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Bergrheinfeld/Arnstein
Umstrittene Stromleitung P43: Jetzt ist im Groben klar, wo sie in Mainfranken gebaut werden soll
Die überregionale Stromleitung P43 ist seit Jahren ein Zankapfel in der Region. Die Betreiber haben jetzt neue Pläne vorgelegt. Wie es mit P43 weitergeht.
Etwa 250 Strommasten dieser Art werden zwischen Fulda und Bergrheinfeld gebaut, wenn das Vorhaben P43 verwirklicht wird.
Foto: Anand Anders (Symbolbild) | Etwa 250 Strommasten dieser Art werden zwischen Fulda und Bergrheinfeld gebaut, wenn das Vorhaben P43 verwirklicht wird.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 19.10.2023 03:52 Uhr

Sie gilt als die kleine Schwester von SuedLink und ist nicht minder umstritten: Die 380-Kilovolt-Leitung P43 von Fulda bis Bergrheinfeld bei Schweinfurt ist einen wichtigen Schritt vorangekommen. Am Montag präsentierte Betreiber Tennet den ein Kilometer breiten Korridor, in dem die Strommasten in naher Zukunft errichtet werden sollen.

Was Tennet nun vorhat, entlastet vor allem den mittleren und östlichen Landkreis Bad Kissingen. Denn die von den Planern als P43 bezeichnete Fulda-Main-Leitung soll sich im Wesentlichen entlang der Grenze der Kreise Main-Spessart und Bad Kissingen schlängeln, bevor sie dann bei Karlstadt über Arnstein zum Umspannwerk bei Bergrheinfeld abzweigt. Bislang waren auch Korridore weiter im Osten im Gespräch gewesen. Die wichtigsten Fragen und Antwort zu P43:

Umstrittene Stromleitung P43: Jetzt ist im Groben klar, wo sie in Mainfranken gebaut werden soll

Wie konkret ist der jetzt vorgelegte Korridor?

Der Korridor legt noch nicht metergenau fest, wo die Leitungen einmal verlegt werden. Vielmehr geht es um ein einen Kilometer breites Band für den groben Verlauf. Diesen Plan will Tennet laut Bürgerreferent Thomas Wagner zum Jahreswechsel der Bundesnetzagentur zur Prüfung vorlegen. Spätestens im Sommer 2024 rechne Tennet von dort mit einer Entscheidung. Dann geht P43 in die Planfeststellung, an deren Ende ein Beschluss der Bundesnetzagentur und damit die Baufreigabe stehen kann.

Wann soll P43 fertig sein?

"Wir wollen bis 2031 die Leitung in Betrieb nehmen", kündigte Wagner am Montag gegenüber dieser Redaktion an. Tennet stehe unter Zeitdruck, weshalb schon jetzt und vorausgreifend die metergenaue Lage der Leitung innerhalb des Korridors ausgearbeitet werde. Das spare ein Dreivierteljahr Zeit, so Wagner. Denn wenn die Bundesnetzagentur den Korridor genehmige, könne Tennet sofort die weiteren Pläne vorlegen.

Wie viele Masten werden gebaut? Und warum gibt es keine Erdverkabelung?

Während die Gleichstromkabel von SuedLink komplett in der Erde verlegt werden, werden für die Wechselstromkabel von P43 laut Wagner etwa 250 Masten gebaut. Sie verlaufen von Dipperz bis Zeitlofs (Landkreis Bad Kissingen) entlang der ICE-Strecke Fulda-Würzburg und im Weiteren entlang einer schon bestehenden 380-kV-Leitung zwischen Karlstadt und Bergrheinfeld. Auch diese Leitung gehöre Tennet, erklärte Wagner. Einfach beide Leitungen auf die schon existierenden Masten zu setzen, sei technisch nicht möglich.

