Referent der Stadt weitere Gebäude im Blick: zum Beispiel den Rathausneubau. Damit wären die Optionen der Stadt aber ausgeschöpft, man müsse sich weiter in der Stadt umschauen, versuchen, auch Privatleute dafür zu gewinnen, dass sie unter ihrem Dach einen Schlag einrichten lassen, oder auch die Kirchen. Für letzteres gebe es gute Beispiele, wie die Stadt Stuttgart, wo in Kirchengebäuden betreute Schläge eingerichtet wären.

Für Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP) ist es der richtige Weg, sich für betreute Taubenschläge zu entscheiden. Ihr Dank galt dabei auch der Verwaltung. Das Konzept sei ein "sehr guter Ansatz" und das Ende einer langen Diskussion. Im Juli 2019 hatte Schneider den Antrag auf Einrichtung betreuter Taubenschläge gestellt. Im Februar 2020 wurde das Thema erstmals im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert. Seitdem gibt es immer wieder, teils harte, Auseinandersetzungen zwischen Stadträten und Stadträtinnen, Verwaltung und Tierschützern.

Johannes Petersen: Die Bevölkerung muss man bei dem Thema mitnehmen

Dass jetzt eine Lösung auf dem Tisch liegt, dass es vorangeht, findet auch Johannes Petersen (SPD) gut. Er bat, auch die Bevölkerung bei dem Thema mitzunehmen. Was nicht so einfach sein könnte. Umweltreferent Jan von Lackum wies darauf hin, dass eine Informationskampagne aktuell schwierig wäre angesichts einer Pandemiekrise, die gerade überlagert werden von den Folgen des Kriegs in der Ukraine. Beides belaste auch die Verwaltung. Man werde es so gut wie möglich versuchen.

Konflikte zwischen Mensch und Stadttaube sind nicht ausgeschlossen

Dass Konflikte sich auftun könnten, darauf wies der Einwurf von Oliver Schulte (CSU) hin: Der Höpperlesturm sei ja nicht allzu weit entfernt von neuen Wohnanlagen. Es könnte sein, dass es nicht bei allen Mietern auf Begeisterung treffe, wenn in der Nachbarschaft ein Taubenschlag eingerichtet werde.

Dass jeder Standort immer gewisse Nachteile habe, sei allen bewusst, so von Lackum. Es zeige auch das Konfliktpotenzial in der Innenstadt. Allerdings: "Betreute Schläge werden dazu führen, dass es weniger Tauben gibt" und auch damit weniger Tauben, die sich auf Balkone setzen oder dort nisten. Wichtig dafür sei, das generelle Fütterungsverbot beizubehalten, damit die Tauben tatsächlich ihren Schlag als neues Zuhause akzeptieren.

Vorausgesetzt, der Stadtrat folgt am 29. März der Empfehlung des Ausschusses und sagt Ja zu den Vorschlägen der Verwaltung, kann die Umsetzung starten. Als Kosten plant man rund 15.300 Euro für die Einrichtung der Taubenschläge in den Gebäuden. Die Aufstellung des Taubenturms will Stefan Labus selbst finanzieren, wie er mitteilen ließ. Als laufende Unterhaltskosten rechnet die Stadt mit 22.200 Euro pro Jahr. 15.000 Euro sollen im nächsten Haushalt für Bürgerinformation zum Thema eingeplant werden.

 
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  • uwe.luz@t-online.de
    Öffentliche Gelder für betreute Taubenschläge? Wir zahlen eindeutig zu viel Steuern.
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  • Schmetterling
    Es ist wichtig, dass der Stadtrat durchlässiger über seine abzustimmenden Themen berichtet.Wir Bürger wollen Bescheid wissen.Das geht ganz leicht in der heutigen Zeit und sollte machbar sein. Nicht im stillen Kämmerchen sondern vor unser aller Augen - wer nichts zu verbergen hat, kann auch offen berichten. Der Stadtrat ist eben in der Öffentlichkeit sonst sollte er kein Stadtratsmitglied sein !
    Es gibt Medien, Livestream, öffentliche Stadtratssitzungen etc.
    Muss man das noch erklären in der heutigen Zeit?
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  • Schmetterling
    Sie wollen also das der Stadtrat machen kann was er will mit unserem Geld?
    Alles klar!
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  • Schmetterling
    " Eine Informationskampagne ist wegen Corona schwierig" ?
    Lieber Herr von Lackum - die Bürger der Stadt haben ein Recht auf Information was in der Stadt passiert.Die Stadträte sind die gewählten Vertreter der Bürger der Stadt Schweinfurt.
    Also fangt doch bitte Mal an auch so zu handeln und nicht gegen die Bürger zu agieren!
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Was soll die Verwaltung noch alles leisten? Die Anspruchshaltung mancher Mitmenschen ist unglaublich. Braucht es tatsächlich Informationskampagnen? Kein Wunder dass Deutschland weltweit mit die höchste Steuer- und Abgabenlast hat.
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