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Bergrheinfeld
Tanzen kennt kein Alter: Wie 22 Frauen in Bergrheinfeld ihr Können auf der Tanzfläche beweisen
Cha-Cha-Cha, Rumba oder Linedance – Unter kritischen Augen legten tanzbegeisterte Frauen in Bergrheinfeld das Tanzsportabzeichen ab. Worauf es dabei ankommt.
Die Tanzgruppe des TSV Bergrheinfelds mit Trainerin Roswitha Kratzer (vorne links) und dem Prüferpaar Renate und Wolfgang Rühling (vorne Mitte).
Foto: Jannika Lechner | Die Tanzgruppe des TSV Bergrheinfelds mit Trainerin Roswitha Kratzer (vorne links) und dem Prüferpaar Renate und Wolfgang Rühling (vorne Mitte).
Jannika Lechner
 |  aktualisiert: 15.06.2024 02:48 Uhr

Aufregung liegt in der Luft in der Sporthalle des TSV Bergrheinfeld. 22 Frauen sitzen an diesem grauen Samstagmittag im Halbkreis am Rand der Halle angespannt auf ihren Stühlen, blicken erwartungsvoll hin und her, reden mit ihren Nachbarinnen. Endlich ist der Tag gekommen, auf den sie in vielen Wochen Training hingearbeitet haben: Heute geht es für sie um den Erhalt des Deutschen Tanzsportabzeichens in den drei Stufen Bronze, Silber und Gold.

Die Frauen im Alter zwischen Anfang 60 und Mitte 80 trainieren seit einigen Jahren jede Woche mit ihrer Trainerin Roswitha Kratzer. "Und zwar wirklich jede Woche. Wir setzen das Training nur in der Sommerpause kurz aus", bekräftigt eine der Tänzerinnen. Und während Corona mussten sie zwei Jahre pausieren.

Doch seit dem Ende der Pandemie schwingen sie wieder das Tanzbein in verschiedensten Tanzstilen wie Paar- und Kreistänze, Squares oder Linedance. Das mache den Frauen nicht nur Spaß, sondern halte auch Körper und Geist im Alter fit. 

Musikalität, Balance und Bewegungsabläufe – das braucht es zum Bestehen

Heute treten sie alle in zwei Gruppen zum Bestehen des Abzeichens an: Die erste Gruppe tanzt überwiegend seit 2018 im Verein und will heute das Bronze-Abzeichen ablegen. Die Mitglieder der zweiten Gruppe hingegen tanzen schon länger und legen – je nach individuellem Stand – das Abzeichen in Bronze, Silber oder sogar Gold ab.

Geprüft werden die Frauen vom Ehepaar Renate und Wolfgang Rühling aus Herzogenaurach. Die beiden sind selbst seit vielen Jahren sowohl als Tanzpaar als auch als Trainer im Breitensport tätig und haben vor einigen Jahren die Lizenz zur Abnahme des Sportabzeichens gemacht. Zum Bestehen des Abzeichens komme es auf drei Kriterien an, so Wolfgang Rühling: Musikalität, Balance und Bewegungsabläufe.

Die erste Gruppe zeigt in einem Linedance ihr Können.
Foto: Jannika Lechner | Die erste Gruppe zeigt in einem Linedance ihr Können.

Also, ob die Prüflinge im Takt zur Musik tanzen, ein stabiles Gesamtbild herstellen und sie ihren Körper in die Musik einbringen. Das Bestehen des Kriteriums der Musikalität sei ein Muss, dann noch ein Kreuz bei mindestens einem der zwei restlichen Prüfelemente, und schon habe man das Abzeichen bestanden, erklärt Rühling.

"Das hat sich jetzt sehr streng angehört. Aber das ist es nicht", beruhigt Prüferin Renate Rühling. "Wenn Sie sich vertanzen, ist das überhaupt kein Problem. Sie müssen überhaupt nicht aufgeregt sein." Aber wo sind eigentlich die ganzen Männer, fragt Wolfgang Rühling. Die Frauen lachen und zeigen nach oben. Dort auf der Tribüne sitzen die Gesuchten, die Handys längst gezückt und bereit, jeden einzelnen Tanzschritt ihrer Frauen filmisch festzuhalten.

Den Lippenstift nachgezogen und schon gehts los

Und dann geht es auch schon los: Ein letztes Mal wird der Lippenstift nachgezogen, dann marschiert die erste Gruppe mit feierlicher Musik paarweise ein. Bunte Kleider einerseits und weiße Blusen mit dunklen Hosen andererseits – dass keine Männer in der Tanzgruppe sind, davon lassen sich die Frauen nicht beirren. Dann tanzt die eine Hälfte von ihnen eben den Männerpart.

Schon erklingt die Musik, der erste Tanz beginnt. Ein gemeinsamer Paartanz im Kreis eröffnet die Vorführung. Gespannt verfolgen sowohl die Frauen der zweiten Gruppe als auch die Familienangehörigen auf der Tribüne den Tanz in der Mitte der Halle.

Auch die zweite Gruppe beweist, dass sie die letzten Wochen lange für diesen Auftritt trainiert hat.
Foto: Jannika Lechner | Auch die zweite Gruppe beweist, dass sie die letzten Wochen lange für diesen Auftritt trainiert hat.

Während des ersten Lieds sieht man noch viele angespannte Gesichter unter den Tänzerinnen. Aber je länger sie tanzen, umso mehr scheinen sie die Situation um sich herum zu vergessen und lassen sich weder von ausfallender Musik noch vom Prüferpaar ablenken, welches die Gruppe aufmerksam beobachtet.

Donnernder Applaus und glückliche Gesichter

Am Ende der drei Tänze erschallt donnernder Applaus von der Tribüne und stolze Gesichter blicken auf Ehefrauen, Mütter und Omas herab. Doch während bei den Tänzerinnen der ersten Gruppe langsam die Nervosität nachlässt, wird es nun für die zweite Gruppe ernst. In fünf verschiedenen Tänzen sind sie jetzt an der Reihe, ihre Fähigkeiten zu zeigen. Aber auch bei ihnen zahlt sich das Training aus – alle Tänze werden mit Bravour gemeistert.

Nach anderthalb Stunden Prüfung und einer kurzen Beratung des Prüferpaars steht fest: Alle haben ihr Abzeichen bestanden. Jetzt fällt auch die letzte Anspannung von den Tänzerinnen ab, erleichtertes Lachen klingt durch die Halle. Die Urkunden wird es zwar erst in den kommenden Wochen in einer weiteren Verleihung geben, trotzdem wird schon einmal mit Sekt angestoßen. In ein paar Tagen werden sie sich wieder treffen, um neue Tänze einzustudieren, damit auch das nächste Tanzsportabzeichen geschafft wird.

 
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