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Zeitlofs
P43: Jetzt reden Betroffene der Starkstromtrasse
Die 380-KV-Leitung hätte nach jetzigem Planungsstand teils gravierende Folgen für einige Menschen im Markt Zeitlofs. Das machen diese beim Infomarkt des Netzbetreibers Tennet deutlich.
P43 bei Zeitlofs: Betroffene sprechen bei Infomarkt       -  Florian Müller (links) und Heiko Elm wären mit ihren Aussiedlerhöfen direkt von der P43 (Fulda-Main-Leitung) betroffen.
Foto: Steffen Standke | Florian Müller (links) und Heiko Elm wären mit ihren Aussiedlerhöfen direkt von der P43 (Fulda-Main-Leitung) betroffen.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 21.11.2024 02:47 Uhr

Für Florian Müller wird es eng. Zu eng für seinen Geschmack. Kommt es wie vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet geplant, führt bald eine 380-Kilovolt-Starkstromleitung keine 100  Meter an seinem Wohnhaus nahe Zeitlofs vorbei. Selbstredend, dass er die Tennet-Verantwortlichen beim Infomarkt zur P43 mit seinen Bedenken konfrontierte.

Die Veranstaltung  in der Grundschulturnhalle sollte die Öffentlichkeit, speziell die Betroffenen im Markt Zeitlofs, noch einmal über den Stand der Planung zur P43 (auch Fulda-Main-Leitung genannt) informieren. Die Bundesnetzagentur hatte kürzlich den ein Kilometer breiten Korridor im Abschnitt B zwischen Dipperz bei Fulda und Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt festgelegt.

Tennet präsentiert 100-Meter-Streifen für genauen Leitungsverlauf

Er führt zunächst entlang der A66 Richtung Frankfurt, um dann auf die ICE-Trasse Fulda-Würzburg samt parallel verlaufender 110-KV-Leitung der Deutschen Bahn einzuschwenken. Im Sinntal bei Zeitlofs verlässt der Korridor die Bahnstrecke in südöstliche Richtung, um über Zeitlofser, Wartmannsrother und gemeindefreies Gebiet nach Süden zu streben (wir berichteten).

P43 bei Zeitlofs: Betroffene sprechen bei Infomarkt       -  Der Infomarkt von Tennet in der Zeitlofser Schulturnhalle war gut besucht - trotz ungewöhnlicher Zeit am Dienstagmittag. Zu sehen gab es schon relativ genaue Trassenverläufe.
Foto: Steffen Standke | Der Infomarkt von Tennet in der Zeitlofser Schulturnhalle war gut besucht - trotz ungewöhnlicher Zeit am Dienstagmittag. Zu sehen gab es schon relativ genaue Trassenverläufe.

Beim Infomarkt in Zeitlofs präsentierten Tennet-Mitarbeiter schon einen 100 Meter breiten Streifen im Ein-Kilometer-Korridor, innerhalb dessen die rund 65 Meter hohen Strommasten stehen könnten. Allzu überraschend dürfte dessen Verlauf an Zeitlofs, Roßbach, Weißenbach und Detter vorbei für die rund 100 Besucher nicht gewesen sein - für Florian Müller schon.

Zwei Varianten an Müllers Aussiedlerhof

Denn Tennet plant just an seinem kaum 200 Meter von der ICE-Brücke entfernten Aussiedlerhof gleich zwei Trassenführungen. Eine Variante führt zwischen Brücke und Anwesen hindurch nach Süden und schwenkt dann im Wald zum Windbühel bei Roßbach ein. Die andere, eine "Abkürzung", würde direkt an Müllers Hof nach Südosten einbiegen, den Wald entlang einer Gasleitung gerade durchschneiden und auf einem Hochplateau am Heilsberghof herauskommen.

Tennet-Mitarbeiter Tom Wagner sagte beim Infomarkt, dass sein Unternehmen im nun folgenden Planfeststellungsverfahren beide Verläufe prüfen will. "Beide Varianten haben Vor- und Nachteile." Die südliche Trasse weise "potenziell gute Maststandorte" auf und sei weiter von Wohnbebauung entfernt. Dafür sei sie länger; ihr würde relativ viel Wald zum Opfer fallen.

