
Die als "Monstertrasse" kritisierte Stromleitung P43 sorgt in Teilen Mainfrankens seit Jahren für Aufregung. Jetzt hat ein Bündnis aus Bürgerinitiativen nach einem Erörterungstermin zu dem Vorhaben in Schweinfurt der Bundesnetzagentur einige Versäumnisse vorgeworfen.
Worum geht es und was sagt die Bundesnetzagentur? Antworten auf die zentralen Fragen:
Strom- und Gasleitung übereinander: Wie sicher ist P43?
Die Bürgerinitiative Bergrheinfeld, der Bund Naturschutz Schweinfurt, der Ökokreis Gemünden sowie die Bürgerinitiativen "Pro Sinntal gegen die Stromtrasse" (Zeitlofs) und "A7 Stromtrasse Nein" (Wasserlosen bei Schweinfurt) befürchten, dass bei einem Blitzschlag in Strommasten von P43 auch eine nahe Gasleitung getroffen werden könnte. Das sei bislang unberücksichtigt geblieben, schreiben sie in einer gemeinsamen Mitteilung an diese Redaktion.
Nach den Plänen von P43-Betreiber Tennet und Bundesnetzagentur befindet sich tatsächlich auf einer Länge von 33 Kilometern zwischen dem hessischen Mottgers und Höllrich im Landkreis Main-Spessart eine unterirdische Ferngasleitung genau in jenem Korridor, in dem die Stromleitung einmal verlaufen soll. Demnach lägen die Strommasten stellenweise direkt über der Gasleitung oder nur wenige Meter davon entfernt.
Die Bundesnetzagentur legte sich auf Anfrage nicht fest, wie gefährlich ein Blitzschlag wäre. Das P43-Verfahren stehe erst am Anfang. Hinweise der Öffentlichkeit würden aufgenommen. Tennet halte "in jedem Fall in seiner Planung alle gesetzlichen Vorgaben, Richtlinien und Grenzwerte ein", so die Behörde weiter.

Wie stark werden die P43-Höchstspannungsleitungen zum Beispiel Navigationsgeräte stören?
Den Bürgerinitiativen zufolge hätten Landwirte im Raum Schweinfurt die Erfahrung gemacht, dass es unter bestehenden 110- und 380-Kilovolt-Stromleitungen zu Störungen ihrer GPS-Geräte komme. Das beeinträchtige die exakte Arbeit auf den Feldern.
Der Bundesnetzagentur ist nach eigenen Angaben ein solcher Zusammenhang nicht bekannt. Die elektrischen und magnetischen Felder von Höchstspannungsleitungen "führen nach bislang vorliegenden Erkenntnissen nicht zu einer grundsätzlich eingeschränkten Funktionalität" von satellitengesteuerten Navigationsgeräten.
Seit 2019 ist per Gesetz die schnellere Genehmigung von Stromautobahnen möglich: Fällt jetzt der Artenschutz unter den Tisch?
Das Netzausbaubeschleunigungsgesetz des Bundes hat das bisherige Genehmigungsverfahren entschlackt. Die P43-Gegner befürchten, dass damit vor allem schützenswerte Tiere und Pflanzen nicht mehr berücksichtigt werden.
Die Bundesnetzagentur räumt in ihrer Stellungnahme ein, dass Betreiber Tennet für P43 im Planfeststellungsverfahren keine Artenschutz- und Umweltverträglichkeitsprüfung machen müsse. Trotzdem werde dem Öko-Gedanken Rechnung getragen: Bei dem öffentlichen Erörterungstermin im Oktober in Schweinfurt sei es unter anderem um eine Natura-2000-Verträglichkeitsstudie zu P43 gegangen.
Natura 2000 ist ein EU-weites Netz von Schutzgebieten für die Tier- und Pflanzenwelt. Dazu zählen auch sogenannte FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat). Nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums gibt es südlich von Zeitlofs bis nahe Gräfendorf (Lkr. Main-Spessart) ein solches FFH-Areal. Dort soll später auch P43 verlaufen.
Die Bundesnetzagentur teilt dazu nur mit: "Die Einhaltung des geltenden Rechts wird von der Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde überwacht."
Betreiber Tennet muss Geld dafür zahlen, dass es für P43 keine Artenschutzprüfung gibt - was bedeutet das?
Das Gesetz schreibt vor, dass Tennet für die P43-Leitung pro angefangenen Kilometer 25.000 Euro zu zahlen hat – als Ausgleich dafür, dass für das Vorhaben keine Artenschutzprüfung vorgelegt werden muss. Für die 102 Kilometer lange Strecke zwischen Dipperz bei Fulda und Bergrheinfeld kämen also einmalig 2,55 Millionen Euro zusammen.
Der Bundesnetzagentur zufolge ist das Geld zweckgebunden: Es geht an das Nationale Artenhilfsprogramm des Bundesumweltministeriums. Mit diesem Fonds, 2022 vom Bundestag beschlossen, sollen laut Ministerium "durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien betroffene Arten einschließlich derer Lebensstätten dauerhaft geschützt" und die Energiewende vorangebracht werden.
Es gibt Menschen die sind prinzipiell gegen Alles. Beim Thema Energie sind diese Menschen gegen AKW's, gegen regenerative Energieträger , gegen Stromtrassen .... Diese Menschen brauchen die Energie jedoch genauso wie alle anderen auch.
Die Vorurteile gegen den Transport von elektrischer Energie betreffen grundsätzlich jede Verlegeart. Strommasten sind für diese Menschen genauso inakzeptabel wie die unterirdische Verlegung. Hier würde angeblich der Boden zu stark erwärmt werden und es Ausfälle bei der Ernte geben. Ich denke viele Vorurteile bestehen den Praxistest und den Faktencheck nicht.
Strom kommt wie gesagt nicht aus der Steckdose daher müssen wir uns ob wir wollen oder nicht für eine Variante der Leitungsverlegung entscheiden.
LKW's sind ja auch bzgl. Lärm, Feinstaub, Unfälle ... nicht frei von Kritik und dennoch benötigen wir diese bei der Versorgung von Geschäften und Betrieben.
Als Geocacher finde ich die Aussage zum GPS äußerst interessant. Ich kenne genügend Störfaktoren, die uns das Suchen in Städten, Wald und Feld erschweren