Nur für einen kleinen Teil der 90 Kilometer langen P43-Strecke sei Erdverkabelung im Gespräch, so der Sprecher: Bei Zeuzleben im Kreis Schweinfurt und in Dipperz bei Fulda soll das wegen der nahen Bebauung geschehen.

Dem Tennet-Bürgerreferenten zufolge kann P43 aus technischen Gründen nur mit Wechselstrom betrieben werden. Im Gegensatz zu Gleichstrom wie bei SuedLink sollen Wechselstromleitungen oberirdisch verlegt werden. Darauf weist die Bundesnetzagentur hin. Grund ist, dass in der Erde verlegte Wechselstromleitungen wegen der sogenannten Blindleistung zu viel Energie verlieren.

Gegen die 'Monstertrasse' P43 gibt es zum Beispiel im Kreis Main-Spessart seit Jahren Widerstand. Das Bild zeigt eine Demonstration im Juni 2021 in Heßdorf.
Foto: Helmut Hussong | Gegen die "Monstertrasse" P43 gibt es zum Beispiel im Kreis Main-Spessart seit Jahren Widerstand. Das Bild zeigt eine Demonstration im Juni 2021 in Heßdorf.

Welchen Zweck hat P43?

Wegen des stark steigenden Anteils von Öko-Strom gilt das deutsche Stromnetz als stark überlastet. Zeitweise müssen die Netzbetreiber Windkraft- oder Solaranlagen abschalten, was als Redispatch bezeichnet wird und als teurer Eingriff ins Netz gilt.

In diesem Zusammenhang ist P43 wie eine Entlastungsstraße zu verstehen, weil darüber das Höchstspannungsnetz im Dreieck zwischen Fulda, Frankfurt und Bergrheinfeld unterstützt werden soll.

Wie geht es mit P43 weiter? Wie reagieren die Kritiker?

Tennet will an diesem Mittwochabend jene Bürgermeister informieren, deren Gemeinden entlang des P43-Korridors liegen. In der Folge gibt es Info-Treffen für die breite Bevölkerung (jeweils 18 bis 21 Uhr): am 17. Oktober in Grafenrheinfeld (Kulturhalle), am 18. Oktober in Rothemann bei Fulda (Bürgerzentrum) sowie am 19. Oktober in Gemünden am Main (Scherenberghalle).

Indes haben Kritikerinnen und Kritiker der geplanten Stromtrasse zu einer Protestaktion eingeladen. Wie es in einer Mitteilung von diesem Freitag heißt, versammeln sich die Bergrheinfelder Bürgerinitiative gegen SuedLink und gleichgesinnte Organisationen am Dienstag, 17. Oktober, um 19 Uhr vor der Kulturhalle in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt. Die Bürgerinitiativen halten den Bau von P43 für überflüssig.

 
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Kommentare
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  • Manfred Englert
    Jeder hat an irgendwelchen zu ergreifenden Maßnahmen etwas auszusetzen.
    Kein Wunder, daß in Deutschland so wenig geht! Beispielhaft darf ich hier die Einführung der 10H Regel, die auf Druck von einigen Bürgerinitiativen zustande gekommen war, erwähnen.
    Eigentlich bräuchten wir nur abzuwarten bis die Industrie abgewandert ist, denn dann benötigen wir diese Menge an Strom nicht. Wer will, daß es soweit kommt, soll weiter gegen alles sein. Ob diejenigen dann mit der Übernahme tausender Arbeitsloser zur Verantwortung gezogen werden?
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  • Jochen Behr
    Wer die Energiewende will, der braucht Stromtrassen.
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  • Klaus Schröder
    Ohne den billigen Kohlestrom bräuchte es keine Stromtrassen. Dezentral statt zentral wäre die Lösung.
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  • Reinhard Opel
    hallo herr Schröder, natürlich brauchen wir bei Kohlekraftwerken auch Hochspannungsleitungen. Windräder und PV kann man dezentral aufbauen, dann brauchen wir weniger leitungen.
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