Befürchtung: Wirtschaftlicher Ruin und Gefahren für Gesundheit

Das sei bei der rund 500 Meter kürzeren Alternative nicht so. Dafür präge sie das Landschaftsbild stärker, sei sichtbarer. Und vor allem: Sie führt viel näher an Müllers Aussiedlerhof vorbei; er mutmaßt, vielleicht 20 Meter.

Egal welche Trassenführung kommt: Der Zeitlofser sieht sein landwirtschaftliches Lohnunternehmen gefährdet. Auch könne ihm keiner garantieren, dass die Starkstromleitung durch Strahlung und elektrische Felder keine gesundheitlichen Schäden mit sich bringt. Bei der "Abkürzung" sieht er diese Gefahr noch mehr gegeben.

Auch versteht er nicht, warum die P43 nicht auf der anderen Seite der ICE-Brücke gebaut werden kann. Dort liegt ein Naturschutzgebiet, der "Biberlebensraum Hessischen Spessart (Jossa und Sinn)". Daran schließen sich die Wiesen bei Altengronau an, auf denen alljährlich streng geschützte Schachblumen viele Touristen anziehen. Florian Müller findet, dass hier dem Naturschutz mehr Bedeutung beigemessen wird als dem Wohl des Menschen. 

Heiko Elm: Zertifizierung für Biobetrieb steht auf dem Spiel

Sicherlich ist er mit seinem Wohnhaus samt Landwirtschaft in Leitungsnähe der am meisten Betroffene im Markt Zeitlofs - aber nicht der einzige. Auf dem Plateau, wo die beiden Trassenvarianten wieder zusammentreffen würden, betreibt Heiko Elm seinen biologischen Heilsberghof. Die Stromleitung würde seine Weideflächen durchschneiden, sagt er. "Wir müssen die Tiere raustun, auch während der Bauphase", berichtet er der Redaktion. Ansonsten ließen sich die Vorgaben an einen Biobetrieb nicht einhalten; die Zertifizierung sei in Gefahr.

Auch die Zugangswege zu Baustelle und Strommasten könnte zum Problem werden. "Letztendlich muss alles über unseren Hof." Auch befürchtet Elm Beeinträchtigungen für seine Tiere und die Quelle, aus der er das Wasser für seine Beweidung zieht. Zudem würde er direkt auf die Masten blicken; Elm spricht von "zwei bis drei Stück".

Keine Hoffnung auf Erdverkabelung

Alle diese Einwendungen richteten Müller und Elm beim Infomarkt auch an Tom Wagner. Der Tennet-Mitarbeiter äußerte ein gewisses Verständnis, sprach aber auch davon, dass man im gesetzlichen Rahmen handele. Die Bundesnetzagentur habe nach einem langen Anhörungsverfahren so entschieden. Gesundheitsgefahren seien von der Freileitung nicht zu befürchten; man müsse lediglich eine verbaute Aussicht und ein leichtes Brummen bei Feuchtigkeit in Kauf nehmen.

Hoffnung darauf, dass die P43 bei Zeitlofs doch noch unter die Erde kommt, macht Wagner den Betroffenen keine. Eine Erdverkabelung sei nur möglich, wenn der Mindestabstand zu Bebauung im Außenbereich von 200 Metern über eine längere Strecke nicht eingehalten werden kann. Das sei auf Zeitlofser Gemarkung nicht der Fall. Tennet werde diese Option nicht von sich aus in seine Planung einbringen. Sollte der Vorhabenträger, also der Bund, das Unternehmen dazu verpflichten, werde man eine Erdverkabelung aber prüfen.

Masten möglichst weit vom Anwesen halten

Für Heiko Elm ist ein unterirdischer Trassenverlauf auch keine Lösung. "Das Bodengefüge wird gestört. An den Kabeln entsteht Wärme; der Boden trocknet aus." Er hofft auf eine Verschiebung der Stromleitung an seine Grundstücksgrenze. So wäre die Bewirtschaftung seiner Flächen weniger betroffen.

Auch Florian Müller will sehen, "dass Masten und Leitung möglichst weit vom Hof wegkommen". Gegen die Stromleitung an sich könne man "letzten Endes nichts machen".

 

Mehr zur P43 und anderen Stromleitungen lesen Sie hier:

 
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