Gegen Mitternacht in den Club, tanzen bis in die frühen Morgenstunden und am nächsten Tag ausschlafen – was für viele Partygängerinnen und Partygänger nach einer normalen Clubnacht klingt, ist für viele frischgebackene Mütter kaum machbar. Nachts feiern und tanzen gehen passt oftmals einfach nicht in den Zeitplan junger Familien, meinen Lucia Zdravevski aus Fulda und Theresa Jörg aus Würzburg.
"Bevor ich Mama geworden bin, war ich fast jedes Wochenende unterwegs. Mir macht es einfach Spaß, wegzugehen, zu tanzen", sagt Jörg. Nach der Geburt ihrer Tochter vor 16 Monaten sei das aber einfach nicht mehr drin gewesen. "Im ersten Mama-Jahr liegen die Prioritäten voll und ganz beim Baby, aber irgendwann kamen bei mir dann wieder die eigenen Bedürfnisse auf, die auch befriedigt werden wollten, und damit der Wunsch mal wieder tanzen zu gehen", sagt die 31-Jährige.
Partynächte, wie sie sie bisher kannte, hätten sich aber kaum noch mit ihrem neuen Familienalltag vereinbaren lassen. "Als frische Mama ist es schwierig, wenn man um 23 Uhr im Club und erst um vier oder fünf Uhr wieder zu Hause ist. Das funktioniert einfach nicht. Da ist das Kind dann schon wieder wach und man bekommt gar keinen Schlaf", sagt Jörg. Sie ist überzeugt, dass es vielen Müttern in der Region genauso geht und möchte Feiern gehen für sie wieder leichter möglich machen.
"Mama geht tanzen" in Schweinfurt und Würzburg
Wirklich Form angenommen habe die Idee vor wenigen Monaten, als sie durch eine Freundin von "Mama geht tanzen" erfuhr, einer Partyreihe, die extra auf die Bedürfnisse von Müttern zugeschnitten sein soll, erinnert sich Jörg. "Als ich gemerkt habe, dass es das in Würzburg und Schweinfurt noch nicht gibt, dachte ich mir, es wäre doch cool, das auch hier in der Region zu veranstalten", sagt sie.
Erfunden haben das Franchise-Format zwei Frauen und Mütter aus Wuppertal. Die Idee: Ein Clubabend, der schon um 20 Uhr startet und um 23 Uhr zu Ende geht. Drei Stunden tanzen und am nächsten Morgen trotzdem fit sein für den Familienalltag. Gerade für Mütter mit kleinen Kindern sei der Zeitraum ideal, meint Lucia Zdravevski.
"Zwischen 20 und 23 Uhr ist für die meisten Stillkinder und Babys die Tiefschlafphase. Das war bei meinen Kindern auch so, halb 12 war meistens die Zeit, zu der sie mich wieder gebraucht haben", sagt die 39-jährige zweifache Mutter. Sie hat bereits mehrere "Mama geht tanzen"-Partys in und um Fulda veranstaltet und greift Jörg nun bei der Organisation ihrer ersten Party in Schweinfurt unter die Arme.
Männer nur in Begleitung einer Frau erlaubt
Dass das Konzept gut ankommt, hätten ihr die Reaktionen auf ihre eigenen Mama-Partys gezeigt. "Die Resonanz ist super", sagt die 39-Jährige. "Die Atmosphäre ist einfach besonders, die ausgelassene Stimmung unter Frauen, das Miteinander. Ich glaube, da macht es auch viel aus, dass kaum Männer da sind", sagt sie. Die seien auf den Mama-Partys zwar nicht verboten, dürften allerdings nur in Begleitung einer Frau erscheinen.
"Natürlich darf der Papa mitkommen oder der beste Freund. Aber wir haben eine klare Türregel: keine Männergruppen und keine einzelnen Männer. Es muss klar sein: 'Mama geht tanzen' ist keine Singlebörse", stellt Zdravevski klar. Denn grundsätzlich solle "Mama geht tanzen" vor allem ein sicherer Raum für Frauen sein – ob Mutter oder kinderlos, das sei egal.
Kritik an dem Format: Bestärken Mama-Partys veraltete Rollenbilder?
Doch nicht alle sehen das Konzept von "Mama geht tanzen" nur positiv. Kritische Stimmen werfen dem Format vor, veraltete Rollenbilder zu bestärken. Es werde der Eindruck erweckt, Mütter hätten in dem kurzen Zeitfenster "Ausgang", dürften nur ausgehen, wenn sie am nächsten Tag wieder uneingeschränkt ihren häuslichen Pflichten nachkommen könnten.
Zdravevski und Jörg können die Kritik nur bedingt verstehen. "Natürlich kennen wir den Gegenwind. Aber meiner Meinung nach ist das totaler Quatsch. Wir können nicht verleugnen, dass das Leben als Mama nun mal ein bisschen anders läuft. Wir haben einfach ein Fenster geschaffen, das zu den Lebensverhältnissen einer Gruppe passt, die bisher so nicht bedacht wurde", sagt Zdravevski. Auch würde natürlich niemand um 23 Uhr aus dem Club geworfen, wenn nahtlos der reguläre Clubbetrieb starte, sagt die 39-Jährige und lacht.
"Wir wollen mit der Veranstaltung keine Klischees untermauern. Auch Papas nutzen ja mal einen Männerabend als Auszeit. Es heißt ja nicht, dass die Mamas, die auf unsere Partys kommen, nur dieses Zeitfenster für sich bekommen und danach wieder nach Hause müssen, Frühstück machen", sagt Theresa Jörg.
Die erste "Mama geht tanzen"-Party in der Region findet am Samstag, 20. April, im Schweinfurter Club "Tante Suzie" statt. Die nächste ist am Samstag, 11. Mai, im Würzburger Club Zauberberg geplant. Auch Bad Kissingen soll bald folgen. Theresa Jörg wünscht sich für den Auftakt vor allem eines: "Dass alle eine geile Zeit haben".